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— 574 — Erziehung, ira Strafensystem der Gerichte und in der railitarischen Disziplin beseitigt hat. Wer des Glaubens ist, dass es in einer sozialistischen Gesellschaftsordnung moglich ware, ohne Zwangsmassnahmen gegen unfleissige Arbeiter auszukommen, weil doch jeder seinen Pflichten freiwillig nachkommen werde, gibt sich den Tauschungen hin, auf denen die anarchistischen Lehren beruhen. Auch ein sozialistisches Gemeinwesen wird nicht vermeiden konnen, Zwangsmittel gegen nachlassige und faulc Arbeiter anzuwenden. 9. K A PI TEL : DIE AUSSERMENSCHLICHEN URSPRiJNGLICHEN PRODUKTIONSFAKTOREN I. Bemerkungen zur Rententheorie Im Systeme Ricardo's stellt der Rentengedanke einen Versuch dar, jene Erscheinungen zu erfassen, denen die moderne Nationalokonomie durch das Grenznutzengesetz beizukommen sucht. 7 Der Versuch mis slang, und es kann kein Zweifel dariiber bestehen, dass das Verfahren der subjektivistisehen Theorie dem Ricardo's iiberlegen ist. Dennoch muss man feststellen, dass die Rententheorie den Ruhm, der ihr zuteil geworden ist, verdient hat, und dass die Arbeit, die zu ihrer Begriindung und Verteidigung und zu ihrer Kritik und Zuriiekweisung aufgewendet wurde, reiche Friichte getragen hat. Die Geschichte der Nationalokonomie braucht sich der Rententheorie nicht zu schamen. 2 Dass Boden verschiedener Art und verschiedener Leistungsfahigkeit verschieden gewertet wird, bietet der Betrachtungsweise der modernen Nationalokonomie iiberhaupt kein Problem. Soweit die Ricardo'sche Rententheorie sich mit der Abstufung der Wertung und Bewertung der Bodenleistungen befasst, ist sie in der modernen Lehre von der Preisbildung der Produktionsmittel ganz enthalten. Nicht der Inhalt der Rententheorie, sondern die Sonderstellung, die ihr im System zugewiesen wird, ist anstossig. Die Differentialrente ist eine allgemeine Erscheinung, die nicht auf die Gestaltung der Wertung und der Preise von Bodenleistungen beschrankt ist. Der Boden und die Dienste, *) «A garbled marginality theory» nennt sie Fetter (Encyclopaedia of the Social Sciences, vol. XIII, p. 291). s ) Vgl. Amonn, Ricardo als Begriinder der theoretischen Nationalokonomie, Jena 1924, S. 54 ff.
— 575 — die er leistet, werden nicht anders behandelt als andere Produktionsmittel und deren Leistungen. Die Verfiigung liber das bessere Werkzeug und die iiber die hohere Begabung zur Arbeit erscheinen als Rentenquellen, wenn wir sie mit dem sehlechteren Werkzeug und mit dem schlechteren Arbeiter, die man wegen der bestehenden Knappheit noch verwenden muss, vergleichen. Manche Schwierigkeiten, zu deren Losung man die Eententheorie heranziehen wollte, entsprangen dem Gebrauche von fiir nationalokonomische Untersuchungen ungeeigneten Wortern. Die Allgemeinbegriffe, die die Nationalokonomie in der Sprache und in der Begriffsbildung des Alltags vorgefunden und zunachst bedenkenlos fiir ihr Denken verwendet hat, waren nicht im Hinblick auf die praxeologischen Probleme geschaffen worden. Nur wenn man sich an das Wort Boden oder an das Wort Arbeit klammert, kann man die Frage aufwerfen, warum Boden oder Arbeit verschieden gewertet und bewertet werden. Wenn man nicht vom Wort, sondern von der Leistung und Bedeutung fiir die menschlichen Zwecke ausgeht, erscheint es als selbstverstandlich, class verschiedener Leistung im Handeln verschiedene Bedeutung beigelegt wird. Die Wert- und Preislehre unterscheidet nicht Boden, Kapital und Arbeit, sondern Gliter hoherer und Outer niederer Ordirang, Produktionsmittel und Genussgiiter. Wenn sie innerhalb der Produktionsmittel die urspriinglichen Produktionsmittel von den produzierten Produktionsinitteln unterscheidet und bei den urspriinglichen Produktionsinitteln wieder die menschliche Arbeit von den urspriinglichen aussermenschlichen oder sachlichen Produktionsinitteln, lasst sie den Gedankengang, auf dem sie zur Erfassung des Prozesses der Preisbildung der Produktionsmittel gelangt, unberiihrt. Die Aufteilung der Preise der Genussgiiter auf die Preise der komplementaren Produktionsmittel folgt bei alien Arten von Produktionsinitteln denselben Gesetzen. Dass verschiedene Leistungen verschieden gewertet, bewertet und behandelt werden, kann nur einem Betrachter, der auf die Verschiedenheit nicht achtet, auffallig erscheinen. Wer blind ist fiir die Qualitaten von Gemalden, wird es merkwiirdig finden, dass fiir ein Gemalde von Velasquez hohere Preise gezahlt werden als fiir ein Gemalde, das ein weniger begnadeter Kiinstler gemalt hat; dem Kenner erscheint das selbstverstandlich. Der Landwirt wundert sich nicht dariiber, dass fiir fruehtbareren Boden hohere Preise gezahlt werden als fiir weniger fruchtbaren. Wenn die Nationalokonomen das einst als erklarungsbediirftig erachteten, geschah es, weil sie von dem Allgemeinbegriff Boden ausgingen, der von den Qualitatsunterschieden absieht.
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