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Leibniz, Akademie-Ausgabe, Bd. I, 20 - Gottfried Wilhelm Leibniz ...

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630 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1701–1702 N. 362<br />

Leuthe, sie wißen wann sie sterben sollen; ein ander sagte: Woher wißet ihr das? 3 Jener<br />

antwortete: Ich habe einmahl in der Schweitz bey einem serviret, der konthe auch Gold<br />

machen; einsmahls auf den Abend setzte Er sich in einen Stuhl, und rieff mich zu sich,<br />

und sprach: Hier hastu ein Büchlein, stecke es bey dir und verwahre es wohl; Nach einer<br />

5 Stunde wolthe ich ihn wecken, damit wir nach dem Feuer sehn möchten, und da war er<br />

todt. Ich lieff zu seinem Bruder, der auch zu S t Gallus wohnete, welcher gleich mit mir<br />

gieng, aber er war todt und blieb todt; Wir lieffen in das Laboratorium, da waren wohl<br />

viel Sachen, aber niemand wußte, wie sie zu gebrauchen waren; Böttcher, als er dieses<br />

hörete, fragte: ob Er denn das Buch noch hätte, jener sprach: ja ich habe es noch zu<br />

10 Hause; Böttcher bath ihn, er möchte es ihm doch einmahl mitbringen, welches er ihm<br />

auch versprach. Nach etlichen Tagen kam der Mensch wieder in die Apotheck, da fragte<br />

Böttcher nach dem Buche, jener zog es herfür und gab es ihm, er möchte eine Zeitlang<br />

drin lesen; das Buch aber war sehr fein, unleserlich, mit vielen Zeichen und abbreviaturen<br />

geschrieben, daher Böttcher lange Zeith damit zugebracht bis Er das Manuscriptum<br />

15 lesen lernen, und weil viel Latein mit darunter war, so kahm er je zu weilen zu Zorns<br />

Praeceptor, und ließ sich von einem und dem andern Nachricht geben 4 ; Alß er den Process<br />

gefunden, wie man das verum aurum potabile machen soll, und ferner aus demselben die<br />

tria principia des philosophischen Steines, Sal, Sulphur, und Mercurium, so versuchte er<br />

eines und das ander, und wo er in einen Winckel kahm, da machte er ein Feuer; Wann<br />

<strong>20</strong> aber der Apothecker Zorn dazu kahm, so schallt Er ihn, worumb Er die materialien versudelte,<br />

er solthe hingehen, und die Leuthe in der Apothecken abfertigen; er aber ließ<br />

sich nicht abhalten, sondern forschete täglich, schaffete sich dabey an allerhand philosophische<br />

Bücher, und laß unaufhörlich in denenselbigen. Er fing aber die Arbeit zum<br />

3 (2) Es würde guth seyn zu wißen wer die Leute, so den dialogum mit dem so<br />

das buch aus der Schweiz bracht, in der apotheke gehohret, und sie selber darüber zu<br />

vernehmen.<br />

4 (3) Es würde auch dienlich seyn, des Apothekers Herrn Zorns Praeceptorem,<br />

den Botticher wegen des Lateins im buch zu Zeiten consuliret, zu vernehmen, der einige<br />

particularia von dem buch und deßen inhalt zu sagen wißen wird.<br />

2 einem: nicht identifiziert. 16 Praeceptor: J. P. Adelung; vgl. Engelhardt, a. a. O., S. 7.<br />

29. 11. <strong>20</strong>06

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