Die Internationale I.A.A. V 0.2

BORGHI: KAMPF GEGEN DIE INTERNATIONALE REAKTION 29
Er hat alle Prinzipien gefälscht, alle verunreinigt. Mit dem Ergebnis, daß die
faschistische Partei sich aus Elementen zusammensetzt, die wie ein Bilderrätsel anmuten,
Menschen ohne Glauben, ohne Leidenschaft selbst für eine schlechte Idee. Daher
die Unmöglichkeit, einen Zusammenhang unter den faschistischen Elementen zu
schaffen und ihnen eine feste Grundlage zu geben. Daher die beispiellose und systematische
Verlumpung seiner „Helden"! Daher die fortgesetzten Skandale, die nie von
der Tagesordnung des Faschismus verschwinden. Daher der Mangel an Solidarität
unter den Emporkömmlingen, sobald ihren Verbrechen irgendwelche Verantwortung
droht.
Daraus geht zur Genüge hervor, daß man den Faschismus mit keiner anderen
Form der Reaktion vergleichen kann.
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Der Faschismus hat eine ganze Reihe antifaschistischer Strömungen hervorgerufen,
die für das Proletariat eine Gefahr in sich bergen. Die Bourgeoisie kann natürlich mit
Mussolini und seiner Bande nicht zufrieden sein- Er hatte ihr gedient als Werkzeug
gegen das Proletariat. Sie dachte ihm dafür ihren Dank auszusprechen und ihn nach
Hause zu schicken. Allein Mussolini war nicht derselben Meinung.
Die Demokratie erklärte nunmehr, daß sie bereit sei, sich an die Spitze einer Bewegung
zu setzen, um „die Freiheit" wieder herzustellen und begehrt zu diesem Zweck die
Hilfe des Proletariats- Die Parole ist: „Gegen jede Diktatur!"
Der antifaschistische Block würde dadurch also notwendigerweise auch zu einem
antibolschewistischen Block werden. Aus diesem Grunde ergeben sich für uns folgende
Fragen:
Erstens: Können wir mit der Demokratie einen Block schließen gegen den
Faschismus?
Zweitens: Können wir mit der Demokratie auch gegen jene andere Form der
Reaktion einen Block bilden, die im Bolschewismus ihren Ausdruck findet?
Um sich hier zurechtzufinden, müssen wir die Rolle, welche die Demokratie im
Faschismus gegen das Proletariat gespielt hat, etwas näher in Augenschein nehmen.
Ich habe bereits erklärt, daß Mussolini der Bourgeoisie als Werkzeug gedient hat. Das
ist unbestreitbar. Allein es waren nicht ausschließlich Mussolini und die Seinen, welche
das Proletariat besiegt haben zur Zeit der Besetzung der Betriebe. Mussolini hatte
sogar nicht den Mut, sich an die Spitze der Gegner zu stellen, die sich gegen die Besetzung
sträubten. Im Gegenteil, ein Jahr vorher hatte er selbst die Besetzung
gepredigt, und zwar aus demagogischen Gründen, um sein Ansehen zu wahren, damit
er desto besser den Haifischen der auswärtigen imperialistischen Politik dienen könne,
die ihn bezahlten.
Es war also nur mit der Hilfe der bürgerlichen Demokratie, einerlei, ob sie nun
weltlich oder katholisch war, möglich, daß Mussolini seine Rolle als Retter der bedrohten
Ordnung spielen konnte, nachdem Giolitti mit der Hilfe der Reformisten das letzte
mächtige Aufflackern der revolutionären Initiative erstickt hatte, das in der Besetzung
der Betriebe seinen Ausdruck fand.
In der Tat ist es nötig, in dem Faschismus zwei Phasen zu unterscheiden: seine
Rolle von 1920 bis 1922, als er noch außerhalb der Regierung wirkte, und seine Rolle als
regierende Partei nach 1922.
In beiden Phasen seiner Existenz wurde der Faschismus vom Staate unterstützt.
In seiner ersten Phase war es der demokratische Staat, welcher den Faschismus deckte
und ihm den Weg ebnete, indem er seine Anhänger mit Waffen versah, die sie nötig
hatten. Es waren die Bourgeoisie, die Demokratie, die Anhänger d'Annunzios, die Freimaurer,
die große Presse, welche dem Faschismus den Weg gebahnt haben.
In der zweiten Phase war es der faschistische Staat, welcher den Besiegten (Proletariat)
und den Siegern, d. h. der Bourgeoisie, der Bank, der Industrie, den Kampfbrigaden
usw. seine Befehle erteilte. Es war der faschistische Staat, der bald keine
„menschlichen Werte" außerhalb der faschistischen Partei mehr anerkannte. Erst dann
entwickelte sich der Zwiespalt zwischen den Siegern über das Proletariat Doch darf
man sich darüber keiner Täuschung hingeben, denn der ganze Zwiespalt ist lediglich
ein Kampf um die Verteilung der Beute Tatsache ist, daß Christen und Demokraten
(heute in der Opposition) im Ministerium Mussolinis vertreten waren. Sogar ein Führer