Die Internationale I.A.A. V 0.2
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162 SPANIEN<br />
begannen ihren Wiederaufbau und die<br />
Arbeiterschaft konnte nun wieder die<br />
Forderungen stellen, die ihr während der<br />
Unterdrückungsperiode entwunden wurden.<br />
<strong>Die</strong> Propaganda setzte aufs neue<br />
ein, es kam wieder zu täglichen Kämpfen.<br />
Wir bekamen unsere alte Kraft wieder,<br />
der Tod unserer C.N.T. war nur ein<br />
Scheintod, Barcelona wurde, was es immer<br />
gewesen ist. Noch rann das vergossene<br />
Blut, noch waren die Wunden<br />
nicht geheilt und doch dachte man schon<br />
an neue Kämpfe. Barcelona ist die Seele<br />
und die Energiequelle unsere C.N.T.<br />
Während das Bürgertum mit seinen<br />
Verbündeten staunend diese Wiedergeburt<br />
betrachtete, vollführte das Proletariat<br />
die Transportarbeiterbewegung, die<br />
ein bewundernswürdiges Beispiel an Solidarität<br />
ohne gleichen, an Opferwilligkeit<br />
und Kampfesmut darstellt. Noch einmal<br />
zeigte sich die Unterdrückungstaktik wirkungslos!<br />
. . . <strong>Die</strong> Bourgeoisie, unfähig<br />
zu verstehen, daß es unmöglich ist etwas<br />
zu zerstören, was unzerstörbar ist, ließ<br />
sich von den Militaristen aufs neue Mut<br />
einflößen und nach 15 Monaten relativer<br />
Ruhe setzte eine neue Unterdrückungsperiode<br />
ein. So kam es zu dem Staatscoup<br />
am 13. September 1923, der Primo<br />
de Rivera zur Macht brachte.<br />
<strong>Die</strong> hier gemachten Darlegungen über<br />
die Ereignisse, die sich seit 1914 in Spanien<br />
abspielten, haben gezeigt, daß die<br />
Brutalität bei den Verfolgungen mit dem<br />
Prozeß der Entwicklung innerhalb der<br />
revolutionären Tendenzen parallel lief.<br />
<strong>Die</strong> C.N.T. bildete für die Herrschenden<br />
eine Gefahr, die um jeden Preis zerstört<br />
werden mußte. Das versuchten die Militaristen<br />
zu verwirklichen, das Militärdirektorium<br />
hatte sich jedoch überzeugen<br />
müssen, daß dieses Unternehmen auf<br />
große Schwierigkeiten stieß. Um alle<br />
Hoffnungen und den Geist der Revolution<br />
im Proletariat zu ersticken, mußte man<br />
mit den Soldaten rechnen. <strong>Die</strong> Soldaten<br />
aber waren seit dem Konflikt im Elektrizitätswerk<br />
Canadiense und der Meuterei<br />
in der Carmen-Kaserne zu Saragossa nicht<br />
mehr verläßlich. Um mit allen aufrührerischen<br />
Erscheinungen ein Ende zu<br />
machen, keineswegs, um die politische<br />
Verwaltung des Landes zu ändern, ergriff<br />
Primo de Rivera die Macht. <strong>Die</strong>ser Diktator<br />
steht weit unter einem Durchschnittsmenschen.<br />
Was durch die Intelligenz<br />
nicht erreicht wird, soll durch den<br />
konservativen Instinkt ersetzt werden.<br />
<strong>Die</strong> Geschichte von Mateu und Nicolau<br />
spricht mit großer Beredsamkeit. Daß<br />
sie nicht hingerichtet, sondern zu lebenslänglichem<br />
Gefängnis „begnadigt" wurden,<br />
ist nicht eine großzügige Handlung,<br />
die man bei einem Subjekt mit den moralischen<br />
Qualitäten eines Primo de Rivera<br />
nicht voraussetzen kann.<br />
Es ist selbstverständlich, daß die gegenwärtige<br />
militärische Diktatur für unsere<br />
Bewegung im allgemeinen und die C.N.T.<br />
im besonderen von sehr schlechtem Einfluß<br />
gewesen ist. Wenn die C.N.T. das<br />
Ende der Diktatur überleben kann, dann<br />
ist es möglich, sogar gewiß, daß sie nach<br />
dem Sturz der Diktatur zu einer Bedeutung<br />
gelangen wird, die sie bisher noch<br />
niemals erreicht hat. Allen Anzeichen<br />
nach neigt die Diktatur ihrem Ende zu.<br />
Sie hat in jeder Beziehung und auf allen<br />
Gebieten kläglich bankrott gemacht. <strong>Die</strong><br />
Armee ist zerrissen, die Monarchie und<br />
der König selbst sind mehr denn je verhaßt.<br />
<strong>Die</strong> wahren Gründe der letzten<br />
Verfolgungen sind ans Tageslicht gekommen.<br />
Das Direktorium kann sich nur<br />
noch auf einige reaktionäre Elemente<br />
stützen. Es ist Lüge, wenn es behauptet,<br />
die öffentliche Meinung hinter sich zu<br />
haben. <strong>Die</strong> Presse, die Arbeiterklasse,<br />
die Intellektuellen, der Mittelstand und<br />
selbst ein großer Teil der Bourgeoisie, ja<br />
sogar Militärs, erklären sich offen gegen<br />
das Direktorium. Wenn die Zeitungen<br />
nicht unter der Zensur stehen würden,<br />
dann würde in 24 Stunden eine unmögliche<br />
Atmosphäre für die Militärdiktatur<br />
vorhanden sein. Man spricht bereits<br />
jetzt offen mit Verachtung vom Direkterium.<br />
<strong>Die</strong> Handlungen des Direktoriums<br />
auf dem Gebiete der Wirtschaft, der Finanzen<br />
und des Schulwesens, sind derart<br />
zerfahren und widerspruchsvoll, daß demgegenüber<br />
die größten Irrtümer und<br />
Dummheiten des sogenannten früheren<br />
Regimes glänzend erscheinen. <strong>Die</strong> öffentlichen<br />
Gelder sind niemals auf solche unverschämte<br />
Weise wie jetzt gestohlen<br />
worden.<br />
<strong>Die</strong> Offiziere verrichten jetzt einen Teil<br />
unserer Arbeit, indem sie den Soldaten<br />
täglich Beispiele von Indisziplin geben,<br />
worüber wir uns nicht beklagen.<br />
Man wird sicher die Frage stellen,<br />
warum wir mit der Diktatur kein Ende<br />
machen, da diese doch keine Anhängerschaft<br />
hinter sich hat!<br />
Wir haben uns mit verschiedenen politischen<br />
Elementen verbunden, um eine<br />
revolutionäre Bewegung ins Leben zu<br />
rufen, die nicht nur mit dem Direktorium,<br />
sondern auch mit der Monarchie ein Ende<br />
macht. Wir haben mit ihnen gemeinsam