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Tanulmányok a kézműipar történetéből

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Gesellenkasse, hervorgerufen durch außerordentliche Ausgaben. Bezugspunktwaren hierbei Leineweber mit einem inkurablen Gesundheitszustand, die nie einenPfennig mehr in die Gesellenkasse einbezahlen würden. Diese Kranken solltenabgeschoben und an das städtische Almosen verwiesen werden. dccxcv Bereits 1783hatten die Obermeister gegenüber dem Rat angeregt, daß die Stadt Chemnitz einGrundstück für ein handwerkseigenes Siech- und Krankenhaus zur Verfügungstellen sollte, da sich immer eine beträchtliche Anzahl Kranker unter den Gesellenbefänden, die “... unsern meistern, wo sie einzeln, und unserm Meister-Hauße, womehrere gepflegt und gewarttet werden müßen, öffters sehr lästig und denen nebenihnen befindlichen Personen nach Beschaffenheit der Kranckheit gefährlichwerden, und dieses Übel und Unheil im gantzen leicht weiter verbreitenkann.“ dccxcviVor dem Hintergrund dieser Lebensumstände nimmt es nicht Wunder, wennim Hungerjahr 1771 eine Spezifikation die Namen von ca. 20% der Meister diesesHandwerks nennt, die kein Brot haben. dccxcvii Andere Quellen bestätigen dieseNotlage. dccxcviiiSchon in den 40er Jahren des 18. Jahrhunderts hatte Kammerrat JohannChristian Raabe, Leipziger Kaufmann und Mitglied der Landes-Oeconomie-Manufactur-und Commercien-Deputation, eine Denkschrift vorgelegt, in welcherer sich mit den besonders augenfälligen Niedergangserscheinungen in derLeineweberei Mittelsachsens beschäftigte. Raabe führte dabei statistisches Materialan , wonach 1749 in den Städten Mittelsachsens 1229 leineweber inVerlagsbeziehungen als “Meister ... vor sich arbeiten“, hinzu kamen 439 Meister,“so aus großer Armut vor Gesellen arbeiten.“ Weitere 180 Meister wurden genannt“so theils vorarmeth, theils betteln.“ dccxcix Ein gleiches Bild zeichnete am Ausgangdes Jahrhunderts – bezogen auf die Chemnitzer Verhältnisse – der AmtshauptmannJohann Friedrich Carl Dürisch. 1793 führten der Amtmann mit den Obermeisterndes Leineweberhandwerks ein Gespräch, in dessen Mittelpunkt Probleme desHandwerkszerfalls standen. dccc 1797 signalisierte Dürisch dann der Deputation,“daß ich gar nicht zu viel behaupte, wenn ich annehme, daß 2/3tel aller meister inhiesiger Gegend in kurzem an den Bettelstab gerathen...“ dccciBasierend auf der vorgestellten Alltagssituation Chemnitzer Leineweber,einer ersten Auswertung der von Leinewebern an den Rat bzw. den Landesherrenadressierten Bittschreiben sowie ersten Quantifizierungen von “Massendaten“sollen in einem zweiten Teil meiner Ausführungen drei Verarmungsvarianten zurDiskussion gestellt werden, wie sie für Chemnitzer Leineweber typisch waren:1. Durch gesellschaftspolitische Faktoren bedingte Verarmung – lange Dienstzeitals SoldatIm März 1743 richten drei Leineweber ihr Gesuch um Dimission an denLandesherren. Durch Los waren sie neun Jahre zuvor, 1734, zur Landmilizgezogen worden. Im Verlaufe ihrer Dienstjahre waren sie in äußerste Armutgekommen, indem sie ihr weniges Vermögen zugesetzt – und sich Wäsche und324

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