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Leibniz, Akademie-Ausgabe, Bd. I, 20 - Gottfried Wilhelm Leibniz ...

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N. 362 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1701–1702 635<br />

welche am Gewichte gleich 3. Loth ausmacheten, und gab sie Böttchern, welcher sie<br />

in den Schmeltztiegel legte und Feuer gab; Weil aber der Windoffen nicht wohl ziehen<br />

wolthe, so wehrete es über 2. Stunden, bis es schmeltzete; inzwischen zog Böttcher ein<br />

silbernes Büchschen aus der Tasche, und aus demselben langete er herfür seinen lapidem,<br />

dieser war roth alß ein Rubin, durchsichtig alß ein glaß, in der größe v. dicke war es so 5<br />

viel alß der Vierthe Theil von einer welschen Nußschale 17 ; Von dieser tinctur brach er<br />

ein wenig ab, etwa so viel alß eine halbe Linse oder halbes Pfefferkorn, und gab es hin,<br />

v. sprach, dieses nehme jemand, und wickele es in ein Papier, denn es ist klein und<br />

möchte verlohren werden; Weil aber der Windoffen nicht viel nütze war, wehrte es sehr<br />

lange, bis die zwey groschen Stücke zerschmoltzen, alß sie aber geschmoltzen waren, 10<br />

ward das bißchen Tinctur mit dem Papier hineingeworffen, darauf gab Böttcher dem<br />

Schmeltztiegel starck Feuer oben und unten bey nahe einer Stunde lang, endlich goß<br />

er es aus in ein eingesetztes gewicht, da war es das reineste und feineste Gold, v. war<br />

am gewichte nicht ein gran abgegangen. Die Personen, so dazumahl gegenwärtig waren,<br />

wunderten sich zwar, machten aber weiter nichts daraus, eine unter denenselben sagte; 15<br />

die Kunst ist gut gnug, ich weiß aber noch eine beßere; alß sie gefraget wurde, sprach<br />

sie: Singe, beth, und geh auf Gottes Wegen, verricht das deine nur getreu. Etliche Tage<br />

hernach vermahnete ein Prediger 18 , welcher dabey gewesen, Böttchern, Er möchte doch<br />

17 (16) Ich vermeine wohl H. Zorn gehohret zu haben, daß der junge Mensch nicht<br />

mehr damahls sehen laßen, als er wircklich zur projection brauchen wollen, so er ihm<br />

auch in die Hand geben und sey es durchsichtig gewesen. Er hat mir auch nicht gesagt,<br />

daß nach hinein geworffener tinctur es noch eine stunde gewehret, sondern viel mehr,<br />

daß die tinctur erst hinein geworffen worden, als es gnugsam gefloßen, da hatte es nur<br />

noch ein wenig gewallet, wäre darauff gestanden, und in ein hohles gewicht außgegoßen<br />

worden. Und hatte sich das Gewicht der 3 loth wieder gefunden. Er hat es darauff der<br />

Fr. Zornin zum andenken vor eine ihm geschenckte bibel verehret.<br />

18 (17) Daß der Prediger so dabey gewesen, Bottichern etliche tage hernach zugeredet,<br />

stehe auch in Zweifel, weil von H. Zorn ve[r]standen, daß der Mensch damahls<br />

abschied von ihm genommen, und des andern tages frühe auß dem Hause gangen, so<br />

daß man seines orths ihn nicht wieder gesehen. Sorge also, daß das weitlauffige raisonne-<br />

17 Singe . . . getreu: 7. Strophe aus dem Kirchenlied von Georg Neumark ” Wer nur den lieben Gott<br />

läßt walten‘‘.<br />

29. 11. <strong>20</strong>06

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