Die Internationale I.A.A. V 0.2

46 JENSEN: I.A.A. UND DAWESABKOMMEN
Diese Dinge müssen hier unbedingt ausgesprochen werden. Sie müssen auch
in der dem Kongresse vorgelegten Resolution über das Dawesabkommen
rücksichtslos zum Ausdruck kommen, wenn sie die Zustimmung unserer Genossen
zu Hause finden soll.
Jensen, Schweden, hat im Prinzip nichts gegen die vorliegende Resolution
einzuwenden, wünscht jedoch einige Abänderungen. Es kann taktisch
als Unklugheit betrachtet werden, die Arbeiterklasse eines Landes, wie
Deutschlands, als gemeinsamen Märtyrer hinzustellen. Es ist unbedingt erforderlich,
daß auch die eigene Verantwortung der Arbeiterschaft hervorgehoben
werde. Die Gefühle kollektiven Märtyrertums bei eines Landes Arbeiterschaft
können leicht zur Quelle des Nationalismus und Patriotismus
werden, und! damit dem Militarismus und Krieg geistige Nahrung bieten. Das
Dawesabkommen ist ein natürliches Ergebnis des Krieges. Der Krieg ist
seinerseits das Resultat des kapitalistischen Imperialismus, aber auch die Arbeiterklasse
trägt die Verantwortung: der Weltkrieg wurde geführt und konnte
nur geführt werden mit den nationalistisch vergifteten Proletariern, die das
Schlachtopfer des Schlachtfeldes wurden, aber technisch den Krieg von den
Fabriken und Arbeitsplätzen aus speisten. Es ist notwendig, daß die Arbeiterklasse,
und die deutsche nicht zuletzt, ihre Schuld in dieser Hinsicht anerkennt,
da das Zugeständnis eines Fehlers die Voraussetzung für dessen
Beseitigung ist. Das wirtschaftliche Elend, das unter den breiten Massen
der deutschen Arbeiterschaft herrscht, kann nicht nur auf das Dawesabkommen
zurückgeführt werden, dieses Elend ist auch die Folge der Untätigkeit
des deutschen Proletariats, die von der politischen, nationalistischen
und patriotischen Rücksichtnahme diktiert ist, die auf den geistigen Einfluß
der korrumpierten Sozialdemokratie über die Massen zurückzuführen ist.
Die Untätigkeit der deutschen Arbeiterschaft während der Inflation in
Deutschland, die rücksichtsloseste kapitalistische Plünderung eines Volkes,
die die Geschichte kennt, ist ein trauriges Beispiel hierfür. Auch hier können
die Arbeiter nicht von der Verantwortung befreit werden. Nichsdestoweniger
ist es selbstverständlich richtig, daß das Dawesabkommen ein
Attentat gegen das internationale Proletariat ist, das politische Reaktion,
wirtschaftliches Elend und neue kriegerische Verwicklungen im Gefolge
führen muß. Es genügt aber nicht, das zu konstatieren, man muß praktische
Richtlinien für dessen Bekämpfung geben. Das Dawesabkommen ist ein
Versuch des Imperialismus, die durch Kampf erreichten Errungenschaften
des internationalen Proletariats zu durchbrechen. Der Kampf gegen dieses
Attentat muß deshalb international geführt werden. Der Durchbruchsversuch
setzt durch einen konzentrischen Anfall auf den Frontabschnitt der deutschen
Arbeiterklasse ein. Da ist es die selbstverständliche Pflicht des internationalen
Proletariats, alle seine Reserven auf dem Punkte einzusetzen, damit
die Front nicht nachgibt. Der deutschen Arbeiterklasse muß ihre Pflicht vorgehalten
werden, mit Ueberwindung aller nationalistischen Vorurteile ernsthaft
den Kampf gegen den Kapitalismus aufzunehmen, diese Forderung an
die deutsche Arbeiterschaft muß selbstverständlich begleitet werden von der
opferwilligen Unterstützung des internationalen Proletariats. Die erste Aufgabe
einer praktischen Bekämpfung des Dawesabkommens muß darin bestehen,
die deutsche Arbeiterschaft bei der Bekämpfung des Kapitalismus
zu unterstützen, da der Kapitalismus das Bestreben hat, die deutschen Arbeiter
zu Kulis des internationalen Kapitalismus zu machen.
Pfemfert hätte nach dem Referat Rockers eigentlich nichts mehr zu der
Frage hinzuzufügen, ist aber doch der Meinung, daß die Resolution Lansink
eine scharfe Abgrenzung vermissen lasse. Es würde in Deutschland patriotisch
wirken, wenn in einer Resolution der I.A.A. gegen das Dawesgutachten