Die Internationale I.A.A. V 0.2

LANSINK: I.A.A UND PRAKTISCHE TAGESKÄMPFE 23
würden, wenn die Verleumdungen gegen die I.A.A. in offiziellen Organen
der I.W.W. nicht aufhören. Das Sekretariat sollte die Vollmacht erhalten,
sich an die angeschlossenenen Organisationen in diesem Sinne zu wenden.
Borghi macht auf das gute Verhältnis der italienischen Sektion der
I.W.W. mit der U.S.I. aufmerksam und hofft auf Beeinflussung des amerikanischen
Teiles durch die uns sympathisch gegenüberstehenden Sektionen
der I.W.W.
4. Sitzung des Plenums.
In der Nachmittagssitzung wird die Diskussion fortgeführt über die
Resolution Rocker. Diaz, Argentinien, findet die Resolution Schapiro zu
europäisch, die von Rocker allgemeiner, er ziehe deshalb die Resolution
Rocker vor. Borghi habe nach seiner Meinung nicht das Richtige in seiner
Beurteilung über die I.W.W. getroffen. Die I.W.W. ist selbst international.
Sie führe eine starke Polemik gegen die italienischen Anarchisten. S. do
Campos, Portugal, hält die Einheit mit den Sozialdemokraten und Kommunisten
für eine Utopie, deshalb trete er für die Resolution Schapiros ein, in
der das klar zum Ausdruck komme. Dagegen sollten die Syndikalisten alle
Kräfte zur Stärkung ihrer eigenen Front aufwenden. Er macht nochmals
auf die guten Beziehungen mit der I.W.W. aufmerksam. Außerdem ist
er dafür, daß gegen Moskau und Amsterdam scharf Stellung genommen
werden solle.
Hiermit ist die Diskussion über diesen Punkt erledigt, die verschiedenen
Anträge und Anregungen werden der Resolutionskommission überreicht.
Jetzt kommt Punkt 4 der Tagesordnung zur Behandlung:
Stellung der I.A.A. zu den praktischen Tageskämpfen.
Berichterstatter B. Lansink jun., Holland, und S. Diaz, Argentinien.
Lansink jun. macht darauf aufmerksam, daß der Kongreß bis jetzt Vortrag Lansink
theoretische Fragen diskutiert habe, für eine Gewerkschaftsorganisation sei I.A.A. u. prak-
es aber auch notwendig, praktische Fragen zu erörtern, denn auch diese tischeTages- sind wichtig. Die heutige Gesellschaft bringt für die arbeitenden Klassen kämpfe.
große Mißstände mit. Die Massen werden immer tiefer versklavt, wir
müssen deshalb einen Weg finden, wie diese Massen emporzuziehen sind.
Nur dann werden sie unsere Ideen zu würdigen wissen und für unser Ideal
eintreten. In Holland selbst gibt es Arbeiter, die unter den schlechtesten
Bedingungen leben. Und so verhält es sich in allen Ländern. Diesen Arbeitern
müssen Wege und Mittel gezeigt werden, wie sie ihr Dasein erleichtern
können. Wir revolutionären Syndikalisten wollen das nicht durch Gesetze,
sondern durch die Aktionen der Arbeiterschaft von unten auf. Wir müssen
danach trachten, den Konsum und die Produktion zu übernehmen und
müssen schon heute den Anfang dazu machen durch Konsumtions- und
Produktionsgenossenschaften.
Die praktischen Kämpfe der Arbeiterschaft dürfen sich aber nicht auf
das wirtschaftliche Gebiet beschränken, sie müssen auch auf dem politischen
Gebiet ausgekämpft werden. Wir haben den Faschismus in einem Lande,
Militärdiktatur in dem andern, Kapp-Putsch in dem dritten. Diese reaktionären
Erscheinungen müssen bekämpft werden. Und wenn es der Arbeiterschaft
auch gelungen ist, sie zu bekämpfen, dann ist der Sozialismus
immer noch nicht da, und die reaktionären Kräfte werden uns in andern
Formen schwer zu schaffen machen. In Holland selbst ist die Reaktion
augenblicklich nicht so stark. Er habe an den Außenminister einen scharfen
Brief wegen der Weigerung, Rocker die Erlaubnis zu einer Propagandatour
zu gewähren, geschrieben. Wenn dieser Brief in Rußland geschrieben worden
wäre, dann wäre der Schreiber sicherlich verhaftet worden.