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Die Internationale I.A.A. V 0.2

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Kampf besonders hervorzuheben, der bekannt<br />

ist unter dem „Konflikt Canadiense".<br />

Canadiense ist der Name des<br />

Elektrizitätswerkes von Barcelona. <strong>Die</strong>ser<br />

Kampf ist eine der schönsten Seiten in<br />

der Geschichte des Klassenkampfes, den<br />

das spanische Proletariat gegen die Bourgeoisie<br />

und die Staatsmacht führt. <strong>Die</strong><br />

Willkür, der vier Arbeiter zum Opfer<br />

fielen, gab Anlaß zur proletarischen Mobilisierung,<br />

wie sie noch niemals besser sowohl<br />

in Spanien als auch anderswo gesehen<br />

worden ist.<br />

Es kam nicht gleich zu einem Generalstreik,<br />

die Gewerkschaften Barcelonas,<br />

unter der Leitung der C.N.T., erklärten<br />

aber, wenn innerhalb 24 Stunden ihre Forderungen<br />

nicht erfüllt seien, dann würde<br />

die Gewerkschaft in der Nahrungsmittelindustrie<br />

zu einem Teile die Arbeit verlassen.<br />

<strong>Die</strong> Forderungen der Arbeiter<br />

wurden nicht erfüllt, und Barcelona war<br />

ohne Milch, ohne Brot usw. <strong>Die</strong> Transportarbeiter-Gewerkschaft<br />

erklärte den<br />

Solidaritätsstreik, und die Stadt war ohne<br />

Fleisch, ohne Gemüse, ohne Fische, kurz<br />

ohne irgendwelche Lebensmittel, während<br />

sich im Hafen die Waren zu Tausenden<br />

von Tonnen aufstauten.<br />

Wie bereits gesagt, waren die Militärs<br />

die Regierenden, und sie glaubten, die<br />

Ordnung wiederherstellen zu können, indem<br />

sie ein „Exempel statuierten", die<br />

Aufhebung der konstitutionellen Garantien<br />

erschien ihnen ungenügend, und sie erklärten<br />

den Belagerungszustand. <strong>Die</strong> Gewerkschaft<br />

des graphischen Gewerbes<br />

verhängte sofort die rote Zensur. <strong>Die</strong><br />

höchsten Militärbehörden konnten ihren<br />

Erlaß, in welchem sie den Kriegszustand<br />

erklärten, überhaupt nicht veröffentlichen.<br />

<strong>Die</strong> Zeitungen, ohne Unterschied der politischen<br />

Richtung, waren von den graphischen<br />

Gewerkschaften der Zensur unterworfen,<br />

und diese verboten die Veröffentlichung<br />

irgendwelcher Erlasse, die von den<br />

Militärbehörden kamen. Der höchstkommandierende<br />

General berief die Herausgeber<br />

der Zeitungen zu sich und bedrohte<br />

sie mit schweren Sanktionen, wenn sie<br />

nicht sofort seine Order befolgten. Das<br />

nutzte jedoch nichts, denn die Arbeiter-<br />

Organisationen gaben nicht nach.<br />

Dazu kam noch der Streik der städtischen<br />

Arbeiter. <strong>Die</strong> Stadt Barcelona, über<br />

die der Belagerungszustand verhängt war,<br />

war ohne Wasser, ohne Straßenbahn,<br />

ohne Elektrizität, ohne Licht. <strong>Die</strong> Arbeiter<br />

wurden militärisch mobilisiert, aber<br />

auch dies war nutzlos. Im Laufe von<br />

SPANIEN 159<br />

36 Stunden weigerten sich sämtliche mobilisierten<br />

Arbeiter, irgendeine Arbeit zu<br />

verrichten. Kein Arbeiter gehorchte den<br />

Befehlen der militärischen Machthaber.<br />

Mehr als 1500 Arbeiter wurden in die<br />

Festung Montjuich eingesperrt. Nachdem<br />

die Militärs sich darüber klar wurden,<br />

daß sie durch den Belagerungszustand<br />

eine Niederlage erlitten hatten, nachdem<br />

es sich herausstellte, daß es nicht möglich<br />

war, durch einige hundert Soldaten das<br />

öffentliche Leben aufrechtzuerhalten und<br />

da tagtäglich in den Kasernen disziplinwidrige<br />

Handlungen vorkamen, beschloß<br />

die Regierung, das Elektrizitätswerk „Canadiense"<br />

zu besetzen. Das gab Anstoß<br />

zu einer weiteren Verschärfung des Konfliktes.<br />

<strong>Die</strong> Regierung, die bereits Herr des<br />

Elektrizitätswerkes gewesen ist, wollte<br />

mit den Gewerkschaften verhandeln. Sie<br />

war gezwungen, einen Unterstaatssekretär<br />

vom Ministerrate ins Gefängnis nach<br />

Barcelona zu entsenden und Konzessionen<br />

zu machen, durch welche die öffentliche<br />

Macht der organisierten Arbeiterklasse<br />

zu Füßen gelegt wurde, zum größten Aerger<br />

der Militaristen, die dagegen Protest<br />

einlegten. <strong>Die</strong> Furcht vor einem Aufruhr<br />

in den Kasernen beherrschte in dieser<br />

Zeit die Politik der Regierung. <strong>Die</strong> Regierung<br />

wußte, daß wir noch wirksamere<br />

Mittel in der Reserve hatten. Sie war<br />

auch darüber informiert, daß die Bankangestellten<br />

und die an der Börse Beschäftigten<br />

ebenfalls bereit waren, die<br />

Arbeit niederzulegen, sobald die übrigen<br />

Streikenden dies von ihnen gefordert hätten.<br />

Selbst die Kinderwärterinnen, Krankenpfleger,<br />

Ammen und Aerzte waren<br />

bereit, mit in die Aktion zu treten.<br />

<strong>Die</strong> Panik war unbeschreiblich. Alles<br />

drängte zu einer Entscheidung, und kurze<br />

Zeit darauf, am 19. März 1918, war der<br />

Konflikt beendet, nachdem er 2 Monate<br />

gedauert hatte.<br />

Eine der Bedingungen zur Beilegung<br />

des Konfliktes war die Freigabe sämtlicher<br />

gefangenen Kameraden. <strong>Die</strong>se Bedingung<br />

wurde aber nicht voll und ganz<br />

von den Behörden eingehalten.<br />

Einige Kameraden, etwa 5 bis 6 an der<br />

Zahl, wurden in Haft behalten, da ihnen<br />

Widersetzlichkeit zur Last gelegt wurde.<br />

<strong>Die</strong> Militärbehörden versicherten, daß es<br />

sich nur um einige Tage handele, daß sie<br />

aber ihre Formalitäten erfüllen müßten.<br />

Am selben Abend demonstrierten 30000<br />

Arbeiter und faßten den Beschluß, den

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