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Angebots an Geld geschaffenen Verhaltnissen noch nicht ange ...

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Der Urzins ist von der Menge des <strong>Angebots</strong> <strong>an</strong> Kapitalgiitern<br />

unabh<strong>an</strong>gig. Er ist es vielmehr, der Kapital<strong>an</strong>gebot und<br />

Kapitalnachfrage bildet. Durch den Urzins wird bestimmt, wieviel<br />

von dem verfiigbaren Giitervorrat fiir den Verbrauch in<br />

der Gegenwart und wieviel fiir die Vorsorge fiir die Zukunft<br />

gewidmet wird.<br />

Der Urzins k<strong>an</strong>n aus dem menschlichen Werten und H<strong>an</strong>deln<br />

<strong>nicht</strong> verschwinden. Wenn eine Lage der Dinge wiederkehren<br />

wiirde,wie sie am Ende des ersten christlichen Jahrtausends<br />

best<strong>an</strong>d, als der Glaube <strong>an</strong> das unmittelbare Bevorstehen<br />

des Endes aller irdischen Bel<strong>an</strong>ge allgemein war, d<strong>an</strong>n wiirde,<br />

dem Gebote der Bergpredigt gemass, alle Vorsorge fiir die<br />

irdische Zukunft aufhoren. Die Produktionsmittel wiirden jede<br />

Bedeutung verlieren ; sie wiirden als nutzlos und wertlos <strong>an</strong>gesehen<br />

werden. Das Agio der gegenwartigen Giiter gegeniiber<br />

den kiinftigen Giitern wiirde damit nieht verschwinden ; es<br />

wiirde liber alles Mass hinauswachsen. Wiirde dagegen der<br />

Urzins g<strong>an</strong>z versehwinden, d<strong>an</strong>n wiirde das bedeuten, dass fiir<br />

die Deckling gegenwartigen Bedarfs, des Bedarfs des nachsten<br />

Augenblicks und des Bedarfs in absehbarer Zukunft <strong>nicht</strong><br />

gesorgt wird, dass m<strong>an</strong> immerfort nur fiir die fernste Zukunft<br />

produzieren will und dass m<strong>an</strong> einem Apfel, den m<strong>an</strong> heute oder<br />

inorgen, in einem Jahre oder in zehn Jahren verzehren k<strong>an</strong>n,<br />

zwei Apfel, die erst in tausend oder zehntausend Jahren genussreif<br />

sein werden, vorzieht. Der Urzins ist eine elementare<br />

Werterscheinung, die m<strong>an</strong> aus dem nienschlichen Wirtschaften<br />

<strong>nicht</strong> fortdenken k<strong>an</strong>n. Er ist daher auch <strong>nicht</strong> <strong>an</strong> die Org<strong>an</strong>isationsform<br />

der gesellschaftlichen Kooperation gekniipft. Er<br />

ist im H<strong>an</strong>deln eines isolierten Wirts oder eines sozialistischen<br />

Gemeinwesens ebenso wirksam wie in der Marktwirtschaft der<br />

auf dem Sondereigentum <strong>an</strong> den Produktionsmitteln beruhenden<br />

Gesellschaftsordnung.<br />

Wenn m<strong>an</strong> wie die modernen (d.h. die nach Bohm-Bawerks<br />

Kritik der alteren Produktivitatstheorien gebildeten) Produktivitatstheorien<br />

den Urzins aus der hoheren Ergiebigkeit der<br />

kapitalistischen Produktionsumwege herleitet, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> zu<br />

dem Schlusse gel<strong>an</strong>gen, dass der Urzins versehwinden wiirde,<br />

wenn einmal ein Zust<strong>an</strong>d erreicht ist, in dem durch weitere Verl<strong>an</strong>gerung<br />

der Produktionszeit keine Steigerung der Ergiebigkeit<br />

erzielt werden k<strong>an</strong>n. x Doch m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n einen solchen Zust<strong>an</strong>d<br />

<strong>nicht</strong> denken, wenn m<strong>an</strong> <strong>an</strong> der Annahme der Knappheit<br />

der Giiter festhalten will.<br />

*) Vgl. Hayek, The Mythology of Capital (The Quarterly Journal of Economics,<br />

Vol. L, 1936), S. 223 f.

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