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Leibniz, Akademie-Ausgabe, Bd. I, 20 - Gottfried Wilhelm Leibniz ...

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N. 362 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1701–1702 631<br />

philosophischen Stein gantz heimlich und verborgen an, und hat eine geraume Zeith in<br />

H. Zorns laboratorio unter dem Tisch ein Feuer gehabt, daß es kein Mensch gewust oder<br />

gesehen; die andern Gesellen v. jungen in der Apotheck haben Böttchern vexiret, ob Er<br />

dann nicht bald Gold machen könne, Er aber hat ihnen zur antwort gegeben, sie solthen<br />

nur ihres Thuns warthen, er wolle sie nicht hindern, Sie aber solthen ihm auch nichts 5<br />

in den Weg legen. Einsmahls auf einem Sontage nachmittage unter der vesper Predigt<br />

komt der eine Junge, mit Nahmen Christoph Trader aus Collberg in Pommern zu ihm,<br />

und fraget, ob Er nun bald Gold machen könne, er gab aber zur Antwort: Silber will ich<br />

nun wohl machen, aber auch in Kurtzen Gold. Der Böttcher zeigete ihm ein Weiß Pulver,<br />

und sprach: Dieses pulver tingiret Eisen, Kupfer und alle Metalla in fein Silber, der junge 10<br />

sprach: ja wann du das kanst, so mache mir geschwind den Nagel (welcher ohngefehr im<br />

distillir Hause auf einem Offen lag) zu Silber; Böttcher nahm den Nagel, steckte ihn in<br />

einen distillir Offen, ließ ihn glüend werden, und nahm darauf sein weißes Pulver, solvirete<br />

es in einem gewißen Waßer in einem hohen gläßchen, und so tieff als er den Nagel in das im<br />

Waßer solvirte weiße Pulver steckte, so weit wurde Er zu feinem Silber. Ein ander junge 15<br />

mit Nahmen Joh. Christoph Schrader aus Magdeburg, welche beyde neben Böttchern<br />

die ApotheckerKunst bey Zornen gelernet 5 , stund dabey und sprach: Ey so mache mir<br />

auch was; Böttcher antwortete: gib mir nur was her, und weil der junge nichts hatte,<br />

brach Er die Zunge aus der Wage, die er eben in der Hand hatte, und gab sie Böttchern,<br />

dieser ließ sie auch glüend werden, und so tieff er sie in das weiße Pulver steckte, ward <strong>20</strong><br />

sie zu fein Silber. Und weil Böttcher nicht Gelegenheit haben konthe, seinen process zu<br />

ende zu bringen, ihm auch alle Lust zur ApotheckerKunst vergieng 6 , welcher schlechten<br />

5 (4) Was von der Veranderung des Bleyes und Eisens in Silber als die Tinctura<br />

erst ad album gangen erzehlet wird, so die beyden damaligen apotheker jungen Trader<br />

aus Colberg und Schrader aus Magdeburg gesehen haben sollen, davon hat Herr Zorn<br />

gegen mich nichts gedacht. Sie wären billig selbst daruber zu examiniren.<br />

6 (5) Ich sehe daß der Verfaßer dieser relation nicht bey der narratione facti bleibet<br />

sondern etwas weiter gehet, wenn er vielleicht ex suis praeconceptis sententiis sagt, es<br />

hatte Botticher den process gefunden das verum aurum potabile und daraus die 3 principia<br />

des philosophischen Steins zu machen; item es wäre ihm alle lust zur Apothekerkunst<br />

vergangen, weilen er deren schlechten grund und verderbtes wesen mehr und mehr eingesehen.<br />

Dieß macht mich glauben der Autor dießer Relation sey kein Testis ocularis,<br />

sondern einer von denen die es nur von andern gehöhret.<br />

29. 11. <strong>20</strong>06

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