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Die Internationale I.A.A. V 0.2

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des Bürgertums und ihren Helfershelfern, daß selbst gegen hungernde Massen<br />

nichts auszurichten ist, wenn sie vom Geiste unverbrüchlicher Solidarität durchdrungen,<br />

mit anderen Worten, wenn sie vom lebendigen Geist des anarchistischen<br />

Syndikalismus erfüllt sind. Und diesem Geist war es zuzuschreiben, daß während<br />

der Aussperrung zurückbehaltene Löhne jetzt zum größten Teil nachbezahlt werden<br />

mußten.<br />

Einige Wochen später eröffnete die nationale Arbeiter-Konföderation C.N.T.<br />

den Kongreß in Madrid.<br />

<strong>Die</strong> Wut und Ueberraschung des Bürgertums war groß, als zutage trat, daß<br />

die Organisationen, statt besiegt und niedergeworfen zu sein, ziffernmäßig an<br />

Mitgliedern gewachsen waren. Nun konnte man eine Million und mehrere tausend<br />

Mitglieder zählen.<br />

<strong>Die</strong>ser Kongreß bewies, daß der anarcho-syndikalistische Geist der Arbeiterschaft<br />

stärker und entschlossener geworden war, er bewies ferner, daß die revolutionäre<br />

Taktik der syndikalistischen Gewerkschaft die richtige war, und daß das<br />

Endziel der proletarischen Kämpfe, der herrschaftslose Kommunismus, nur durch<br />

die Mittel der direkten Aktion gefördert und erreicht werden kann.<br />

<strong>Die</strong>ser Erkenntnis entsprechend, legten die Arbeiter auch weniger Wert auf<br />

kleine lohnpolitische Kämpfe und Scharmützel, sondern nutzten Zeit und Energien<br />

aus, um unter den Massen den Gedanken eines Generalsturms zur Beseitigung<br />

des ganzen kapitalistischen Wirtschaftssystems zu hegen und zu pflegen.<br />

<strong>Die</strong> Regierung, als treuer Kämpe des Kapitalismus, blieb bei ihrer Nadelstichpolitik,<br />

wodurch die Unzufriedenheit unter den Arbeitern nur noch gesteigert<br />

wurde. <strong>Die</strong> Geschlossenheit des Proletariats wuchs. <strong>Die</strong> Organisationen arbeiteten<br />

unermüdlich, um planmäßig den Aufbau der neuen Gesellschaftsordnung vorzubereiten.<br />

<strong>Die</strong> Produktionsbedingungen in Industrie und Landwirtschaft wurden Gegenstand<br />

eingehender Studien und statistischer Berechnung.<br />

Fachmännisch vorgebildete Genossen beschäftigten sich mit dem Austausch<br />

und dem Transport überseeischer Erzeugnisse, während die Belegschaften aller<br />

einheimischen Betriebe sich eifrig mit dem Studium der Plan» und Bedarfswirtschaft<br />

befaßten. Alle diese Betätigungen waren geeignet, Sympathien unter der<br />

Bevölkerung zu gewinnen. In den Kreisen der Intellektuellen und Techniker regte<br />

sich das Verständnis, wodurch die Arbeiter der Fabriken, der Werkstätten, der<br />

Land- und Bergarbeiter in engen Beziehungen zu Akademikern aller Gebiete gebracht<br />

wurden.<br />

Man etablierte ein öffentliches Laboratorium für Analysen, das jedem unentgeltlich<br />

zum Besuch offen stand. Was wollte man mit diesem Institut erreichen?<br />

Man wollte die gewissenlose Geschäftswelt hindern, weiterhin das Publikum zu<br />

betrügen — man wollte den Händlern das Handwerk legen, Wasser und Kleie als<br />

gute Kuhmilch zu verkaufen — man rückte den Herstellern von Konserven aus<br />

verfaultem Fleisch auf den Leib, beseitigte den Unfug, in Teigwaren aller Art statt<br />

Eier chemische Substanzen und in der Käsebereitung Kartoffeln zu verwenden.<br />

<strong>Die</strong> fundamentalen Unterschiede zwischen den — man kann sagen grundsätzlich<br />

— bettelhaft zahmen Kampfmethoden sozialdemokratischer Gewerkschaften<br />

und denen der Syndikalisten ersieht der Leser auch aus folgenden Aktionen: Eines<br />

Tages erfuhr die Bevölkerung Barcelonas die Proklamierung eines Streiks der Bäcker.<br />

Eine wahrhaft unangenehme Ueberraschung, schon am frühen Morgen auf Betreiben<br />

der verfluchten Syndikalisten um sein frisches Frühstücksgebäck betrogen zu<br />

werden. <strong>Die</strong> bürgerlichen Pressemameluken zeterten laut und vernehmlich. Doch<br />

die Stimmung schlug sofort zugunsten der Syndikalisten um, als dieselben Marnelocken<br />

in der nächsten Nummer ihrer Zeitungen die wahren Ursachen des Bäcker-<br />

f2.11 23

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