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Die Internationale I.A.A. V 0.2

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ETWAS ÜBER DIE LAGE DER VOLKSBILDUNG IN RUSSLAND 31<br />

larven oder nur zu beschuldigen. Kein einsichtiger Mensch wird<br />

alles Böse, was jetzt in Rußland geschieht, nur auf das Konto der Bolschewisten<br />

schreiben. Selbstverständlich ist die Schuld dieser Partei<br />

groß. Selbstverständlich wird niemals der geistlose Bürokratismus,<br />

das Ersticken der revolutionären Selbstinitiative der Massen, die blutdürstige<br />

Diktatur über das arbeitende Volk verziehen werden können.<br />

Aber um gerecht zu sein, müssen wir auch beachten, daß die Revolution<br />

eine große verfluchte Erbschaft, von den Romanows und der Feudalherrschaft<br />

stammend, angetreten hat. Vieles muß man auch auf die<br />

Rechnung der imperialistischen Kriege setzen. Der bei jeder mehr<br />

oder weniger proletarischen Revolution unvermeidliche Bürgerkrieg<br />

einerseits, die imperialistische Blockade andererseits haben auch vieles<br />

zu dem jetzt in Rußland herrschenden Tohuwabohu beigetragen.<br />

Uns interessiert jetzt nicht die Frage, wer die Schuld trägt, sondern<br />

die Möglichkeiten der zukünftigen sozialen Revolution und ihre<br />

Chancen auf Erfolg. Ohne allzu pessimistisch zu werden, müssen<br />

wir ruhig, sachlich und von allen Seiten die jetzige Lage in Rußland<br />

beleuchten, die objektiven Tatsachen festlegen, gewisse konkrete und<br />

klare Folgerungen ziehen.<br />

1. Folgerung: <strong>Die</strong> schrecklichste Feuerstätte der echten Reaktion<br />

befindet sich nicht in den jämmerlichen Banden der ehemaligen Generäle,<br />

Gutsbesitzer und anderer Pogromleute, auch nicht in der jetzt<br />

herrschenden Kommunistischen Partei Rußlands, sondern in unserer<br />

fast allgemeinen Unwissenheit und Wildheit. Unsere Aufgabe jetzt in<br />

Rußland ist nicht nur der Kampf für die Organisierung des arbeitenden<br />

Volkes, sondern auch die Bekämpfung der Unwissenheit, die uns<br />

schon jahrzehntelang fesselt. Unwissenheit (allgemeine und selbstveständlich<br />

auch politische) ist das beste Mittel zur Unterstützung des<br />

Zarentums, Bolschewismus und dergleichen. Bekämpfen wir die Unwissenheit!<br />

2. Folgerung: Der russische Bildungstätige, der in der Mehrheit ein<br />

echtes Kind des arbeitenden Volkes ist, hat in den letzten Jahren viel<br />

durchgemacht. In dieser Zeit der Revolutionen und Bürgerkriege war<br />

ein großer Teil der Bildungstätigen gezwungen, unter verschiedenartigen<br />

Herrschenden tätig zu sein, z. B. unter Nikolai IL, Kerenski,<br />

Lenin, Skoropadski usw. Am eigenen Leibe haben sie gelernt, daß der<br />

Staat, wie er sich auch nenne, immer Gegner echt freiheitlicher Erziehung<br />

und echt humaner Kultur ist. Für den Staat ist der Lehrer in der<br />

Schule, was der Feldwebel in der Kaserne sein muß: ein pflichtgetreuer<br />

Beamter, der gehorsame Untertanen „züchtet". Zusammen mit den<br />

Stadt- und Landarbeitern müssen auch die intellektuellen Proletarier<br />

zur Ueberzeugung kommen, daß sie ihr ökonomisches und geistiges<br />

Interesse nur durch ihre revolutionären Berufsorganisationen, die ebenso<br />

das kapitalistische Regime wie auch den Staat bekämpfen werden,<br />

schützen können. Wir müssen an der Organisierung der intellektuellen<br />

Proletarier regen Anteil nehmen.<br />

3. Folgerung: Wir müssen unsere größte Aufmerksamkeit auf die<br />

arbeitende Jugend (in der Stadt und besonders auf dem Lande) lenken.<br />

Denn nach der großen Enttäuschung und sehr erklärlichen Apathie und

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