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Die Internationale I.A.A. V 0.2

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144 MEXIKO: DAS LANDPROBLEM<br />

wurde beispielsweise von der Regierung<br />

aufgekauft und der Boden Kleinbesitzern<br />

übertragen, soweit er nicht durch den<br />

Gouverneur dieser Provinz an nordamerikanische<br />

Gesellschaften, vorzüglich an<br />

William Randolph Hearst verschachert<br />

wurde.<br />

Ende 1922 teilte der Präsident der Republik<br />

mit, daß zu der bis zum Jahre 1919<br />

verteilten Grundfläche von 111065 Hektar<br />

in den drei folgenden Jahren nur<br />

60 000 Hektar aufgeteilten Landes hinzuzufügen<br />

waren. Gegenüber dieser unglücklichen<br />

Information entschloß die Agrarkommission<br />

sich, ein Zirkular an die Landbevölkerung<br />

herauszugeben bezüglich der<br />

direkten Uebernahme des Bodens unter<br />

Reservierung der Erreichungen von Gesuchen,<br />

zwecks Abgabe oder Wiederzurückgabe<br />

von Gemeindetriften; dieses<br />

Zirkular aber war nichts weiter wie eine<br />

Provokation, um Unterdrückungsmaßnahmen<br />

zu rechtfertigen. <strong>Die</strong> Landarbeiter<br />

verschiedener Gegenden gingen daran, das<br />

Land an sich zu nehmen. <strong>Die</strong>se Haltung<br />

genügte für die Regierung, ihr Zirkular zu<br />

verlängern und bewaffnete Kräfte gegen<br />

die Landarbeiter zu schicken; in Durango<br />

wurden die Landarbeiter auf das grausamste<br />

niederkartätscht; in Nayarit ermordete<br />

man die Genossen Gongora und<br />

Laureles; in Puebla verwendete man das<br />

Heer gegen die soeben begründete Landarbeiter-Konföderation,<br />

die der CGT. angeschlossen<br />

war. <strong>Die</strong> Regierung autorisierte<br />

die Bildung „sozialer Verteidigungskörperschaften",<br />

welche die Stelle der<br />

alten „ländlichen Körperschaften" übernahmen<br />

und vom Porfirismus geschaffen<br />

waren zum Schutze der Großgrundbesitzer.<br />

<strong>Die</strong> sozialen Verteidigungskörperschaften<br />

hatten nach der Regierung keine andere<br />

Aufgabe, als für die Erfüllung des Artikels<br />

27 der Konstitution zu sorgen.<br />

Und nun wollen wir noch ein anderes<br />

Vorgehen zur „Erfüllung des Gesetzes"<br />

betrachten. Noch während der Präsident<br />

der Republik selbst Eigentumstitel auf die<br />

Gesuche um Boden verlieh, hatten die<br />

Großgrundbesitzer das Recht, bei den<br />

gerichtlichen Autoritäten um Schutz vor<br />

Besitzlosigkeit nachzusuchen. Es war erklärlich,<br />

daß alle Großgrundbesitzer von<br />

dieser Falle Gebrauch machten. Und da,<br />

wie wir alle wissen, die Richter sich für<br />

einiges Geld kauten lassen, wird man das<br />

Resultat dieses Schutzes verstehen. Ein<br />

Fall, den wir hier anführen, soll zur Illustration<br />

genügen: <strong>Die</strong> Landarbeiter von<br />

Tepatitlan und Jalisco reichten Gesuche<br />

um die Ueberschreibung von Boden ein.<br />

<strong>Die</strong> lokale Agrarkommission des Staates<br />

Jalisco schickte einen Monat nach<br />

Empfang des Gesuches (20. Dezember 1922)<br />

einen Ingenieur, um das Land zu vermessen.<br />

Der Ingenieur brauchte einen Monat zu<br />

dieser Arbeit. Nach beinahe 6 Monaten<br />

erhielten die Landarbeiter von der lokalen<br />

Agrarkommission (am 3. Juni 1923) Antwort,<br />

die besagte, daß das Gesuch um<br />

Land berechtigt sei und dasselbe an den<br />

Staatsgouverneur weitergegeben sei, damit<br />

derselbe das provisorische Besitzrecht<br />

erteile. Einige Tage später erschien eine<br />

Kommission der „Liga der Agrarkommission<br />

von Jalisco" um die Landarbeiter<br />

besagten Städtchens zu organisieren,<br />

sowohl zum Zwecke, das Land zu erhalten,<br />

um auch dafür dem Kandidaten derselben<br />

Liga, die der „Nationalen Agrarpartei"<br />

zugehört, in der Juniwahl zu einem Mandat<br />

zu helfen. Im Oktober erhielten die<br />

Landarbeiter das Land provisorisch zugesprochen<br />

(12. Oktober 1923) und fünfzehn<br />

Tage später erhielten sie Mitteilung,<br />

daß die Besitzer des Landes, die Herren<br />

Cuellar, um gerichtlichen Schutz nachgesucht<br />

hätten, der ihnen zunächst provisorisch<br />

zugesagt worden sei und später<br />

definitiv werden würde. Vermittelst der<br />

Nationalen Agrarpartei wandten die Landarbeiter<br />

von Tepatitlan sich an den<br />

Obersten Gerichtshof, doch bis zum<br />

heutigen Tage haben sie noch kein Ergebnis<br />

gehabt. Inzwischen sind die Landarbeiter<br />

von Körperschaften der „Sozialen<br />

Verteidigung" von den Ländereien vertrieben<br />

worden, die laut des konstitutionellen<br />

Artikels ihnen zustehen und die<br />

die Regierung ihnen provisorisch übertragen<br />

hat.<br />

<strong>Die</strong>ser Fall ist kein Einzelfall, dasselbe<br />

kommt täglich vor. Aber die Agrarpartei<br />

als Komplice der Großgrundbesitzer,<br />

hütet sich, diese Fälle an die Oeffentlichkeit<br />

zu bringen.<br />

Nun wollen wir diese Information noch<br />

etwas erweitern hinsichtlich der gegenwärtigen<br />

Löhne. In den meisten Gegenden<br />

des Landes übersteigen die Löhne nicht<br />

40 Centavos; die Verkaufsläden existieren<br />

noch immer, nur in etwas verschiedener<br />

Form. 50 Prozent des Lohnes wird in<br />

Korn bezahlt, die restlichen 50 Prozent<br />

in Metall. Auch wenn die Peone heute<br />

nicht mehr gezwungen sind, in diesen Verkaufsläden<br />

einzukaufen, so müssen sie das<br />

doch tun, denn jeder Handel, der nicht<br />

unter der Kontrolle der Hazienderos<br />

steht, ist isoliert.

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