Die Internationale I.A.A. V 0.2

Der einzige Punkt, über den sich die Anhänger der I.A.A., die Komitees zur
Verteidigung des Syndikalismus und die Gruppen der revolutionären Syndikalisten
einig waren, war der folgende: Die Achtung und Verteidigung der Unabhängigkeit
und Selbständigkeit des Syndikalismus in der französischen Gewerkschaftsbewegung.
Das war offenbar doch zu ungenügend, um es den Kräften der beiden Minoritäten
zu gestatten, sich zu verbinden, und um sie beide zusammen zu leiten bis
zu dem, was sie hätten gemeinsam haben sollen. Die Hochschätzung vor der R.G.l.
und den nationalen und internationalen Aktionskomitees bildet verschleiert, aber
dennoch gewiß die Unterordnung der Syndikate unter die Kommunistische Partei.
In diesem Chaos, dieser äußersten Verwirrung war es also, wo die beiden Minoritäten
am 12. November den außerordentlichen Kongreß von Bourges beschickten.
Was war dieser Kongreß? Was mußte er sein? Die offizielle Betonung der
Vorherrschaft der Partei über die Gewerkschaften und die Rechtfertigung der Zersplitterung
der revolutionär-syndikalistischen Kräfte.
Alles wurde gesagt, alles wurde gelöst: Die Verletzung der Beschlüsse von
St. Etienne durch die Delegierten in Moskau, das beharrliche, andauernde Abweichen
vom Programm des Syndikalismus zugunsten der Kommunistischen Partei, der Bluff
über die Ereignisse in Deutschland usw. usw. Wir hatten uns gegenüber keine
syndikalistischen Delegierten, die unsern Gründen, unsern Beweisen zugänglich
waren, sondern lediglich Vertreter der Partei, die abstimmten, sprachen, sich ausschwiegen,
Beifall spendeten oder pfiffen, die auf Befehl in den Kongreß eingereiht
waren zur größeren Ehre der Kommunistischen Partei, die die inneren und äußeren
Arbeiten unter der strengen Aufsicht des Moskauer Vertreters und des „Comité
des Forges" leitete, was paradox erscheinen mag, aber dennoch scharf und genau ist.
Das Resultat? 973 Delegierte der Kommunisten gegen 369 Syndikalisten
(147 C.D.S. und 122 G.S.R.) billigten die Haltung der Konföderations-Leitung und
betonten außerdem noch durch Zustimmung zu einem Vorschlag Semard die Unter-
Stellung der Syndikate unter die Kommunistische Partei. — Seitdem waren alle Unternehmungen
dieser letzteren, sogar die anrüchigsten, davor gesichert, durch die
Leitung der Konföderation und deren Komitees, die ausschließlich aus Kommunisten
oder solchen, die mit ihnen sympathisierten, was auf das nämliche herauskommt,
zusammengesetzt waren, entmutigt zu werden.
So hat sich seit Bourges die Lage nur verschlechtert. Statt daß sich die
Minorität die erlittene Niederlage hätte als Beispiel dienen lassen — was eine
mächtige Lehre für sie hätte sein müssen — löste dies keinerlei ernsthafte Gegenmaßnahme
aus.
Es ist schlimm, daß diese Minderheit auf der Suche nach einer unmöglichen
doktrinären Einigkeit beinahe jene Kämpfer von sich abstieß, die fortgesetzt seit
drei Jahren allein die kommunistische Gefahr bekämpft haben.
Quinton, Totti, ich und andere noch, die noch ein Wort bei allen denen zu
sagen hatten, welche mit offenem Visier kämpften, wurden von den Arbeitern
der „elften Stunde" als „Verbrauchte" erklärt, obwohl sie dennoch von diesen den
endgültigen Bankerott abgehalten hatten.
Immer treu bleibend der R.G.L (wie lange noch?), machten die Gruppen des
revolutionären Syndikalismus, die es dank der Verbindung und Gleichmütigkeit der
Kameraden vom gewesenen Komitee zur Verteidigung des Syndikalismus verstanden
hatten, sich alle Stellen bei der in Bourges gebildeten Bastardgruppe anzueignen, eine
so unbeständige Propaganda, ohne Kraft, ohne Leben, ohne genauere Angaben, ohne
Anzeichen eines bestimmten Zieles, daß sie die Minorität auf dem Unions-Kongreß
der Gewerkschaften von der Seine Ende Dezember 1923 zu einem neuen Unglück
führten.
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