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Technische Optik in der Praxis

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142 5 Optische Werkstoffe<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit aufgebrochen werden. Der Übergang von e<strong>in</strong>er extrem<br />

zähflüssigen Schmelze zu e<strong>in</strong>em eher festkörperähnlichen Verhalten läßt sich<br />

durch e<strong>in</strong>e Messung des Koeffizienten <strong>der</strong> thermischen Ausdehnung α gut<br />

beobachten; die Übergangstemperatur wird Transformationstemperatur Tg<br />

genannt. Oberhalb Tg ist α im Vergleich zu Temperaturen unterhalb Tg um<br />

e<strong>in</strong>en Faktor von m<strong>in</strong>destens 2 bis 3 größer. Etwa 50 ◦ C bis 100 ◦ C oberhalb<br />

Tg bauen sich Spannungen <strong>in</strong>nerhalb weniger M<strong>in</strong>uten ab. Kühlt man e<strong>in</strong><br />

Glas von Temperaturen oberhalb Tg mit großer Kühlgeschw<strong>in</strong>digkeit (z. B.<br />

100 ◦ C/h) auf Raumtemperatur, so stellt sich von außen nach <strong>in</strong>nen e<strong>in</strong> Temperaturprofil<br />

mit e<strong>in</strong>em Temperaturmaximum im Innern e<strong>in</strong>. Deshalb verbleiben<br />

die <strong>in</strong>neren Teile des Glases länger bei hohen Temperaturen, bei denen<br />

das Glas weiter relaxiert. E<strong>in</strong>e Konsequenz davon ist, daß die Brechzahl<br />

im Innern höher ist als <strong>in</strong> den Bereichen nahe <strong>der</strong> Oberflächen. Um dies<br />

zu vermeiden, muß man das Glas h<strong>in</strong>reichend langsam kühlen. Zusätzlich<br />

kühlt man noch von Temperaturen oberhalb Tg mit konstanter (langsamer)<br />

Kühlgeschw<strong>in</strong>digkeit. Damit wird erreicht, daß alle Teile des produzierten<br />

Glases annähernd die gleiche thermische Vorgeschichte haben und Inhomogenitäten<br />

<strong>der</strong> Brechzahlen durch unterschiedliche Relaxation stark verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />

werden.<br />

Es ist nun aber zu erwarten, daß die Brechzahl von <strong>der</strong> (langsamen!)<br />

Kühlgeschw<strong>in</strong>digkeit abhängt. Diese Zusammenhänge kann man dazu ausnutzen,<br />

die Brechzahlen und <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerem Maße die Dispersion, bzw. die<br />

Abbe-Zahl, zu än<strong>der</strong>n und an die Erfor<strong>der</strong>nisse <strong>der</strong> Konstruktion anzupassen.<br />

Empirisch wurde gefunden, daß sich die Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Brechzahl ∆nd<br />

und <strong>der</strong> Abbe-Zahl ∆νd mit <strong>der</strong> Kühlgeschw<strong>in</strong>digkeit v über große Bereiche<br />

von v durch logarithmische Gesetze beschreiben lassen:<br />

<br />

v<br />

v<br />

∆nd = md log<br />

(5.12)<br />

und<br />

∆νd<br />

v1<br />

<br />

v<br />

v1<br />

v1<br />

= mvd log<br />

<br />

v<br />

v1<br />

(5.13)<br />

In Gleichung (5.12) und (5.13) bedeuten v die neu vorgesehene Kühlgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

und v1 die vorhergehende Kühlgeschw<strong>in</strong>digkeit (o<strong>der</strong> Referenzkühlgeschw<strong>in</strong>digkeit).<br />

Die Konstanten md und mνd (o<strong>der</strong> die Steigungen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er logarithmischen Darstellung <strong>der</strong> Gleichungen (5.12) und (5.13))<br />

müssen für jede Glasart experimentell bestimmt werden. Beide Gleichungen<br />

gelten nicht <strong>in</strong> den Grenzfällen v →∞und v → 0, da die Logarithmusfunktion<br />

divergiert. In <strong>der</strong> <strong>Praxis</strong> können beide Fälle nicht realisiert werden:<br />

Im ersten Fall ist extrem schnelle Kühlung erfor<strong>der</strong>lich, und im zweiten<br />

Fall werden nicht realisierbare lange Zeitdauern zur Kühlung benötigt. Beide<br />

Grenzfälle s<strong>in</strong>d somit für die <strong>Praxis</strong> ohne Bedeutung.<br />

Die Abb. 5.9 und 5.10 stellen für e<strong>in</strong>ige Beispiele an Gläsern ∆nd und ∆νd<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit von <strong>der</strong> Kühlgeschw<strong>in</strong>digkeit dar. Die Referenzkühlgeschw<strong>in</strong>-

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