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Angebots an Geld geschaffenen Verhaltnissen noch nicht ange ...

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— 569 —<br />

Der Mensch b<strong>an</strong>digt das Tier und fiigt es in sein H<strong>an</strong>dcln als Sache ein.<br />

Auch wenn die B<strong>an</strong>digimg und Abrichtung dcs Tines sich cines Vcrfabrcns<br />

bedient, das auf dem Eingehen auf die Eigcnart der tierischen Psyche beruht,<br />

bleibt die Khift, die den Menschen vom Tier scheidet, uniiberbruckbar. Das<br />

Tier karin nie <strong>an</strong>deres erhaltcn als Nahrung, Befriedigung des GeschlechtstriebeS<br />

nnd den den natiirlichen Bedingungcn, denen sein Wesen <strong>an</strong>gepasst ist, entprechenden<br />

Scliutz gegen schadliche Einwirkungen der Aussenwelt. Die Tiere<br />

sind tieriseh und unmenschlich, weil sie genau so sind, wic sich das ehernc Lohngesetz<br />

die Menschen vorgestellt hat. Und wic niemals menschliche Gesellschaft<br />

und menschliche Kultur hatten werden koimcn, wenn die Menschen nur auf<br />

Fressen, Saufen und Paarung bedacht geblieben waren, so konnen die Tiere<br />

weder selbst Gesellschaft bilden <strong>noch</strong> <strong>an</strong> der Gesellschaft der Menschen teilhaben.<br />

M<strong>an</strong> hat versucht, auch Menschen als Haustiere zu beh<strong>an</strong>deln und zu<br />

bcwirtschaften. M<strong>an</strong> hat Galeerensklavcn und Schiffszieher mit der Peitsche<br />

zur Arbeit verhalten wie Pferde im Gopelwerk. Die Erfahrung hat aber gezeigt,<br />

dass m<strong>an</strong> durch <strong>an</strong>dere Verfahren aus den Menschen, und waren sie auch <strong>noch</strong><br />

so roh und unbegabt, mehr herauszuholen vermag als durch brutalc Vergewaltigung.<br />

Der Urmensch macht keinen Unterschied zwischen seinem Eigentum <strong>an</strong><br />

Weibem, Kindern und Sklaven und seinem Eigentum <strong>an</strong> Vieh und <strong>an</strong> leblosen<br />

Gegenst<strong>an</strong>den. Doch wenn er vom Sklaven <strong>an</strong>dere Dienste verl<strong>an</strong>gt als solche,<br />

die auch ein Zugtier oder Tragtier leisten k<strong>an</strong>n, muss er seine Fesseln lockern<br />

und ihn <strong>nicht</strong> nur durch blosse Gewalt und xlndrohung von Gewalt, sondern<br />

auch durch Weckung personlichen Interesses <strong>an</strong> sich zu binden suchen. Wo<br />

der Sklave <strong>nicht</strong> nur durch Fesselung und st<strong>an</strong>dige Bevvachung am Entfliehen<br />

gchindert und <strong>nicht</strong> nur durch die Peitsche zur Arbeit <strong>an</strong>gehalten wird, wird<br />

das Verhaltnis Herr-Sklave ein gesellschaftliches Verhaltnis. Der Sklave mag,<br />

besonders wenn die Erinnerung <strong>an</strong> gliicklichere Tage der Freiheit <strong>noch</strong> frisch<br />

ist, sein Schicksal beklagen und die Befreiung ersehnen ; doch er findet sich<br />

notgedrungen mit dem St<strong>an</strong>d der Dinge ab, den er zur Zeit <strong>nicht</strong> zu <strong>an</strong>dern<br />

vermag, und er sucht sich ihm so <strong>an</strong>zupassen, dass sein Leben so ertraglich<br />

als moglich werde. Der Sklave sucht den Herrn durch sein Verhalten und durch<br />

seine Leistung zufriedenzustellen, und der Herr trachtet, durch verniinftige<br />

Beh<strong>an</strong>dlung die Anh<strong>an</strong>glichkcit und die Arbeitslust des Dieners zu heben.<br />

Zwischen Herren und Sklaven entwickeln sieh pcrsonliche Bcziehungen, die m<strong>an</strong><br />

mitunter geradezu als Freundschaft bezeichnen darf.<br />

Vielleicht hatten die Lobredner der Sklaverei <strong>nicht</strong> unrecht, wenn sie behaupteten,<br />

dass <strong>nicht</strong> nur die Herren, sondern auch die Sklaven sich mit dem Institut<br />

so wohl abgefunden haben, dass sie keine Ver<strong>an</strong>derung wiinschten. Es gibt<br />

vielleicht einzelne Menschen und g<strong>an</strong>ze Gruppen und Rassen von Menschen,<br />

die in der Sklaverei Geborgenheit empfinden, in ihr keine Demiitigung und<br />

Entwiirdigung sehen, eher froh sind, bei massiger Arbeit das Wohlleben eines<br />

reichen Hausst<strong>an</strong>des mitzugeniessen, und in der Abh<strong>an</strong>gigkeit von den Launen<br />

und von der Zuchtgewalt der Herrschaft nur ein kleines Ubel oder iiberhaupt<br />

kein libel erblicken.<br />

Die Verhaltnisse, unter denen die unfreien Arbeiter in l<strong>an</strong>dwirtschaftlichen<br />

Grossbetrieben, in Bergwerken, in gewerblichen Werkstiitten und auf Galeeren<br />

zu arbeiten hatten, waren freilich von den als idyllisch geschilderten Lebensbedingungen<br />

der im hauslichen Dienste verwendeten Kammerdiener, Zofen,

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