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Tanulmányok a kézműipar történetéből

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Kleidung ruiniert hatten. Außerdem waren sie in Schulden geraten und ihre inChemnitz verbliebenen Ehefrauen konnten das Handwerk wegen der nahrlosenZeit nicht fortsetzen, so daß sie “von der Schnure zehren“ dcccii mußten . Auch inanderen Kontexten erschließt sich der Zusammenhang zwischen dem abgedanktenSoldaten und des in den nachfolgenden Jahren verarmten Leinewebers, so in einemBittschreiben eines Chemnitzer Leinewebers und “Fabrikbürgers“, der imSiebenjährigen Krieg als preußischer Rekrut dienen mußte und keinerleiEntschädigung für den geleisteten Militärdienst erhielt. dccciii Als Begründung derBedürftigkeit in den Listen der Viertelsmeister im Hungerjahr 1771 begegnenebenfalls Leineweber, die zu den Armen zählten, weil sie lange Zeit Soldat warenund mit dem Handwerk ihr Brot nicht verdienen konnten. dccciv2. Verarmung durch Krankheit, Alter und hohe KinderzahlIn erschütternder Weise beschrieben die Bittsteller um ein Almosen bzw. umReduzierung der Steuerlasten ihre Schmerzen und Leiden, die sie in Verbindungmit ihren Krankheitsbildern auszustehen hatten und die sie unfähig machten, ihreSubsistenzmittel zu verdienen, wobei sie auch immer wieder die zurückgehendenArbeitsmöglichkeiten im Handwerk akzentuierten. Besonders prekär waren dabeidie Lebensumstände, wenn unter den Bedingungen von Krankheit noch imHaushalt lebende Kinder zu versorgen waren, die noch “unerzogen“ waren bzw.Kinder betreut werden mußten, die unter geistigen oder körperlichenBehinderungen litten. Unter dem Leidensdruck ständiger Notlagen wurdestellenweise der Ausweg gesucht, die “Kinder ... bey hiesiger Stadt Einwohnern umein Stückgen Brod ansuchung thun zu lassen...“ dcccvNicht selten war der Bettel die zweite Form des Broterwerbs derLeineweberfamilien. dcccviGotthelf Benjamin Pflugbeil, Kauf- und Handelsmann, setzte lauttestamentarischer Verfügung notleidenden und würdigen Hausarmen ein Legat von500 Reichstalern aus, in dessen Genuß in erster Linie “arme Fabrikanten“ oder“Hilfsarbeiter kommen sollten. Im Vorfeld der Umsetzung dieser Bestimmungwurde 1799 eine Spezifikation Armer, Elender, Kranker und Witwen im Handwerkerstellt, die durch Krankheit beförderte Verarmungsprozesse bestätigt. dcccvii DieSpezifikation nennt 125 Namen von Leinewebern, deren Durchschnittsalter bei64,94 Jahren liegt. Im Rahmen der Begründungen zur Armut wurde bei 36% deraufgeführten Personen Krankheit genannt, wobei teilweise der Krankheitsbegriffeine Differenzierung erfuhr. Als typische Berufskrankheit der Leineweber wurdenhierbei “böse Beine“ bzw. Schenkel zu benannt; hinzu kamen Schlagfluß(Schlaganfall), rheumatische Beschwerden, Brüche, Kurzatmigkeit,Blödgesichtigkeit und Epilepsie. Allerdings fand die unter den Leinewebern weitverbreitete Krätze in diesem Zusammenhang keine Erwähnung. War der mit derKrätze verbundene heftige Juckreiz der Haut sehr unangenehm, schien diesesKrankheitsbild jedoch nicht zur Arbeitsunfähigkeit geführt zu haben. dcccviii 325

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