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Die Internationale I.A.A. V 0.2

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licher Grundlage, um die Bewegung zu erweitern und zu vertiefen, und er war es,<br />

der ihr zur Leitidee die direkte Aktion gab. Er propagierte unermüdlich den Gedanken<br />

des Generalstreiks. Er warnte die Arbeiterschaft vor den Illusionen der<br />

sozialen Gesetzgebung. Er betrieb die Ausschließung der kompromittierten Parlamentarier<br />

aus den Selbstverwaltungen der proletarischen Kampfverbände.<br />

Gleichzeitig versuchte er die Vorteile, die durch direkte Aktionen errungen<br />

wurden, zu befestigen. Zu alledem kam sein heißes Bemühen, in den Massen die<br />

Reife zur Uebernahme der Gesamtproduktion zu fördern und neue gesellschaftliche<br />

Gebilde unter Ausschluß der Staatsgewalt, der Diktaturpossen, der Autorität und<br />

der hemmenden Zentralisation aufzubauen. <strong>Die</strong> Idee der Arbeiterbörsen, die er<br />

schuf und in Wirklichkeit umsetzte, und die föderierten freien Kommunen nähern<br />

sich im Geiste der Sowjetidee mit dem Unterschiede, daß sein Gedankengang<br />

durchaus herrschaftslos kommunistisch, also im engsten Sinne des Wortes antistaatlich<br />

war. <strong>Die</strong> Lehre von Proudhon, die in Frankreich so reiche Spuren hinterließ,<br />

verband er mit dem Idealismus eines Bakunin. Das Proletariat hat die Gabe,<br />

aufrichtige Männer, die sich ihm mit Hingebung nähern, sehr schnell zu verstehen.<br />

Nun folgten für Pelloutier zehn Jahre des erbittertsten, fieberhaft erregten Klassenkampfes,<br />

in denen er die unfruchtbare Politik der Parlamentarier für die Arbeiterbewegung<br />

bloßlegte. Das und nichts anderes ist der revolutionäre Syndikalismus,<br />

der danach strebt, die unterdrückte Klasse zu einer selbständigen und befreienden<br />

Macht zu bringen, die nicht andere regieren will, aber auch nicht regiert werden<br />

will, sondern darauf hinsteuert, eine Gesellschaft von freien Produzenten unter<br />

Freiem Austausch der Produkte zu bilden.<br />

<strong>Die</strong> Föderation der Arbeiterbörsen in Frankreich war Pelloutiers Werk.<br />

Pelloutiers Leben war kurz, aber trotzdem nicht erfolglos.<br />

Schon in der Kindheit zog Pelloutier sich ein Lungenleiden in dem Seminar zu,<br />

wo er als Knabe im Internat aufgezogen werden sollte. <strong>Die</strong>se persönlichen Angaben<br />

verdanken wir Pelloutiers Bruder, der in einem seiner Bücher uns darüber berichtet.<br />

Pelloutiers fruchtbares Leben wurde nur allzu kurz bemessen. Sein unruhiges,<br />

arbeitsreges Temperament ging bis zum letzten Atemzuge von 1892 bis 1901 im<br />

erbittertsten Klassenkampf für die revolutionäre Bewegung auf.<br />

Pelloutier hinterließ uns eine Reihe wertvoller Bücher: „Das Leben der Arbeiter<br />

in Frankreich", „<strong>Die</strong> Geschichte der Arbeiterbörsen in Frankreich" und andere.<br />

Das letztgenannte Buch sollte ganz besonders von allen Genossen, insbesondere<br />

von den Kameraden der anderen Länder, gelesen werden. Auch die Kollektion<br />

der Zeitschrift „l'Ouvrier des Deux^Mondes", eine Zeitung für die Arbeiterschaft<br />

beider Hemisphären, gegründet und geleitet von Pelloutier, enthält interessante und<br />

wertvolle Arbeiten.<br />

Pelloutier wohnte dem internationalen Kongreß in London 1896 bei, wohin ihn<br />

sein entschlossener Kampfesmut gegen den Parlamentarismus zog. Hier wurde er<br />

in seinen Ideen von Malatesta, Luise Michel, Pietro Gori, Landauer, Domela,<br />

Nieuvenhuis und anderen Genossen aus dem antiparlamentarischen Lager unterstützt.<br />

Er kam als Delegierter der französischen Genossen. Der Kongreß endete<br />

mit einem gänzlichen Mißerfolg der Parlamentarier. Trotz der Gegenwart der<br />

bekanntesten Köpfe der Sozialdemokraten, unter ihnen der gegenwärtige Präsident<br />

der französischen Republik, Millerand, erklärte sich die Majorität der französischen<br />

Sektion gegen den von den Parlamentariern gewollten Ausschluß<br />

und gegen das politische Sektierertum. Es wäre interessant, aus den damaligen<br />

Zeitschriften die inhaltslosen Behauptungen und lächerlichen Einwände der Parlamentssozialisten<br />

gegen die revolutionäre Bewegung und ihre Kampfmethoden<br />

nachzudrucken.<br />

Es ist bis zu seinem Ende das Verdienst unseres Pelloutier gewesen, die Entwicklung<br />

des Syndikalismus mit allen Kräften zu fördern. Es kann sogar gesagt<br />

werden, daß die spätere Entwicklung des Syndikalismus in Frankreich in der Rich-<br />

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