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Die Internationale I.A.A. V 0.2

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24 Nationalismus und Internationalismus.<br />

deutschen Nationalismus vor allem; er hoffte, daß England durch Irland<br />

in Schach gehalten werde. Da er aber die Kampfbereitschaft und der<br />

Kampf gegen Rußland wünschte, konnte er eine Schwächung der Macht<br />

der vorhandenen west- und mitteleuropäischen Staaten nicht zugeben<br />

Er war eben von seinem eigenen Axiom, dem der ungeheuren Macht<br />

Rußlands und dessen akuter Bedrohung Europas, hypnotisiert und<br />

konnte sich eine Rußland einschließende europäische oder Weltsolidarität<br />

nicht vorstellen.<br />

Bakunin ging seit jeher von der vollständigen Gleichwertigkeit der<br />

Russen und aller übrigen Slaven mit den Völkern Mittel- und West<br />

europas aus und stand stets auf dem Boden einer totalen Neuordnung<br />

der Gruppierung der Völker nach ihrem eigenen gegenwärtigen Willen<br />

ohne Rücksicht auf historisch entwickelte Verhältnisse, mit Zusammenschluß<br />

zu einer europäischen oder die Erde umfassenden Föderation,<br />

deren einzelne Bestandteile das Recht der Sezession besitzerwürden,<br />

d. h. sie würden sich jederzeit nach ihrem eigenen Willen um<br />

gruppieren können, wodurch Unterdrückung und Eroberung, also auch<br />

Kriege, ausgeschlossen wären und jeder Versuch dazu von der Gesamtheit<br />

verhindert würde.<br />

Für Bakunin waren also Internationalismus und Anarchismus untrennbar<br />

verbunden, weil nur eine die Staatsgrenzen brechende, sich<br />

frei gruppierende Menschheit in friedlichen gegenseitigen Beziehungen<br />

leben kann, also das Minimum von Internationalismus, mutual good<br />

will (gegenseitiges Wohlwollen) ohne Hintergedanken verwirklicher<br />

kann. Jeder unabhängige Staat ist sich allein Selbstzweck und sieht die<br />

übrige Welt nur als Feind an, über die er Vorteile erringen will oder<br />

denen er sich als Schwächerer momentan grollend fügt. <strong>Die</strong> Größe<br />

der Staaten ändert hieran gar nichts; wird der große Staat durch seine<br />

Allmacht brutal, so wird der kleine Staat durch seine Ohnmacht erst<br />

recht verbissen und tückisch und gibt ohnedies seine Unabhängigkeil<br />

preis, indem er sich stets in den Schatten einer größeren Mächtekombination<br />

begibt und Brocken von deren reichem Tisch aufliest,<br />

seiner notgedrungenen Knechtschaft fluchend und nach Rachegelegenheiten<br />

ausspähend.<br />

Durch die industrielle Entwicklung des neunzehnten Jahrhunderts<br />

und die alle Länder, wie nie zuvor, verbindenden, sie aber desto intensiver<br />

als Konkurrenten trennenden und neue Monopole begründenden<br />

modernen Verkehrsverhältnisse zu Land und zu Wasser wurden die<br />

besitzenden Klassen aller Länder an dem beständigen Kampf der Staaten<br />

untereinander auf das äußerste materiell interessiert und um die<br />

Machtmittel jedes Landes voll ausnützen zu können, mußte die Mentalität<br />

der arbeitenden und der landbebauenden Bevölkerung ganz und<br />

gar auf Staatlichkeit und Nationalität eingestellt werden, was durch<br />

Erziehung, Presse und die nie ruhende Hetz- und Haßpolitik vom<br />

Wiegenlied bis zur Grabrede pünktlich in allen Ländern vor sich geht.<br />

Wie verhalten sich nun die Arbeiter hierzu, soweit sie politisch<br />

denken und organisiert sind? <strong>Die</strong> meisten Arbeiter wünschen stets<br />

zweierlei: sie hoffen auf eine künftige sozialistische Gesellschaft und<br />

sie wünschen in der gegenwärtigen Gesellschaft möglichst menschen-

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