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Die Internationale I.A.A. V 0.2

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38<br />

<strong>Die</strong> gegenwärtige Lage der anarcho-syndikaustischen<br />

Arbeiterföderation in Spanien.<br />

Von J. P e i r o s , Spanien.<br />

Ehrlich gestanden: <strong>Die</strong> Angriffskräfte<br />

der anarcho-syndikalistischen Arbeiterföderation<br />

in Spanien sind in unmittelbarer<br />

Gegenwart fast vollständig lahmgelegt.<br />

Wohlgemerkt, nur die Angriffsmöglichkeiten<br />

sind zurzeit nicht gegeben.<br />

Denn nichts ist irriger, als die selbsttrügerische<br />

Einbildung der herrschenden<br />

Mächte und Träger des kapitalistischen<br />

Systems in Spanien, die organisatorische<br />

und geistige Triebkraft des wirklich revolutionären<br />

spanischen Arbeitervolks sei<br />

gebrochen. <strong>Die</strong> Reaktionäre aller Schattierungen<br />

Spaniens (die übrigens von gewissen<br />

Sozialdemokraten und Parteikommunisten<br />

in verblendeter Kurzsichtigkeit,<br />

gegebenen Falles auch durch schnöden<br />

Verrat, unterstützt werden) versuchen<br />

zwar mit allen Mitteln ihrer unsauberen<br />

Demagogie, die weitere Oeffentlichkeit<br />

glauben zu machen, die Gefahr des<br />

Anarcho-Syndikalismus existiere nicht<br />

mehr. Sowohl die Demagogen selbst, wie<br />

ihre Gläubigen im Lager der Parteipolitiker<br />

und des satten Bürgertums werden<br />

in absehbarer Zeit ein böses Erwachen erleben.<br />

Das steht für jeden nüchternen Beobachter<br />

fest, der nur einigermaßen mit<br />

den Ueberlieferungen des revolutionären<br />

spanischen Proletariats vertraut ist<br />

<strong>Die</strong> scheinbare Ruhe in Spanien muß<br />

man sich aus den barbarischen Unterdrückungsmaßnahmen<br />

erklären, denen das<br />

revolutionäre Spanien im Laufe der letzten<br />

sechs Jahre ausgesetzt war. Sie verfolgten<br />

das ausgesprochene Ziel, die anarcho-syndikalistischen<br />

Arbeiterorganisationen zu<br />

vernichten. Weder die Sozialdemokraten<br />

noch die Parteikommunisten haben jene<br />

brutalen Konsequenzen zu spüren bekommen.<br />

In diesen Kreisen hat man auch<br />

nicht im entferntesten die Schmerzen und<br />

die Trauer mitempfunden und geteilt, wie<br />

sie von einem blutigen Drama zum andern<br />

im Lager der Anarcho-Syndikalisten aufgewühlt<br />

wurden.<br />

Kann man also darüber erstaunt sein,<br />

wenn wir aufrichtig zugeben müssen, daß<br />

die Triebkräfte unserer Arbeiterföderationen<br />

gegenwärtig keine aktive Tätigkeit<br />

zu entwickeln vermögen?<br />

Und doch: jener Sieg der reaktionären<br />

Mächte Spaniens über die am äußersten<br />

vorgeschobenen Posten der spanischen Arbeiterbewegung<br />

kämpfenden Anarcho-Syndikalisten<br />

war ein Pyrrhussieg, der den<br />

SPANIEN<br />

SPANIEN.<br />

angstbeklommenen „Siegern", wie ihren<br />

unnatürlichen Helfern, den Sozialdemokraten<br />

und Parteikommunisten, bald<br />

sauer genug aufstoßen dürfte.<br />

Eine kleine Auslese schwerwiegender<br />

Umstände und infamer Hilfsmittel mag<br />

dem Leser zeigen, wie jener Pyrrhussieg<br />

zustande kam. Zunächst eine Gesetzgebung,<br />

die der Regierung gestattet, ohne<br />

Rücksicht auf konstitutionelle Garantien<br />

jeden Bewohner des Landes, der dem herrschenden<br />

System unbequem wird, kurzerhand<br />

zu verhaften.<br />

Jeder Esel, außer den spanischen Gewalthabern,<br />

wird zugeben, daß man mittels<br />

solchen Gesetzleins nebst obligater<br />

Skrupellosigkeit ein ganzes Volk in zwei<br />

Hälften spalten kann, nämlich eine Minderheit,<br />

die lieber den Nacken bricht als<br />

ihn beugt und eine Mehrheit, die aus<br />

Klugheitsrücksichten scheinbar nachgibt,<br />

um unter günstigeren Verhältnissen mit<br />

verdoppelter Wucht gegen das verhaßte<br />

Gewaltregiment Sturm zu laufen. Während<br />

der Auswirkungen jenes Gesetzes in<br />

der hemmungslosesten Gewaltperiode vom<br />

November 1922 bis September 1923 war<br />

denn auch nichts anderes zu erwarten, als<br />

daß die Mehrheit in den revolutionären<br />

Arbeiterbünden an aktiver Betätigung die<br />

schwerste Einbuße erlitt.<br />

Um diese herrlichen sozialrevolutionären<br />

Organisationsgebilde vollends zu<br />

vernichten, formierten zu dieser Zeit die<br />

Aasgeier jeder bürgerlichen Gewaltherrschaft,<br />

die weißen Terroristen, ihre Horden<br />

in dem kindlichen Unterfangen, durch<br />

die feige Ermordung eines allerdings hervorragend<br />

fähigen spanischen Anarchisten<br />

dem Anarcho-Syndikalismus den Rest zu<br />

geben. Einer der begabtesten Vorkämpfer<br />

und klarsten Denker des spanischen Anarchismus,<br />

unser unvergeßlicher Kamerad<br />

Salvador Segui, fiel jenen Eintagsfliegen<br />

im Entwicklungsleben des spanischen Völkerfortschritts<br />

zum Opfer.<br />

Indes, weder der weiße Terror noch<br />

sein Nährvater und Schutzpatron, der spanische<br />

Staat und seine Kreaturen, vermochten<br />

die Glut der Empörung und Begeisterung<br />

in den Schädeln der Anarcho-<br />

Syndikalisten zu ersticken.<br />

Angesichts dieser namenlosen Kräfte<br />

des spanischen Proletariats erschien es als<br />

eine groteske Komödie, als die militarischen<br />

Machthaber sich anschickten, die<br />

Vernichtung des spanischen Anarcho-<br />

Syndikalismus dem reaktionären Bürgertum<br />

auch noch durch mancherlei militärdespotische<br />

Maßnahmen zu „beweisen".

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