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Die Internationale I.A.A. V 0.2

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28 GUSTAV LANDAUER<br />

zialdemokratisches Ministerium, daß es die Geschäfte weiterführe. Es<br />

setzte sich zusammen aus Mehrheitlern und Unabhängigen, und Hoffmann<br />

war der Präsident. <strong>Die</strong>ses Ministerium wurde nachträglich von<br />

der Mehrheit des damaligen Landtages bestätigt; aber als es tatsächlich<br />

arbeiten und bescheidene soziale Maßnahmen treffen wollte, erhub<br />

die bürgerliche Presse ein fürchterliches Geschrei. Man behinderte<br />

die Weiterarbeit nach allen Regeln der Niedertracht. Das revolutionäre<br />

Proletariat verlor die Geduld, wurde unruhig und verlangte stürmisch<br />

die Fortführung der sozialen Maßnahmen, indem es versicherte,<br />

daß es mit seiner ganzen Kraft hinter dem Ministerium stehe. Obwohl<br />

in der Masse wenig Verständnis für die Aufgaben einer Rätewirtschaft<br />

vorhanden war, wurde der Ruf darnach immer lauter. Man hatte<br />

aber dabei immer noch die Hoffnung und den Wunsch, das Ministerium<br />

zu stärken und ihm gegen die Bourgeoisie Widerstand einzuflößen.<br />

Aber nach kurzem Schwanken warfen sich die sozialdemokratischen<br />

Minister, mit Ausnahme der Unabhängigen, auf die Seite des Bürgertums.<br />

<strong>Die</strong> Gunst des Bürgertums und ihre sicheren Ministersessel<br />

waren ihnen lieber als das Schicksal der Arbeiterschaft. <strong>Die</strong> Räterepublik<br />

war etabliert worden, und Landauer wurde beauftragt, für Aufklärung<br />

zu wirken. Aber sein Wirken dauerte nicht lange. Wenige<br />

Tage nach der Proklamierung der Räterepublik, woran sich die Kommunistische<br />

Partei als solche anfangs übrigens nicht beteiligte, veranstalteten<br />

sozialistische und reaktionäre Elemente einen Putsch.<br />

<strong>Die</strong>ser Putsch wurde mit Hilfe der Kommunisten niedergeschlagen,<br />

wonach sich auch diese an der Räterepublik beteiligten und an der<br />

Regierung teilnahmen. Da mochte Landauer eingesehen haben, daß<br />

sein Weiterwirken an der Sache keinen Sinn mehr habe, und er zog<br />

sich zurück.<br />

Inzwischen war die famose Arbeiterregierung nach Bamberg verzogen<br />

und hatte gegen das rebellische München Truppen herbeigerufen,<br />

die die Ordnung wieder herstellen sollten. Im Namen Hoffmanns<br />

und seiner würdigen Kollegen fielen am 1. Mai (welch ein blutiger<br />

Hohn; gerade am Weltarbeiterverbrüderungstage!) die Soldaten und<br />

Freiwilligenkorps über München her. Wie sie dort hausten, ist allgemein<br />

bekannt. Am 2. Mai nahmen sie in der Wohnung der Frau<br />

Eisner Gustav Landauer fest, schleppten ihn ins Stadlheimer Gefängnis,<br />

wo sie ihn in bestialischer Weise wie einen Hund erschlugen.<br />

<strong>Die</strong> Mörder gingen straffrei aus, im neuen Deutschland keine Seltenheit.<br />

So starb Landauer, einer der größten sozialistischen Denker<br />

Deutschlands, unbeugsam in seinem Charakter, tapfer und beispielgebend<br />

in seiner Lebensführung. Wir sind der festen Ueberzeugung,<br />

daß Landauers Geist noch in der Menschheit fortwirken und fortzeugen<br />

wird, wenn seine Mörder und Widersacher schon längst vergessen<br />

sind. Trotzdem sie ihm vorzeitig das Wort abgeschnitten haben<br />

und ihn tot wähnen: er lebt weiter, und sein Same wird aufgehen.

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