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Die Internationale I.A.A. V 0.2

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Betrachtungen über die Wahlen in Deutschland. 9<br />

Nur der Sozialdemokratie ist es zu verdanken, daß das Ruhrabenteuer,<br />

das Stinnes und der Kreis der Schwerindustriellen dem<br />

deutschen Volke eingebrockt haben, überhaupt stattfinden konnte,<br />

denn ihre Führer ließen sich auch diesmal wieder von der künstlich<br />

emporgearbeiteten nationalen Welle mitreißen, wie sie es bei Ausbruch<br />

des Krieges getan hatten. Sie scheute sich nicht, zusammen<br />

mit der Deutschen Volkspartei in eine Koalitionsregierung einzutreten,<br />

stimmte für die sogenannten Ermächtigungsgesetze und gab<br />

ihre Zustimumng, daß man zur Zeit des Hitlerputsches Deutschland<br />

der Herrschaft der Generäle auslieferte, trotz aller furchtbaren Erfahrungen<br />

der Vergangenheit. Als sie endlich das Bürgertum abermals<br />

aus einer der heikelsten Situationen gerettet hatte, schiffte sie<br />

der mit allen Wassern gewaschene Stresemann wieder aus der Regierungskarre<br />

aus. Der Mohr hatte seine Schuldigkeit getan, der Mohr<br />

konnte gehen, bis man ihn wieder brauchen würde. <strong>Die</strong> Sozialdemokratie<br />

wiederholte sogar dieses perverse Spiel eines politischen<br />

Masochismus zweimal hinter einander und opferte damit den letzten<br />

Rest von politischem Selbstrespekt. Dafür quittierten ihr später<br />

Stresemann und seine Anhänger mit unverkennbarem Hohn für die<br />

geleisteten <strong>Die</strong>nste. In einem Flugblatt, das die Deutsche Volkspartei<br />

bei den letzten Wahlen zur Verbreitung brachte, machte man sich<br />

direkt über die angebliche Düpierung der Sozialdemokratie lustig, und<br />

als Müller, den sein Freund Schultze für die Volkspartei zu ködern<br />

sucht, einige Einwendungen macht, antwortet ihm dieser schlagfertig:<br />

„Wat denn mit die Sozi? Erst hat Stresemann mit die Sozi anjefangen<br />

den schematischen Achtstundentag abzubauen, und mit die<br />

Sozi den Kronprinzen nach Deutschland rinjelassen, und mit die Sozi<br />

die Reichswehr nach Sachsen jeschickt, um dort Ordnung zu schaffen,<br />

und als die Sozi dann Angst kriegten vor ihrer eigenen Courage, hat<br />

er se loofen lassen und seine Politik ohne sie weiter gemacht — wat<br />

hülste noch?"<br />

Und doch wäre es grundfalsch, in allen diesen Handlungen lediglich<br />

den Verrat der sozialdemokratischen Führer an der deutschen<br />

Arbeiterklasse erblicken zu wollen. Nein, die Sache liegt tiefer. Hier<br />

landelt es sich um die Auswirkung einer geistigen Einstellung, deren<br />

Keime bereits bei der Entstehung der sozialdemokratischen Bewegung<br />

gegeben waren. Deutschland hat das zweifelhafte Verdienst, das<br />

egoistischste, feigste, geistig trägste und am wenigsten soziale Bürgerum<br />

hervorgebrcaht zu haben. Aus diesem Grunde konnte sich hier<br />

niemals ein Liberalismus wie in England oder eine bürgerliche<br />

Demokratie wie in Frankreich entwickeln. So wurde die Soziallemokratie<br />

allmählich zum Sammelbecken aller politisch unzufriedenen<br />

Elemente vor dem Krieg, die vielfach für sozialistische Probleme<br />

licht das geringste Verständnis hatten und lediglich dazu beitrugen,<br />

die Sozialdemokratische Partei bürgerlich zu verspießern. Auf diese<br />

Weise entwickelte sich die Sozialdemokratie und die unter ihrem<br />

geistigen Einfluß stehende Gewerkschaftsbewegung Deutschlands<br />

immer mehr als ein notwendiger Bestandteil des nationalen Staates.<br />

Der Sozialismus verlor für ihre geistigen Führer immer mehr den

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