Leibniz, Akademie-Ausgabe, Bd. I, 20 - Gottfried Wilhelm Leibniz ...

856 ii. allgemeiner und gelehrter briefwechsel 1701–1702 N. 493
daß leute so sonst zu nutzlichern arbeiten als todtzuschlagen konten employiret werden,
so liederlich ihre Zeit verbringen müsten. Ich zweiffle nicht so E. Excellenz nur dero
assistenz versprechen, viel dinge in Moscau solten konnen gefunden werden die man
nicht gesucht hätte. Denn Noorden ist so arm nicht als man meinet in der erden, und wo
5 man solche vestigia findet, wie ich da schon durch andere habe waarnehmen laßen, da
ist nicht zu zweiffeln man werde vollends den gantzen weg treffen. Man findet diamanten
in Ostindien weil man gewohnt ist die da zu suchen. Vor diesem hat man auch da allein
perlen gefunden. Nun findet man sie an mehren orthen weil man sie an mehr orthen
suchet. Wo die erde durch die Kalte fest versiegelt ist, da arbeitet die natur als in einem
10 wolverwahrten gefäs, und halt die Krafft wol beisammen, und das unterirdische feuer
macht nicht weeniger da seine wercke als da wo die Sonne auswendig heis scheinet. Und
so es wahr ist was die philosophi sagen daß im Marte und Venere mehr stecket als im golde
so seind auch gewis die Nordischen länder einen noch verborgenen reichthum heegende.
Ich bin sonst der meinung die E. Excell. schreiben daß ich noch in Moscau mein ende
15 nicht finden werde, sondern nach erlernung der spraache und des genii des hofes mehr als
jetzo tuchtig werde sein zu denen sachen so dort zu ihr. Maiest. interesse dienen consilium
zu geben, der ich mich indessen unterthanigst recommendire 〈...〉
Berlin d. 28. Mart. 702.
493. LEIBNIZ AN KÖNIGIN SOPHIE CHARLOTTE
20 Hannover, 29. März 1702. [491.]
Überlieferung: L verworfene Abfertigung: LBr. F 27 Bl. 36–37. 1 Bog. 8 o . 4 S. — Gedr.:
Klopp, Werke, 10, 1877, S. 138–140.
Madame Hanover 29 Mars 1702
Voyant le beau temps qu’il fait, je me figure que Vostre Majesté le gouste à longs
25 traits à Luzenbourg, et que la Musique et l’Architecture la rejouissent, pendant que la
Zu N. 493: Unser Stück gelangte nicht zur Abfertigung, denn in seinem nächsten Brief vom 12.
April 1702 (Druck in I, 21) berichtet Leibniz, er arbeite noch an der ” Lettre sur ce qui passe les sens et
la matiere‘‘, während er im vorliegenden Stück eine solche Schrift bereits als Beilage erwähnt.
29. 11. 2006