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Angebots an Geld geschaffenen Verhaltnissen noch nicht ange ...

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— 439 —•<br />

sondern ein <strong>nicht</strong> umkehrbarer Ablauf, dessen Abschnitte dem<br />

Werten und H<strong>an</strong>deln in verschiedener Beleuchtung erscheinen,<br />

je nachdem sie naher oder weitej* vom Heute entfernt sind.<br />

Bemerkungen zu Bohm-Bawerks Lehre von der Hoherwertung<br />

gegenw'artiger Giiter<br />

Bohm-Bawerk geht in seinen bahnbrechenden Untersuchungen iiber das<br />

Zinsproblem von dem Satze aus, dass gegenwartige Giiter in aller Regel melir<br />

wert sind als kiinftige Giiter gleicher Art und Zahl.* Auf zwei Wegen sucht<br />

er d<strong>an</strong>n diesen Satz psychologisch zu begriinden.<br />

Als zweiten Gr<strong>an</strong>d fiir die Hoherwertung der Gegenwartsgiiter hat Bohm-<br />

Bawerk die fehlerhafte systematische Unterschatzung (zu niedrige Wertung)<br />

der kiinftigen Bediirfnisse und der Mittel, die zu ihrer Befriedigung dienen,<br />

<strong>an</strong>geiuhrt. Bohm glaubt, dass iiber das Bestehen dieser Unterschatzung kein<br />

Zweifel moglich sei. Die Liickenhaftigkeit der Vorstellungen, die wir uns von<br />

unserem kiinftigen Bediirfnisst<strong>an</strong>de bilden, die Willensschwache, die uns taiitunter<br />

ver<strong>an</strong>lasst, gegenwartige Befriedigung der kiinftigen vorzuziehen, auch<br />

wenn wir wissen, dass diese Wahl fiir unsere Wohlfahrt im G<strong>an</strong>zen unvorteilhaft<br />

ist, und schliesslich die Riicksicht auf die Kiirze und Unsicherheit unseres<br />

Lebens wirken, seiner Meinung nach, alle in dieser Richtung. Dass die psychologischen<br />

Tatsaehen, auf die Bohm-Bawerk sich hier zur Erklarung der Unterschatzung<br />

kiinftiger Bediirfnisse beruft, wirklich gegeben sind und dass sie das<br />

H<strong>an</strong>deln der Menschen bestimmen konnen, ist <strong>nicht</strong> zu bezweifeln. Es gibt<br />

sicherlich viele Menschen, in deren Entschliessungen sie eine grosse Rolle<br />

spielen. Doch sie wirken, wie auch Bohm-Bawerk <strong>nicht</strong> entg<strong>an</strong>gen ist, bei den<br />

verschiedenen Individuen, und auch bei demselben Individuum zu verschiedenen<br />

Zeiten und in verschiedenen Geistes- und Gemiitsstimmungen, in ausserst verschiedenen<br />

Graden. Und auch Bohm-Bawerk stellt fest, dass bei « F<strong>an</strong>atikern<br />

der Vorsicht » sich sogar « eine parteiische Uberschatzung kiinftigen Nutzens »<br />

einstellen konne.<br />

Wie bei alien psychologischen Tatbest<strong>an</strong>den dieser Art haben wir es hier<br />

namlich keineswegs mit Notwendigkeit und Allgemeingiiltigkeit zu tun. Wenn<br />

wir <strong>an</strong>nehmen wollen, dass viele Menschen dureh die von Bohm-Bawerk <strong>an</strong>gefiihrten<br />

Beweggrunde zu einer systematischen Unterschatzung kiinftiger Bediirfnisse<br />

getrieben werden, d<strong>an</strong>n miissen wir auch die Wirkung von Beweggriinden<br />

in Betracht ziehen, die in der entgegengesetzten Richtung wirksam sind. Auch<br />

wenn wir von den vielleicht als pathologisch zu klassifizierenden Typen des<br />

« F<strong>an</strong>atikers der Vorsicht» und des Geizhalses absehen wollen, — in welchem<br />

Falle m<strong>an</strong> wohl auch von den pathologischen Typen der entgegengesetzten Art,<br />

vom tollen Verschwender, von dem Einf altigen, der zu beschr<strong>an</strong>kt ist, urn sich<br />

von kiinftigen Sorgen iiberhaupt eine <strong>an</strong>nahernde Vorstellung zu machen, und<br />

von dem Menschen, der unter der niederdriickenden Einwirkung einer nahen<br />

grossen Gefahr steht, abzusehen hatte, — darf m<strong>an</strong> doch wohl die grosse<br />

Rolle, die Hoherschatzung der Zukunft im H<strong>an</strong>deln spielt, <strong>nicht</strong> iibersehen.<br />

M<strong>an</strong> halte sich doch etwa folgende typische Falle vor Augen : den jungen<br />

*) Vgl. Bohm-Bawerk, Kapital und Kapitalzins, 3. Aufl, Innsbruck 1917,<br />

2. Abteilung, S. 426.

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