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Tanulmányok a kézműipar történetéből

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Aus annähernd dem gleichen Zeitraum existiert für die sechs zu dieser Zeitbestehenden Chemnitzer Innungen der Schneider, Schmiede, Bäcker, Tuchmacher,Fleischer und Leineweber eine Wachdienst- oder "Zirkel"-Ordnung 7 : Während diefünf erstgenannten Innungen den Wach- und Streifendienst innerhalb der Stadtsicherzustellen hatten, mußten die Leineweber vor Tor und Mauer patroullieren.Leider gibt es, so verlockend das angesichts des fast identischen Entstehungszeitpunkteswäre, für eine aus beiden Schriftstücken ableitbare AufgabenoderPersonalkongruenz keine gesicherten Anhaltspunkte, so daß fraglich bleibenmuß, ob sich die Wallschützen aus dem gleichen sozialen Umfeld heraus rekrutiertenwie die "Zirkler".Fraglich bleibt angesichts der dünnen Überlieferungsdecke auch, inwiefernsich aus diesen militärischen bzw. "polizeidienstlichen" Aufgaben heraus eine regelmäßigeSchulung und Übung der beauftragten Bürger bzw. Handwerker imUmgang mit Waffe und Kriegsgerät erforderlich machte.Spätestens mit der Einführung neuer, komplizierterer Fernwaffen jedochgewannen neue Organisationsformen militärischer Körperertüchtigung an Bedeutung.Unter dem Eindruck der Hussitenkriege ließ der Chemnitzer Rat 1429 dieersten 14 Feuerwaffen anschaffen. Als auch im folgenden Jahr hussitische Streifscharendas Gebiet um die Stadt frequentierten, rüstete die Bürgerschaft auf:nochmals 14 Armbrusten und 50 Büchsen verkaufte der Magistrat an die Einwohner.Selbst Frauen erwarben diese Waffen für ihre Haushalte.Vor diesem Hintergrund ist auch die Gründung der Chemnitzer Schützenbruderschaftin den Jahren zwischen 1430 und 1444 anzusiedeln 8 .Primäres Anliegen der Schützenbruderschaft war, neben der Pflege des religiös-korporativenGedankens, die Ausbildung der Bürger an Fern-, speziell an denFeuerwaffen. Vereinte die Chemnitzer Bruderschaft anfangs sowohl Bogen-, Büchsenund Armbrustschützen in ihren Reihen, so kam es bereits 1489 zur großen Teilung,als sich die Armbrustschützen, denen vorrangig Kaufleute, Apotheker bzw.ratsfähige Bürger angehörten, von den Büchsenschützen separierten und ihre eigeneBruderschaft, die der Stahl- oder Bruchschützen aufrichteten. Die Bruderschaft(bzw. nach der Reformation die Gesellschaft) der Büchsenschützen jedoch solltesich, wie noch zu sehen sein wird, künftig verstärkt an die Handwerker der ChemnitzerZünfte wenden.Die Büchsenschützen wurden zur dominierenden Schützengesellschaft derStadt: bereits zu Beginn des 16. Jahrhundert lagerten im Städtischen Zeughaus über200 Handfeuerwaffen ein. Dazu kommt eine unbekannte Zahl Schußwaffen 9 , diesich in direktem Besitz der Städter befand. Man kann heute davon ausgehen, dasein Drittel bis die Hälfte der ungefähr 6-700 waffenfähigen Bürger der Stadt mitFernwaffen ausgerüstet waren – eine enorme Anzahl, denn in Chemnitz waren nuretwa 2000 Meter Stadtmauer zu verteidigen.Wie erwähnt, beschränkte sich die Pflicht der Bürger jedoch nicht nur aufVerteidigungsaufgaben.Als am 26.August 1426 bei Usti/Aussig ein 20.000 Mann starkes Kreuzfahrerheervernichtet wurde, hatte – obwohl quantifizierbare Aussagen über Gefallene,306

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