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Die Internationale I.A.A. V 0.2

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ROCKER: I.A.A. UND DAWESABKOMMEN<br />

neuer Krieg, der freilich auch in eine Revolution umschlagen kann. Tatsächlich<br />

kann man in Deutschland ein Anwachsen des Nationalismus feststellen.<br />

Krieg, Ausbeutung und Reaktion laufen im Kielwasser des Dawesabkommens.<br />

Es ist notwendig, daß die I.A.A. dazu Stellung nimmt und ihren<br />

Standpunkt den Arbeitern klar macht. Nach Meinung des Redners müsse<br />

die I.A.A. das Dawesabkommen verwerfen.<br />

Als zweiter Redner nimmt R. Rocker das Wort. Er sagt:<br />

Wenn Genosse Lansink sich gegen das Dawesabkommen erklärt, so sind Diskussion über<br />

wir in diesem Punkte vollkommen mit ihm einverstanden. Wir unterschreiDawesben auch alles, was Lansink über die internationalen Auswirkungen dieses abkommen.<br />

Abkommens und besonders über seine unvermeidlichen Folgen für die Ar- Redner:<br />

Rocker.<br />

beiterschaft in und außerhalb Deutschlands gesagt hat. Wir sind Gegner des<br />

Dawesabkommens, wir wir Gegner des Versailler Vertrages sind. Beide sind<br />

Ergebnisse der imperialistischen <strong>Die</strong>bspolitik des internationalen Kapitalismus,<br />

und aus diesem Grunde bekämpfen wir sie bis aufs Messer. Aber die<br />

antiautoritär eingestellten Teile der deutschen Arbeiterschaft können sich<br />

mit der einfachen Konstatierung dieser Tatsache nicht begnügen. Schon deshalb<br />

nicht, weil sich in unserem Lande die Wortführer der wüstesten Reaktion.<br />

die Anhänger der Monarchie und des schwarz-weiß-roten alten Regimes<br />

als die wütendsten Gegner des Dawesabkommens gerieren. <strong>Die</strong>se<br />

Herren aber haben kein Recht zu protestieren, denn sie wären die ersten gewesen,<br />

welche die anderen Völker nach demselben Rezept behandelt hätten,<br />

nach dem man heute Deutschland behandelt, wenn der Krieg eine andere<br />

Wendung genommen hätte.<br />

Das Dawesabkommen war das direkte Ergebnis des verlorenen Ruhrkrieges,<br />

welcher Deutschland die Riesensumme von fünfzehn Goldmilliarden gekostet<br />

hat. Aber dieses fruchtlose Abenteuer wurde von Stinnes und der<br />

deutschen Schwerindustrie direkt provoziert, und während das Volk in einen<br />

Abgrund des verzweifeltesten Elends gestürzt wurde, waren diese Räuber auch<br />

damals in der Lage, ihr Schäfchen ins Trockene zu bringen. So war die<br />

Firma Thyssen, um nur ein Beispiel unter Hunderten anzuführen, vor dem<br />

Kriege keine 200 Millionen Mark wert; heute beläuft sich ihr Vermögen auf<br />

über eine Milliarde Goldmark. Kein Versailler Vertrag hat Deutschland<br />

solche Wunden geschlagen, als die gewissenlose Profit-Politik seiner Schwerindustriellen<br />

und Großagrarier, die aus der Haut des eigenen Volkes buchstäblich<br />

Riemen geschnitten haben. <strong>Die</strong>se Herren haben sich nicht nur aus<br />

patriotischer Begeisterung die Steuern stunden lassen, dem Volke die Kohlen<br />

in unverschämtester Weise verteuert, sie haben auch aus den Papierkrediten<br />

der Reichsbank ungeheure Profite ergattert. Und zu allem dem zahlte ihnen<br />

die Regierung noch 700 Millionen Goldmark als „Entschädigung" aus. Niemals<br />

ist ein Volk in gemeinerer Weise bestohlen worden, wie es in diesem<br />

Falle geschah.<br />

Aber nur der Sozialdemokratie und ihrem zentralgewerkschaftlichen Anhang<br />

ist es zu verdanken, daß das Ruhrabenteuer überhaupt möglich wurde.<br />

<strong>Die</strong>selbe Partei, die während des Krieges mit den Trägern der schlimmsten<br />

Reaktion Hand in Hand gegangen, ließ sich auch dieses Mal wieder von der<br />

künstlich emporgearbeiteten nationalistischen Welle mit fortreißen und begünstigte<br />

eine Politik, von der ihre Führer wissen mußten, daß sie nur einer<br />

kleinen Minderheit profitgieriger Finanz- und Industriepiraten zum Nutzen<br />

geraten, aber der breiten Masse des Volkes zum Verderben gereichen mußte.<br />

<strong>Die</strong>se schamlose Preisgabe der Arbeiterinteressen war eine der traurigsten<br />

Erscheinungen in unserem an traurigen Erscheinungen so reichen Lande.<br />

Es ist daher auch nicht zu verwundern, daß die Sozialdemokratie und ihr<br />

Anhang heute zu den stärksten Befürwortern des Dawesabkommens gehört.<br />

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