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Die Internationale I.A.A. V 0.2

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Wandlungen in der schwedischen Sozialdemokratie<br />

<strong>Die</strong> schwedische Arbeiterbewegung im modernen Sinne des Wortes leitet<br />

ihre Ahnen auf den Beginn der achtziger Jahre zurück, die syndikalistische<br />

Bewegung trat als Organisation erst im Jahre 1910 auf. Sie wächst sachte<br />

und sicher, aber heute umfaßt sie noch nicht mehr als ein Zehntel aller gewerkschaftlich<br />

organisierten Arbeiter. <strong>Die</strong> reformistische — in Deutschland<br />

nennt man sie wohl gewöhnlich zentralistische — Gewerkschaftsbewegung<br />

stand die ganze Zeit und steht immer noch unter der geistigen Vormundschaft<br />

der Sozialdemokratie. Daraus kann man entnehmen, welchen vorherrschenden<br />

Einfluß die Sozialdemokratie auf die schwedische Arbeiterbewegung<br />

ausübte und ausübt.<br />

<strong>Die</strong> Auffassung, die bisher über die Bedeutung der gewerkschaftlichen<br />

und politischen Organisationen für den Sozialismus und dessen verschiedene<br />

Aufgaben im Klassenkampfe sowie für den Endsieg des Sozialismus herrschend<br />

war, ist folgende:<br />

Der Gewerkschaftsbewegung, selbst wenn sie geistig von den Sozialdemokraten<br />

beherrscht ist, wird nicht die geringste sozialistische Aufgabe<br />

beigemessen. Sie wurde darauf verwiesen, eine Kampforganisation zu sein,<br />

die innerhalb des Rahmens der bürgerlichen Gesellschaft die Interessen der<br />

Arbeiter gegenüber den Unternehmern wahrzunehmen hatte, für Verkürzung<br />

der Arbeitszeit, Erhöhung der Löhne, Verbesserung der Arbeitsverhältnisse<br />

im allgemeinen sowie auch für die Durchführung demokratischer Verhältnisse<br />

auf politischem Gebiete eintreten sollte. Alle diese Aufgaben lagen jedoch<br />

innerhalb des Rahmens der bestehenden Gesellschaftsverhältnisse. Eine<br />

revolutionäre Aufgabe, sei es zur Niederringung des kapitalistischen Lohn-<br />

Systems, zum Aufbau eines neuen Produktionssystems oder einer neuen<br />

Gesellschaftsordnung, wurde der Gewerkschaftsbewegung nicht angewiesen.<br />

Im Gegenteil, derartige Bestrebungen wurden als etwas Schlechtes angesehen,<br />

als etwas, das der Natur der Gewerkschaftsorganisationen vollkommen<br />

fremd war.<br />

<strong>Die</strong> sozialistischen Aufgaben wurden von der sozialdemokratischen Partei<br />

ganz und gar monopolisiert. <strong>Die</strong> politische Abteilung dieser Arbeiterbewegung<br />

sollte sowohl den Kapitalismus niederreißen als auch die sozialistische<br />

Regierung durch ihre parlamentarische Tätigkeit aufbauen. Dabei wurde im<br />

allgemeinen jeder Gedanke an die Anwendung der revolutionären und außerparlamentarischen<br />

Methoden zurückgewiesen. Der Sozialismus sollte als Folge<br />

der allgemeinen demokratischen Entwicklung der gesellschaftlichen Verhältnisse<br />

auftreten. <strong>Die</strong> politische Vertretung in Staat und Kommune sollte sich<br />

so auswachsen, bis man durch friedlichen Parlamentsbeschluß zu einem<br />

operativen Eingriff gegen den Kapitalismus schreiten und nach und nach den<br />

Sozialismus unter der Form des Staatssozialismus verwirklichen konnte.<br />

In dieser Beziehung ist nun eine merkbare Veränderung eingetreten. Man<br />

beginnt an den alten Auffassungen zu rütteln. Man schwört nicht mehr mit<br />

derselben Sicherheit auf die Sesammacht der politischen Herrschaft, man<br />

beginnt an der Vortrefflichkeit des Staatssozialismus zu zweifeln und zu<br />

erkennen, daß den gewerkschaftlichen Organisationen eine konstruktive<br />

Aufgabe für die Verwirklichung des Sozialismus zugesprochen werden muß.<br />

Verschiedene von den alten reformistischen Gewerkschaftsorganisationen<br />

haben während der letzten Jahre ihre Aufgabe als zukünftige Schöpfer einer<br />

neuen Produktionsordnung, als Uebernehmer der Produktion nach Ablösung<br />

des Kapitalismus eingestanden. <strong>Die</strong> Grenze, die ihre Tätigkeit auf das Gebiet<br />

innerhalb des Rahmens der bürgerlichen Gesellschaft einschränkte, wird nun<br />

niedergerissen.<br />

Parallel mit der Erweiterung der Aufgaben, die den Gewerkschafts-<br />

Organisationen erteilt werden, tritt eine Tendenz zur Begrenzung innerhalb<br />

der politischen Abteilung der reformistischen Bewegung, innerhalb der<br />

Tätigkeit der Sozialdemokratie zutage.

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