Die Internationale I.A.A. V 0.2

36 MITTEILUNGEN DES SEKRETARIATS DER I.A.A.
die internationale Arbeiterbewgung zu
kaufen, hat Moskau keinen Erfolg gehabt.
Die Arbeiterschaft beginnt endlich die
Schaukelpolitik Moskaus von sich zu
weisen und wendet sich in immer größeren
Scharen mit Abscheu von den Nutznießern
der russischen Revolution ab. Die
Moskauer Diktatoren merken, daß es
immer einsamer wird um sie herum, daß
ihr Einfluß schwindet und daß der
Wechselbalg, den sie aus der russischen
Revolution gemacht haben, dem Weltproletariat
keine Begeisterung mehr einflößen
kann.
Die Anerkennung Sowjetrußlands von
einer Reihe kapitalistischer Staaten hat
den Arbeitern vollends die Augen geöffnet.
In dieser verzweifelten Situation
griffen die Moskauer Machthaber zu ihrem
letzten Rettungsanker, sie gaben die Parole
heraus: Einigung mit den reformistischen
Amsterdamern. Die
internationale Linie, die das Exekutivkomitee
der R.G.I. noch vor einem halben
Jahre als die allein richtige Taktik aufgestellt
hat, wurde vollständig über. Bord
geworfen und das direkte Gegenteil gefordert.
Das wurde auch auf dem III. Kongreß
zu Moskau von dem deutschen Delegierten
Schumacher offen ausgesprochen.
Er sagte wörtlich:
„Es wird sich herausstellen, daß die
Massen der revolutionären Gewerk-
Schaftsmitglieder vollständig verwirrt und
kopfscheu gemacht werden. Ich glaube,
wir haben in der revolutionären Gewerkschaftsbewegung
schon allerhand gesündigt
durch Resolutionen und Thesen,
durch Zickzackkurse und Anwendung
von allerlei Einheitsfront."
Ueber die Einheitsresolution mit den
reformistischen Amsterdamern, die der
Kongreß angenommen hat und die einer
Liquidierung der R.G.I. gleichkommt, sagt
derselbe Schumacher:
„Ich erblicke in der hier vorgeschlagenen
Resolution die Liquidierung der R.G.I.
mit all ihren Konsequenzen im nationalen
und internationalen Sinne. Es entsteht
die Frage, ob die R.G.I. jetzt oder zu
einem späteren Zeitpunkt liquidiert werden
soll."
Die revolutionären Arbeiter, die bis
heute noch geglaubt haben, durch eine
Vereinigung oder Zusammenarbeit mit
Moskau die Kraft der revolutionären
Arbeiterbewegung zu stärken, werden jetzt
endlich kuriert worden sein. Was wir
von Anfang an behauptet haben, das hat
sich jetzt bewahrheitet: Die Rote Gewerkschaftsinternationale
war nichts
anderes als eine Etappe über Moskau nach
Amsterdam. Die Wankelmütigkeit der
Moskauer Hampelmänner kannte keine
klare Zielsetzung, ihre Parolen richteten
sich ganz und gar nach den Bedürfnissen
der Außenpolitik der russischen Regierung.
Kameraden! Bald wird der Moskauer
Spuk verflogen sein. Wenn eine Vereinigung
zwischen Moskau und Amsterdam
zustande kommt, dann wird die gesamte
autoritäre Richtung der Arbeiterbewegung
wieder unter einem Hut versammelt
sein, wie es vor dem Weltkriege gewesen
ist. Diese Richtung ist eine Fortsetzung
des marxistischen Flügels der ersten Internationalen
Arbeiter-Assoziation. Ihr
gegenüber steht die Fortsetzung des bakuninistischen
Flügels der ersten Intetnationale:
Die Internationale Arbeiter-Assoziation,
die im Dezember 1922 ins
Leben trat.
Wie in der ersten Internationale der
marxistische Zentralismus zu einer Spaltung
der gesamten Bewegung führte, die
Arbeiterschaft zur parlamentarischen
Ohnmacht verdammte und zur Gesetzesgläubigkeit
erzog, so will auch heute der
verderbliche Zentralismus, der in Moskau
bis ins Groteske entwickelt wurde, die
Arbeiterbewegung in seinen Verhängnisvollen
Bannkreis ziehen. Das revolutionäre
Zentrum der Welt liegt heute aber
nicht mehr im bolschewistischen Moskau,
die revolutionären Zentren, die allein den
Sturz des Kapitalismus und eine freie Geseilschaft
herbeiführen können, liegen in
der direkten Aktion der Arbeiterschaft in
den Betrieben, in den Gruben, auf den
Feldern, in den Werkstätten. Diese
Aktionskraft wird nur gefördert durch
den Föderalismus, der der freien Initiative
Spielraum gibt. Moskau hat die Revolution
getötet, Moskau will die Arbeiterschaft
dem Reformismus in die Arme
treiben; die Internationale Arbeiter-Assoziation
erweckt die revolutionären Traditionen
zu neuem Leben und verkündet den
Kampf gegen jeden Zentralismus und
Reformismus, den Kampf gegen den Kapitalismus
und Staat, für freie Bündnisse
aller Schaffenden.
Das Verwaltungsbüro der Internationalen
A rbeiter-Assoziation.