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Kienbaum für das Geschäft mit der Pharmabranche<br />
zuständig ist. Wichtigste Funktion der<br />
Branche ist aber die Forschung und Entwicklung.<br />
Denn die Pharmafirmen müssen immer<br />
neue Medikamente in der Pipeline haben, weil<br />
der Patentschutz für ihre Originalpräparate ausläuft<br />
und Nachahmerprodukte (Generika) ihnen<br />
dann den Umsatz streitig machen.<br />
Das erklärt auch das große Interesse der<br />
Konzerne an Investments und Zukäufen in der<br />
Biotech-Branche. Sie macht hierzulande einen<br />
Umsatz von mehr als 2,4 Milliarden Euro, die<br />
mit rund 32.500 Mitarbeitern erwirtschaftet<br />
werden und hat seit 2010 einen Wachstumsschub<br />
erlebt. Sie ist ein wichtiger Innovations-<br />
Zulieferer der Pharmaindustrie und daher sichert<br />
sich diese den Zugriff auf Innovationen,<br />
indem sie sich beteiligt oder Biotech-Unternehmen<br />
übernimmt.<br />
Risiken<br />
In besonderer Weise muss die Pharmaindustrie<br />
international mit politischen Eingriffen in ihre<br />
Märkte leben. So sanken 2010 nach Berechnungen<br />
des Schweizer Bankhauses UBS die<br />
Preise für Medikamente in Folge staatlicher<br />
Eingriffe weltweit um fünf Prozent. Und 2011<br />
setzte sich das fort. In Deutschland zwang der<br />
Gesetzgeber die Konzerne dazu, auf den Normalpreis<br />
ihrer Medikamente einen Rabatt von<br />
16 Prozent zu gewähren. Die Behörden werden<br />
zudem künftig bei der Preisfindung für neue<br />
Arzneien mitbestimmen.<br />
In Großbritannien steht 2013 eine Reform<br />
der Arzneimittelpreise ins Haus, in Italien<br />
drückt ein laufendes Sparpaket auf die Preise<br />
von Nachahmerpräparaten sowie von Originalpräparaten,<br />
deren Patentschutz ausgelaufen ist.<br />
In Spanien sollen Ärzte künftig nur noch eine<br />
Wirkstoffklasse statt eines bestimmten Markenpräparats<br />
verordnen und der Apotheker dann<br />
das günstigste Produkt abgeben – ähnlich wie<br />
dies in Deutschland bereits gehandhabt wird.<br />
So rechnen Experten allein für 2012 auf dem<br />
europäischen Pharmamarkt mit einem Preisrückgang<br />
von zehn Prozent. Hinzu kommt,<br />
dass bei den großen Konzernen 2012 gleich rei-<br />
henweise Patente auslaufen, die bislang absolute<br />
Umsatzbringer waren. „Bis 2013 laufen Medikamentenpatente<br />
in einem Umsatzumfang von<br />
rund drei Milliarden Euro allein in Deutschland<br />
aus“, sagte Bork Bretthauer, Geschäftsführer des<br />
Verbandes Pro Generika, der Wirtschaftswoche.<br />
Wenn Generika-Produzenten auf den Plan treten,<br />
fällt der Umsatz bei den Originalpräparaten<br />
in der Regel auf die Hälfte.<br />
So müssen etwa Sanofi-Aventis und Bristol-<br />
Meyers Squibb im Laufe des Jahres den Markt<br />
für ihren Blutverdünner Plavix mit der Kopier-Konkurrenz<br />
teilen, bei Novartis läuft der<br />
Blutdrucksenker Diovan aus, gleiches gilt für<br />
das Mittel gegen Schizophrenie Zyprexa von<br />
Eli Lilly. Diese Medikamente zählen weltweit<br />
zu den zehn umsatzstärksten Mitteln – und<br />
das Auslaufen dieser Patente dürfte nach Berechnung<br />
der Rating-Agentur Fitch zusammen<br />
einen Verlust von 50 Milliarden US-Dollar verursachen.<br />
Auch deutsche Unternehmen sind davon<br />
betroffen, etwa der Bayer-Konzern, der gleich<br />
einige europäische Patente, etwa für die Antibabypille<br />
Yasmin, verliert. Um solche Verluste<br />
aufzufangen, müssen die Konzerne auf Fusionen<br />
und Übernahmen setzen, aber auch weiter<br />
in die Forschung investieren. So sollen zwar<br />
in den nächsten zwei Jahren zahlreiche Arznei-<br />
Projekte erfolgreich abgeschlossen werden. Aber<br />
eine Garantie, dass auch die nächsten Blockbuster<br />
darunter sind, gibt es nicht.<br />
Zudem droht den Pharma-, aber auch den<br />
Chemie- und Biotechunternehmen, verstärkt<br />
Konkurrenz aus den Schwellenländern. Inzwischen<br />
verlagert sich nicht nur die Produktion<br />
in Länder wie Brasilien, Russland, Indien oder<br />
China, sondern gerade Indien und China haben<br />
sich schon zu wichtigen Produzenten von<br />
Pharma-Grundstoffen entwickelt. Noch retten<br />
strenge Vorgaben für Medikamente in Europa<br />
und den USA die Konzerne vor der Billigkonkurrenz.<br />
Aber die Schwellenländer holen auf.<br />
„Das Vorurteil, Chinesen seien nur Meister<br />
im Kopieren, ist schon lange widerlegt“, sagt<br />
Klaus-Peter Gushurst, Deutschland-Chef der<br />
Unternehmensberatung Booz.<br />
Julia Leendertse