Die Internationale I.A.A. V 0.2
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158 SPANIEN<br />
SPANIEN<br />
Bericht zum II. Kongreß der I.A.A. über die Lage in Spanien.<br />
Confederacion Nacional del Trabajo.<br />
Bei Ausbruch des Weltkrieges befand<br />
sich Spanien in einer eigenartigen Situation.<br />
Während vorher Spanien stets importiert<br />
hatte, wurde es jetzt zu einem<br />
Exportlande. Eine Periode der Prosperität<br />
setzte ein. Es gab nicht genug Arme<br />
zum Schaffen. <strong>Die</strong> industrielle Produktion<br />
dehnte sich in einem bisher noch nicht<br />
dagewesenen Maße aus. <strong>Die</strong> Arbeiterschaft<br />
zog daraus Nutzen und trat in den<br />
Kampf für höhere Löhne und größere<br />
Rechte. Es kam zu Konflikten zwischen<br />
Unternehmern und Arbeitern, die immer<br />
nur kurze Zeit andauerten und für die<br />
Arbeiterschaft günstig endeten.<br />
<strong>Die</strong>se Tätigkeit war zurückzuführen<br />
auf das energische Eingreifen der revolutionären<br />
Minoritäten innerhalb der<br />
Arbeiterbewegung. <strong>Die</strong> anarchistischen<br />
Gruppen und die klassenbewußten Syndikalisten<br />
entfalteten eine außergewöhnliche<br />
Tätigkeit, insbesondere in Katalonien, wo<br />
stets der Mittelpunkt gewesen ist, in dem<br />
sich die bedeutendsten Kämpfe abspielten.<br />
An einem einzigen Abend wurden allein<br />
Barcelona 40 Propagandaversammlungen<br />
abgehalten, und jede von ihnen war sehr<br />
zahlreich besucht.<br />
<strong>Die</strong> gewerkschaftlichen Organisationen<br />
wurden immer stärker. Ihre Kampfestätigkeit<br />
nahm von Tag zu Tag zu. Tagtäglich<br />
zeigten sich Manifestationen, die<br />
von einem revolutionären Geiste zeugten.<br />
Das Klassenbewußtsein der Arbeiterschaft<br />
nahm zu. <strong>Die</strong> revolutionären Elemente<br />
verstanden es, den Arbeitern klarzumachen,<br />
daß sie bei Anwendung derselben<br />
Begeisterung und durch ein wenig größere<br />
Anspannung ihre Befreiung ebenso leicht<br />
erringen könnten wie einige Wirtschaftliche<br />
und moralische Verbesserungen,<br />
wenn sie nur von dem rechten Wollen<br />
beseelt seien. Man machte es den Arbeitern<br />
klar, daß die einzige wahre positive<br />
und wirkliche Errungenschaft in der<br />
Abschaffung der Lohnherrschaft bestünde.<br />
<strong>Die</strong>se tägliche Propaganda und die Umstände,<br />
unter welchen sie geführt wurde,<br />
erzeugten im Laufe von zwei Jahren vollständig<br />
revolutionäre Bestrebungen. <strong>Die</strong><br />
revolutionären Organisationen sahen, daß<br />
der Augenblick für sie günstig ist, und<br />
wollten daraus Nutzen ziehen. Sie stellten<br />
ein Einverständnis her mit der reformistischen<br />
Gewerkschaftsorganisation des<br />
Landes (U.G.T., Union General del Trabajadores,<br />
Allgemeine Arbeiter-Union)<br />
und diese zeigte sich damals geneigt, an<br />
einer allgemeinen Bewegung teilzunehmen.<br />
Es würde zu weit führen, die Gründe darzulegen,<br />
die die revolutionäre Organisation<br />
der C.N.T. veranlaßte, mit den Reformisten<br />
zusammenzugehen.<br />
Um diese Zeit kam es zu dem Versuche<br />
von 1917, der zu einer Niederlage führte<br />
auf Grund des feigen Verhaltens von<br />
einigen Individuen der sozialistischen<br />
Partei, der die U.G.T. ständig unterworfen<br />
war.<br />
Nachdem diese Bewegung niedergeschlagen<br />
wurde, setzte eine furchtbare<br />
wilde Reaktion ein, die mitleidlos die Arbeiterorganisationen<br />
und die tätigen Revolutionäre<br />
traf. <strong>Die</strong>ser würdelose Kreuzzug<br />
gegen den revolutionären Geist, der<br />
das spanische Proletariat belebte, war der<br />
Anfang der großen Offensive, deren letzte<br />
Etappe der Putsch vom 13. Sept. 1923 war,<br />
der Primo de Rivera zur Macht brachte.<br />
Man suchte mit allen Mitteln die Arbeiterorganisationen<br />
vollständig zu zerstören.<br />
<strong>Die</strong> Behörden stellten die Arbeiterorganisationen<br />
außerhalb des Gesetzes<br />
und glaubten, auf diese Weise die Gefahr<br />
zu beschwören, die der Stabilität der<br />
heutigen sozialen Ordnung durch diese<br />
Organisationen drohte. Das glückte jedoch<br />
nicht, sondern die Willkür, denen<br />
die Organisationen unterworfen waren,<br />
verstärkte den Geist, den man zu erlöschen<br />
hoffte. Das Verhalten der Herrschenden,<br />
die es nicht verhindern konnten,<br />
daß die Gewerkschaften im geheimen<br />
weiterfunktionierten, erhöhte die Gefühle<br />
des Hasses und der Rache. <strong>Die</strong> Verfolgungen<br />
hatten nicht das Ergebnis, das<br />
man in der Regierung davon erhoffte. Im<br />
Gegenteil, sie begünstigten das schnelle<br />
Aufblühen des revolutionären Geistes.<br />
An dem Tage, als der revolutionäre Versuch<br />
von 1917 niedergeschlagen war,<br />
wurde die Regierung in Spanien von der<br />
Militärkamarilla ausgeübt.<br />
Nach einem Jahre verhältnismäßiger<br />
Ruhe hatte unsere Organisation sich vollständig<br />
erholt. Es entstanden aufs neue<br />
kleine Konflikte, die zwar ohne größere<br />
Bedeutung waren, aber immer häufiger<br />
auftraten. Unter diesen Kämpfen ist ein