Technische Optik in der Praxis
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104 4 Entwicklung optischer Systeme<br />
schnitt, gestrichelte L<strong>in</strong>ien für den Sagittalschnitt. Die Modulation ist bis zur<br />
Ortsfrequenz von 20 lp/mm für die axiale Abbildung und die drei Feldw<strong>in</strong>kel<br />
dargestellt. Daneben ist für e<strong>in</strong>e ausgewählte Ortsfrequenz von 10 lp/mm<br />
die Modulation als Funktion <strong>der</strong> E<strong>in</strong>stellebenenlage (Fokussierung) gezeigt,<br />
wobei auch gerade hier <strong>der</strong> vorliegende Astigmatismus beson<strong>der</strong>s deutlich<br />
wird.<br />
Die unterschiedlichen Verläufe <strong>der</strong> Modulationsfunktionen für die verschiedenen<br />
Wellenlängen zeigen auch hier wie<strong>der</strong> deutlich die vorliegenden<br />
chromatischen Aberrationen (Farbfehler).<br />
4.4.2 Seidelsche Bildfehler<br />
Neben den re<strong>in</strong> trigonometrischen Fehlerbeschreibungen, wie sie hier <strong>in</strong> Form<br />
<strong>der</strong> Durchrechnungsdaten und <strong>der</strong> Diagramme dargestellt s<strong>in</strong>d, ist die näherungsweise<br />
Berechnung <strong>der</strong> Bildfehler zusätzlich von großer Hilfe. Dazu werden<br />
zunächst die <strong>der</strong> Durchrechnung zugrunde gelegten trigonometrischen<br />
Funktionen (W<strong>in</strong>kelfunktionen) <strong>in</strong> Taylor-Reihen entwickelt. Während für<br />
die paraxiale <strong>Optik</strong> und somit für die fehlerfreie Abbildung nur die ersten<br />
Glie<strong>der</strong> dieser Reihenentwicklung berücksichtigt werden (also s<strong>in</strong> α → α und<br />
cos α → 1), werden für die nächste Näherungsstufe auch die zweiten Glie<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Reihenentwicklung berücksicht (also s<strong>in</strong> α → α − α 3 /6 und cos α →<br />
1 − α 2 /2). Man entwickelt also die W<strong>in</strong>kelfunktionen bis zur dritten Ordnung.<br />
Die darauf aufbauende Seidelsche Bildfehlertheorie wird daher auch<br />
mit Bildfehlertheorie dritter Ordnung bezeichnet. In ihr werden die Aberrationen<br />
zusammenfassend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Aberrationsvektor beschrieben.<br />
Der große Vorteil dieser näherungsweisen Beschreibung <strong>der</strong> Abbildungsleistung<br />
liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Möglichkeit, e<strong>in</strong>zelnen Flächen und damit auch e<strong>in</strong>zelnen<br />
Systemteilen Bildfehleranteile zuzuordnen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Summe die Gesamtfehler<br />
des Systems ergeben. Ferner können auch für asphärische Flächen die<br />
sphärischen und asphärischen Fehleranteile getrennt aufgelistet werden. Auf<br />
die Darstellung <strong>der</strong> kompletten Formelsätze muß an dieser Stelle verzichtet<br />
werden. Beispielhaft ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tabelle 4.4 die Seidelsche Bildfehlerliste für<br />
das bisher betrachtete Triplet aufgeführt.<br />
Hierbei s<strong>in</strong>d zu je<strong>der</strong> Fläche die Flächenanteile (Flächenteilkoeffizienten)<br />
für sphärische Aberration, Koma, Astigmatismus, Bildfeldwölbung (Petzval-<br />
Summe), Verzeichnung, Farblängsfehler (chromatische Längsaberration CI)<br />
und Farbquerfehler (chromatische Queraberration CII) aufgelistet, sowie die<br />
Summe <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Fehlerarten über alle Flächen. Man erkennt hier deutlich<br />
die E<strong>in</strong>flüsse e<strong>in</strong>zelner Flächen auf die Fehlerarten.<br />
Zusätzlich können die partiellen Ableitungen <strong>der</strong> Seidel-Fehler nach den<br />
e<strong>in</strong>zelnen Systemparametern wie Flächenradien, Flächenabständen und Brechzahlen<br />
berechnet werden. Diese geben Aufschluß über die Wirksamkeit dieser<br />
Flächen auf die verschiedenen Fehlerarten.<br />
Werden asphärische Flächen <strong>in</strong> optischen Systemen e<strong>in</strong>gesetzt, so bieten<br />
auch gerade hier die Seidelschen Bildfehlerbetrachtungen beson<strong>der</strong>e Vorteile.