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Die Internationale I.A.A. V 0.2

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26 GUSTAV LANDAUER<br />

Sozialdemokraten und Bürgerliche haben, teils, weil sie für die<br />

Erscheinung eines im vollsten Sinne des Wortes unabhängigen Sozialisten<br />

kein Verständnis hatten, jeden aber doch in eine gewisse<br />

Kategorie einreihen wollten, teils aber auch in bewußter Absicht, um<br />

ihm etwas anzuhängen, häufig Landauer mit den Parteikommunisten<br />

in einen Topf geworfen, und die Bolschewiki in Rußland sollen, wie wir<br />

hören, Landauer noch heute als einen der ihrigen reklamieren. Das ist<br />

ja ganz unsinnig. Niemals hatte Gustav Landauer etwas mit den<br />

sozialdemokratischen Marxisten, noch mit den kommunistischen<br />

Marxisten gemein. Auch während der revolutionären Gärungsepoche<br />

und der Räterepublik in München nicht. <strong>Die</strong> Führer der Kommunistischen<br />

Partei in München waren allerdings viel anständigere Gegner<br />

als die Sozialdemokraten, und selbst die kommunistischen Massen bezeugten<br />

unserem Landauer die größte Achtung. Von den Sozialdemokraten<br />

jener Zeit muß gesagt werden, daß sie vor dem Adel des<br />

Geistes und revolutionärer Gesinnung niemals Respekt hatten. Einmal<br />

hat Landauer die Herren von der Mehrheitspartei in seinem gerechten<br />

Zorn tötlich beleidigt. Das haben sie ihm nie vergessen. Es<br />

war in jenem Rätekongreß, der nach der Ermordung Kurt Eisners in<br />

München zusammenberufen worden war. <strong>Die</strong> Leitung der bayerischen<br />

Sozialdemokratie (Dr. Braun) hatte sich die Kontrolle und Beaufsichtigung<br />

des Kongresses angemaßt und alle Beschlüsse — auch wenn sie<br />

mit dem Einverständnis ihrer eigenen Parteigenossen gefaßt worden<br />

waren — sofern sie ihr nicht paßten, und welche paßten ihr? — sabotiert,<br />

korrigiert oder direkt umgestoßen. Als es Landauer gelungen<br />

war —allerdings nur unter Preisgabe von Grundsätzen und mit größter<br />

Mühe — einmal den Rätekongreß zu einem ziemlich einmütigen Beschluß<br />

zusammenzubringen, schickte anderen Tages die Sozialdemokratische<br />

Partei einen Redner vor, der den Antrag stellte, den Beschluß<br />

des vorangegangenen Tages wieder umzustoßen. In begreiflicher<br />

Erregung über ein solch nichtswürdiges Verhalten warf Landauer<br />

der Sozialdemokratischen Partei vor, daß sie bisher alle revolutionären<br />

Anstrengungen zunichte gemacht habe und es jetzt wieder<br />

versuche, und er schloß mit dem Ausruf: „Da muß ich denn doch<br />

sagen: <strong>Die</strong> unwürdigste Kreatur in der ganzen politischen Naturgeschichte<br />

ist doch die Sozialdemokratie!" Darüber brach auf den<br />

sozialdemokratischen Bänken ein großer Lärm aus, ein wahres Indianergeheul:<br />

„Das werden wir Ihnen nicht vergessen, Herr Landauer!"<br />

Sie drohten und schimpften, und wahrlich, sie hielten Wort. In den<br />

Hetzblättern, die von der berüchtigten sozialdemokratischen Hoffmannregierung<br />

bis zuletzt gegen die Münchener Räterepublikaner gerichtet<br />

wurden, ward kein Name so oft und gehässig erwähnt als der Name<br />

Landauer. Obwohl dieser sich schon nach wenigen Tagen des Bestehens<br />

der Räterepublik von jeder amtlichen Tätigkeit zurückgezogen<br />

hatte, wurde er bis zuletzt als der treibende Geist, als der Macher<br />

dieser ganzen Erhebung, hingestellt. Man hetzte förmlich die gegen<br />

München gesandten Truppen auf ihn. Und als diese Landauer in die<br />

Hände bekamen, da glaubten sie vielleicht noch ein verdienstliches<br />

Werk zu vollbringen, wenn sie ihn umbrachten, wie jene Bauern,

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