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Die Internationale I.A.A. V 0.2

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Betrachtungen über die Wahlen in Deutschland. 7<br />

schlagen als die gewissenlose Profitpolitik seiner Schwerindustriellen<br />

und Großagrarier, die es nicht bloß verstanden haben, dem Staate die<br />

Steuern erfolgreich zu entziehen, sondern die außerdem noch bei der<br />

Reichsbank fabelhafte Anleihen machten, als die Mark noch zehn<br />

Pfennige wert war, und die ihre Schuld prompt zurückzahlten, als,<br />

dank ihrer krummen Transaktionen, der Wert der Mark auf einen<br />

zehntel Pfennig gesunken war.<br />

In keinem anderen Lande der Welt wären solche Dinge möglich<br />

gewesen, weil in keinem anderen Lande der soziale Sinn und das<br />

natürliche Zusammengehörigkeitsgefühl eines Volkes so total verlottert<br />

ist wie gerade bei uns. Es ist wahr, daß der Kapitalist schließlich<br />

überall von der Ausbeutung der Arbeit lebt, aber es besteht<br />

trotzdem ein Unterschied zwischen den Trägern des Systems, der sich<br />

nicht verkennen läßt, und der letzten Endes ebenso gewertet werden<br />

muß wie der Unterschied zwischen den verschiedenen Formen des<br />

Staates, auch dann, wenn man der Ansicht ist, daß der Staat als<br />

solcher nie etwas anders gewesen ist, noch sein wird, als der politische<br />

Sachverwalter der besitzenden Klassen.<br />

In England haben die Träger des kapitalistischen Systems während<br />

des Krieges tief in die eigene Tasche gefaßt, und zwar aus dem<br />

einfachen Grunde, weil bei dem englischen Volke der Instinkt innerer<br />

Zusammengehörigkeit und das Gefühl sozialer Gerechtigkeit in<br />

solchen Dingen viel tiefer ausgeprägt ist wie bei uns, so daß fortgesetzte<br />

und zynische Beleidigungen des primitivsten Rechtsempfindens<br />

im Volke, wie sie in Deutschland zu den Alltäglichkeiten<br />

gehören, dort einen Sturm der Entrüstung entfesseln würden, dem<br />

keine Regierung widerstehen könnte. Einen Mann wie der gewesene Premierminister<br />

der konservativen Regierung Englands, Baldwin, der während<br />

des Krieges dem Staate freiwillig den viertenTeil seines Vermögens<br />

abtrat, würde man in Deutschland vergebens suchen. Andererseits<br />

wäre ein Helfferich, der sich während des Krieges prinzipiell weigerte,<br />

das Kapital mit entsprechenden Steuern zu belasten und den Standpunkt<br />

vertrat, daß der Besiegte eben zahlen müsse, in jedem anderen<br />

Lande undenkbar. Nur in Deutschland konnte ein Mann wie Helfferich<br />

sein Wesen treiben, weil bei uns der unsachlich kleinliche und geradezu<br />

verbrecherische Egoismus des kapitalistischen Bürgertums einen<br />

Grad erreicht hat, den man sich in anderen Ländern schlechterdings<br />

nicht vorstellen kann.<br />

Jede Regierung ist letzten Endes nichts anderes als der politische<br />

Machtapparat der besitzenden Klassen eines Landes, aber nie vorher<br />

hat man einem Volke die vollständige Abhängigkeit alles Regierungswesens<br />

von der gewissenlosesten Profitpolitik einer Oligarchie von<br />

Riesen-Raffkes in so zynischer und offenkundiger Weise vordemonstriert,<br />

wie es bei uns während der letzten fünf Jahre geschehen ist.<br />

Allein die breite Masse der Wähler und besonders der Wähler aus<br />

den arbeitenden Schichten des Landes blieb allen Lehren gegenüber<br />

blind und taub und hat nur das eine bewiesen, daß sie trotz der<br />

furchtbaren Erfahrungen der letzten zehn Jahre nichts gelernt und<br />

nichts vergessen hat. Man nimmt es ruhig hin, wenn der Stinnesmann

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