Die Internationale I.A.A. V 0.2
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hypnotisierten Angehörigen der F.O.R.A.<br />
aber bald dahinter, daß sie lediglich als<br />
Stimmvieh mißbraucht werden und den<br />
Troß der Parteipolitiker vermehren helfen<br />
sollten. Gegen diesen Riesenbetrug hatte<br />
sich „La Protesta" sowohl während ihres<br />
heimlichen Erscheinens (in der Unterdrückungsperiode),<br />
wie auch in ihrem offis<br />
ziehen „Ersatzblatt" jener Zeit, der „Tribuina<br />
Obrera" — Arbeitertribüne — mit<br />
aller Entschiedenheit gewehrt. So dämmerte<br />
unter den betrogenen Arbeitern bald die<br />
Erkenntnis, daß der ganze Einigungsrummel<br />
nur den Zweck verfolgte, die<br />
Massen von den Mitteln der „direkten<br />
Aktion" abzulenken und sie der Fuchtel<br />
gewissenloser Politikanten auszuliefern.<br />
Damit waren die Illusionen der „Einigung"<br />
für diesmal verflogen. Es gibt aber Verlogenheiten,<br />
die man zehnmal erschlagen<br />
kann und die nach kurzer Zeit wieder in<br />
aller Munterkeit und Unverfrorenheit auftreten.<br />
In diesem Lande vielleicht noch<br />
mehr, wie in andern Ländern, wie aus den<br />
weiteren Darlegungen noch oft zu ersehen<br />
sein wird.<br />
Zum besseren Verständnis des Mißtrauens<br />
unserer besten Kameraden gegen<br />
alle Einigungsversuche müssen wieder die<br />
Erfahrungen der Vergangenheit herangezogen<br />
werden.<br />
<strong>Die</strong> F.O.R.A. wurde, wie bereits erwähnt,<br />
im Jahre 1891 von ausgesprochen<br />
anarchistischen und einigen geistesverwandten<br />
anderen Syndikalisten gegründet,<br />
die sich der sozialdemokratischen Partei<br />
nicht länger unterwerfen wollten. Der<br />
kritische Geist des Anarchismus war von<br />
vornherein in der neuen Organisation uneingeschränkt<br />
bestimmend bis zum 2. Kongreß<br />
der F.O.R.A., im Jahre 1902, der klare<br />
Richtschnuren in bezug auf Streik, Boykott,<br />
Sabotage und Antimilitarismus aufstellte.<br />
Hier weigerten sich die noch von<br />
sozialdemokratischen Ideen beeinflußten<br />
Syndikate, diese Richtlinien anzuerkennen,<br />
mit der sattsam bekannten Begründung,<br />
solche Richtlinien müßten als verfrüht bezeichnet<br />
werden. <strong>Die</strong>se Syndikate zogen<br />
sich zurück und gründeten im Juni eine<br />
„Union General de Trabajadores" —<br />
Allgemeine Arbeiter-Union —U.G.T.<br />
Als dieser Verbindung im Jahre 1905<br />
ob des Mangels idealer Werbekraft der<br />
Atem auszugehen drohte, schlug sie der<br />
F.O.R.A. den Abschluß eines Solidaritäts-<br />
Übereinkommens vor. <strong>Die</strong> F.O.R.A. ließ<br />
sich aber darauf nicht ein und lehnte den<br />
Vorschiaß der U.G.T. rundweg ab.<br />
ARGENTINIEN 101<br />
Im Jahre 1906 wurde jener Versuch seitens<br />
der U.G.T. erneuert, und jetzt beschloß<br />
die F.O.R.A., eine Kommission zu<br />
bilden, welche einen gemeinsamen Kongreß<br />
mit der U.G.T. für März 1907 vorbereiten<br />
sollte. An diesem Kongreß erklärten<br />
sich 67 Delegierte für die Innehaltung<br />
der kommunistisch-anarchistischen<br />
Grundlage als Einigungsbasis, 9 Delegierte<br />
waren für die bedingungslose Einigung, und<br />
38 Delegierte enthielten sich der Abstimmung.<br />
Dadurch war die Einigung zunächst<br />
unmöglich. <strong>Die</strong> U.G.T. wiederholte ihre<br />
Versuche mit einer Zähigkeit, die schon<br />
im Jahre 1909 einen neuen Kongreß zur<br />
Einigungsfrage zeitigte. Aber auch dieser<br />
von einer Gruppe autonomer Syndikate<br />
einberufene Kongreß verlief resultatlos,<br />
weil die F.O.R.A. sich weigerte, den Einigungsbestrebungen<br />
auf Kosten ihrer anarchistisch<br />
- kommunistischen Grundsätze<br />
Konzessionen zu machen. <strong>Die</strong>se Festigkeit<br />
der F.O.R.A. gab verschiedenen autonomen<br />
Gruppen Veranlassung, die eigene<br />
„Autonomie" herauszukehren und sich<br />
der U.G.T. anzuschließen.<br />
Aus dieser unnatürlichen Paarung wurde<br />
dann die „Confederacion Obrera Regional<br />
Argentina" — Regionale Arbeiterföderation<br />
Argentiniens — geboren. <strong>Die</strong>ser organisatorische<br />
Wechselbalg unternahm den<br />
kläglichen Versuch, gegen die F.O.R.A. zu<br />
kämpfen, erhielt sich trotz dieser krankhaften<br />
Einbildung dem Namen nach auch<br />
tatsächlich einige Jahre, bis sie, mit allen<br />
unverkennbaren Merkmalen galoppierender<br />
Schwindsucht behaftet, im November<br />
1912 wieder mal vor dichtgeschlossenen<br />
Portalen der F.O.R.A. die ausgeleierten<br />
Walzen der Einigungsorgel quäken ließ<br />
und — vergnüglich ausgelacht wurde.<br />
Durch die wiederholten Fehlschläge der<br />
Einigungsversuche ernüchtert, und belehrt<br />
durch die wachsenden Sympathien, deren<br />
sich die anarchistisch-kommunistische<br />
F.O.R.A. auf Grund ihrer jahrzehntelangen<br />
Tradition erfreute, beschlossen die Führer<br />
der Einigungsversuche im Juni 1914, ihre<br />
Organisation aufzulösen und die Mitglieder<br />
der anarcho-kommunistischen F.O.R.A<br />
zuzuführen. <strong>Die</strong>se Handlung der Führer<br />
machte zunächst stutzig, bewog sie aber<br />
doch an ihrem 9. Kongreß 1915, mit der<br />
Mehrheit der Mitglieder sich der kommunistisch-anarchistischen<br />
F.O.R.A. anzuschließen.<br />
Aber dieser Zusammenschluß erwies<br />
sich als unecht. Denn kaum waren<br />
die Verhandlungen des Kongresses beendet,<br />
da beeilten sich die eben zur kom-