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Die Internationale I.A.A. V 0.2

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Glaubt ihr denn, wenn zum Beispiel die Polizei oder die Kerkermeister eine<br />

Gewerkschaft gründen, um vom Staate bessere Entlohnung für ihre infame Berufsbetätigung<br />

zu bekommen, daß diese Menschen Syndikalisten geworden sind? So<br />

haben auch die Politikanten und die Pfaffen vieler Länder Arbeiterorganisationen<br />

gegründet, um diese letzten Endes besser für die Interessen der herrschenden<br />

Klasse oder des Staates (ob jener nun gelb oder rot ist, ist einerlei — denn nicht<br />

alle Staaten sind rot von Arbeiterblut) mißbrauchen zu können. Deshalb<br />

haben diese nicht die geringste Geistesverwandtschaft mit dem Syndikalismus.<br />

Das Beispiel ein und derselben Flasche, die entweder Wein oder Wasser oder<br />

gar Petroleum enthält, ist hier einleuchtend!<br />

Wir haben es hier nicht mit einer etymologischen Frage zu tun, sondern<br />

lediglich mit der Klarheit der Ausdrücke, die dazu dienen, die Ideen begrifflich in<br />

leicht verständliche Form zu kleiden. Fragen von historischer Bedeutung, aus deren<br />

Beantwortung sich die Wurzel über den natürlichen Ursprung der Bewegung<br />

finden läßt.<br />

Ursprünglich bedeutete Syndikalismus Vertrag, im Gegensatz zu den philosophisch-politischen<br />

Theorien, die die neuen politischen Vereine in Italien ausüben.<br />

Ob es nun Syndikate der Partei oder selbst der Regierung, oder ob sie<br />

genossenschaftlicher Natur sind, immer sind es unechte, konservative oder gar<br />

reaktionäre Verbände. Genau wie jene, die sich Vereine oder Genossenschaften<br />

nennen, ohne eine klare Zielsteuerung erkennen zu lassen. Ihre Betätigungsmethoden<br />

kann man philantropisch, pazifistisch nennen, sie können sich der Werke<br />

der Nächstenliebe befleißigen oder Protektionswirtschaft betreiben, aber sie können<br />

niemals als syndikalistische Aktionen bezeichnet werden.<br />

Von Syndikalismus kann man nur reden, wenn die Ideen der sozialen Umgestaltung<br />

von der Aktion der proletarischen Angriffsfronten getragen werden<br />

und auf dem Boden des Klassenkampfes stehen.<br />

Für den Syndikalismus wirken heißt, wenn man dem Proletariat von der Vormundschaft<br />

der Parteien, der Protektion der Philantropen der Illusion des Parlaments,<br />

der Gaunerei der sozialen Reformen, der Sterilität der Gewerkschaften, der<br />

Gefahren des Zentralismus erzählt. Und wenn man so den Syndikalismus verständlich<br />

macht, dann erklären Pfaffen, Unternehmer, Reformisten, Parlamentarier,<br />

Sozialdemokraten und alle übrigen Streber zu den Staatskrippen, daß sie alle unbedingt<br />

antisyndikalistisch sind und den Syndikalismus für den schlechtesten, den<br />

abscheulichsten Betrug halten, der je gegen die heilige Ordnung der Gesellschaft<br />

verübt wurde.<br />

Weil aber der Name Pelloutier in Frankreich wie ein leitender Stern erglänzt,<br />

wollen wir ihn und seinen Werdegang der Arbeiterschaft in der <strong>Internationale</strong><br />

näherbringen.<br />

* * *<br />

Nach einer Jugend der Studien und der demokratischen Illusionen kam<br />

Pelloutier etwa im Jahre 1892 aus der Provinz nach Paris, wo er 25 Jahre früher,<br />

im Jahre 1867, geboren wurde. Hier entwickelten sich in ihm alle Energien seines<br />

rebellischen Temperaments und seines für alles Neue empfänglichen Geistes. Er<br />

trat den Sozialisten näher, aber kaum hatte er mit deren politischen Kreisen<br />

Fühlung genommen, regte sich schon sein Mißtrauen. Auf dem nationalen sozialistischen<br />

Kongreß von St. Nazaire bezeichnete man ihn bereits als einen Ketzer.<br />

Während alle Parteiführer nur an die Wahlen dachten und von anderen Nichtigkeiten<br />

redeten, schlug er eine Abstimmung vor für den Generalstreik. Eine Idee,<br />

die schon in den Reihen der <strong>Internationale</strong> erörtert wurde.<br />

<strong>Die</strong> 1880 entstandenen politischen Parteien taten aber alles, um die Verbreitung<br />

jener Idee zu verhindern. Pelloutier entwickelte sich sehr bald zum antistaatlichen<br />

Sozialisten, wurde Anarchist. Er führte den Kampf auf revolutionär-gewerkschaft-<br />

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