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Die Internationale I.A.A. V 0.2

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in Zürich, der Schreiber dieser Zeilen im Laute eines antimilitaristischen Vortrages<br />

dort selbst vorausgesagt hatte, daß die österreichische Sozialdemokratie im Ernstfalle<br />

so handeln würde. Damals bestritt Friedrich Adler, der in dieser Versammlung<br />

anwesend war, die Möglichkeit eines solchen Standpunktes seiner Partei. <strong>Die</strong><br />

Erfahrung hat gelehrt, wer recht behalten hat.<br />

Unter der Oberherrschaft der Sozialdemokratie und des Marxismus in der österreichischen<br />

Arbeiterbewegung konnte es natürlich auch nur in kleinen Gruppierungen<br />

eine unabhängige, selbständige, revolutionärssozialistische Bewegung des<br />

Syndikalismus in Oesterreich vor dem Kriege geben. <strong>Die</strong>se Bewegung ging sozusagen<br />

völlig auf in der des kommunistischen Anarchismus, von der man behaupten<br />

darf, daß sie vor dem Kriege durchaus identisch mit dem gesamten revolutionären<br />

Syndikalismus war, den es hier gab. <strong>Die</strong> Propaganda und Agitation war eine vornehmlich<br />

gewerkschaftlich revolutionierende, die den Syndikalismus insbesondere<br />

als Organisation des Generalstreiks, sowohl für die Gegenwartsinteressen des Proletariats,<br />

wie als einen Faktor der Kriegsdienstverweigerung auf wirtschaftlichproduktivem<br />

Gebiet gegenüber einer Kriegsenventualität vertrat. Welche Folgen<br />

die Bekämpfung dieser Bewegung seitens der Sozialdemokratie für das österreichische<br />

Proletariat gehabt hat, weiß heute jeder objektiv urteilende Mensch. <strong>Die</strong><br />

Geschichte selbst hat ihr Urteil über die Sozialdemokratie Oesterreichs gefällt, und<br />

das Proletariat hat dafür furchtbar büßen müssen, daß es durch den Marxismus behindert<br />

ward, den Anarchismus und revolutionären Syndikalismus intellektuell und<br />

praktisch zu erfassen.<br />

Leider hat auch die Kriegserfahrung in ihrer ganzen entsetzlichen Gräßlichkeit<br />

das österreichische Proletariat noch keineswegs belehrt, die Sozialdemokratie zu<br />

durchschauen und gedanklich zu überwinden. Ganz besonders sind es zwei Faktoren,<br />

die dabei mitgewirkt haben, daß die österreichischen Arbeiter auch gegenwärtig<br />

noch unendlich weit entfernt sind, eine des Namens einer revolutionären<br />

Arbeiterbewegung würdige Aktionskörperschaft der sozialen Befreiung zu sein.<br />

In schlauer Anpassung an die Gedankenlosigkeit und Trägheit der durchschnittlichen<br />

menschlichen Natur unterließ die Sozialdemokratie es stets, die große Idee<br />

des Sozialismus in auch nur nennenswertem Maße im Proletariat zu propagieren;<br />

nicht einmal vom sozialdemokratischen Standpunkt aus wurde dies getan. <strong>Die</strong><br />

Masse wurde immer mit den kleinlichsten und selbsttäuschendsten Augenblicksund<br />

Tagesinteressen abgespeist, wodurch ihr Geistesleben unentwickelt blieb<br />

und nicht heranwuchs zu den Aufgaben des Sozialismus und der sozialen Revolutien.<br />

<strong>Die</strong> Gewerkschaften bestanden und bestehen zum Zwecke der Beilegung<br />

ökonomischer Konflikte zwischen Kapital und Arbeit, keineswegs um jene zu einem<br />

revolutionären Austrag gelangen zu lassen. Alles übrige wird verseucht vom Parlamentarismus<br />

und der Wahlpolitik der Sozialdemokratie, keinen Raum übrig lassend<br />

für irgendeine andere Tätigkeit. Selbst wo diese scheinbar andere, wirtschaftliche<br />

Wege schreitet, wie zum Beispiel jüngst in der Gründung einer sogenannten Arbeiterbank,<br />

so vermeine man nur nicht, daß es sich dabei um eine posthume Verwirklichung<br />

proudhonistischer Bestrebungen handelt. In der Tat ist die Arbeiterbank<br />

diesen wohl entlehnt und, wie auch in vielen anderen Fällen, so auch in diesem,<br />

rückt die österreichische Sozialdemokratie von einer praktischen Anwendung des<br />

Marxismus ab, doch nur, um eine proudhonistische Idee mißbräuchlich, das heißt,<br />

vollkommen verbürgerlicht in Anwendung zu bringen.<br />

Ein weiterer Faktor, der die Bewegung des österreichischen Proletariats weit<br />

zurückgeworfen hat, ist der Bolschewismus, respektive der Pseudokommunismus.<br />

Als die Massen der erbitterten, hungernden und verzweifelten Soldaten aus den<br />

Schützengräben zurückströmten und im Gefolge der durch einen dynastischen<br />

Kabinettsirrtum selbst herbeigeführten Auflösung des alten österreichischen staatlichen<br />

Nationalitätenverbandes der gesamte Zusammenbruch der gewesenen<br />

Monarchie erfolgte, da hungerten und dürsteten diese Massen nicht nur nach leib-<br />

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