Die Internationale I.A.A. V 0.2

ANTRÄGE ÜBER STATUTENVERÄNDERUNG 47
nicht die Brandmarkung der politischen, sozialdemokratischen Partei ausgedrückt
sein würde. Es ist notwendig, diesen Punkt schärfer hervorzuheben,
er schlägt zu diesem Zwecke vor, daß Rocker an der Umarbeitung der Resolution
mitarbeitet.
Souchy weist darauf hin, daß gerade bei Besprechung dieses Punktes die
Abwesenheit der französischen Delegation zu beklagen ist. Man wird bei
Beurteilung des Dawesabkommens nur dann jeder Einseitigkeit entgehen
können, wenn die revolutionären Syndikalisten sowohl Deutschlands wie
Frankreichs ihre Meinung gesagt und ihre Ideen und Erfahrungen über die
Wirkungen des Dawesabkommens ausgetauscht haben.
6. Verhandlungstag, 10. Sitzung, Donnerstag, den 26. März 1925.
Die Redaktionskommission bringt die Resolution über den Kampf gegen
die Reaktion in ihrer endgültigen Fassung zur Verlesung. Es wird abgestimmt
und ergibt einstimmige Annahme. (Siehe Wortlaut Anhang Seite 62,
Resolution III.)
Danach wird noch einmal über die Aenderung der Resolution, in der die
I.A.A. Stellung nimmt zu den verschiedenen Parteien diskutiert, bis eine
Einigung erzielt wird. Da diese Diskussion keinen allgemeinen Charakter
trägt, kann eine Wiedergabe übergangen werden.
Die Resolution über die praktischen Tageskämpfe liegt ebenfalls vor
und wird nach Verlesung einstimmig angenommen. (Siehe Wortlaut Anhang
Seite 63, Resolution IV.)
Der Kongreß geht jetzt zur Statutenänderung über. Es werden im allgemeinen
nur stilistische Veränderungen vorgeschlagen, die nach Prüfung
angenommen werden. Außerdem liegt ein Antrag Schapiros vor, im Anschluß
an § 2 der „Prinzipienerklärung des revolutionären Syndikalismus"
folgenden Ansatz hinzuzufügen:
„Daraus folgt, daß die Gefahr für den revolutionären Syndikalismus
in der Verbindung mit den politischen Organisationen und Bewegungen
besteht, die entweder die Eroberung der politischen Macht erstreben und
in der organisierten Arbeiterklasse nur ein Instrument sehen, das zugunsten
der Partei ausgebeutet wird oder mit Organisationen, die sich zwar gegen
die Eroberung der Macht erklären, aber nicht endgültig mit der staatlichen
Ideologie gebrochen haben, wenn diese auch einen Uebergangscharakter trägt.
Dagegen hat der revolutionäre Syndikalismus nichts zu fürchten von
Organisationen oder Bewegungen, die zwar den Klassenkampf und die entscheidende
Rolle der wirtschaftlichen Arbeiterorganisationen in dem Verlaufe
der sozialen Revolution nicht rückhaltlos anerkennen, die Vernichtung
des Unternehmertums und des Staates aber nichtsdestoweniger als unerläßliche
Bedingung einer siegreichen Revolution betrachten und entschieden
gegen die Einmischung irgendeiner staatlichen oder antistaatlichen
Organisation in die Arbeiterbewegung und die wirtschaftlichen Organisationen
der Arbeiter sind. Mit diesen Kräften, Organisationen oder Bewegungen
sollten die revolutionären Syndikalisten eine Grundlage zur Verständigung
und zum Nebeneinanderbestehen finden, damit das Befreiungswerk
auf föderalistischer und antistaatlicher Basis nicht durchkreuzt wird,
die Propaganda der Ideen des freiheitlichen Kommunismus und des antistaatlichen
revolutionären Syndikalismus sich gegenseitig ergänzen kann, der
Aufmarsch zum antistaatlichen Kommunismus beschleunigt und die Er-
Wartungen für den Enderfolg der Revolution bereichert werden."
Dieser Antrag ruft eine lebhafte Diskussion hervor. Rousseau, Holland,
erklärt, diesen Zusatzantrag zu den Statuten nicht annehmen zu können,
denn die Anarchisten, um die es sich in diesem Antrag sicher handelt, ohne
Statutens
Veränderung.
Zusatzantrag
Schapiro.