Technische Optik in der Praxis
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8.1 Mechanismus <strong>der</strong> Wellenleitung 213<br />
Mitte zurückgelenkt werden –, so würde nur e<strong>in</strong>es, nämlich das <strong>in</strong>nerste Intensitätsmaximum<br />
verbleiben, und dieses bliebe über e<strong>in</strong>e beliebige Strecke<br />
erhalten.<br />
Genau dies leistet e<strong>in</strong> Wellenleiter, wie aus dem Vergleich <strong>der</strong> folgenden<br />
Abb. 8.5 mit Abb. 8.4 hervorgeht. Die Darstellung verknüpft das Wellenbild<br />
mit dem Strahlenbild. Als Beispiel ist <strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong> von l<strong>in</strong>ks unten nach<br />
rechts oben laufenden Wellenfront durch E<strong>in</strong>zeichnen <strong>der</strong> Wellenorthogonalen<br />
(Strahlrichtung) ab dem E<strong>in</strong>koppelende verdeutlicht. Deutlich wird auch die<br />
Umlenkung des Wellenverlaufs durch Reflexion des Strahls beim Erreichen<br />
<strong>der</strong> Wellenleiter-Seitenfläche. E<strong>in</strong>e Folge des Übergangs vom Strahlen- zum<br />
Wellenbild ist, daß die Umlenkung nun nicht mehr nur an e<strong>in</strong>em diskreten<br />
Punkt stattf<strong>in</strong>det (dort wo <strong>der</strong> Strahl auf die Berandung trifft), son<strong>der</strong>n aufgrund<br />
<strong>der</strong> lateralen Ausdehnung <strong>der</strong> Welle kont<strong>in</strong>uierlich längs des gesamten<br />
Leiterverlaufs.<br />
Damit sich <strong>der</strong> Energietransport auf den Kernbereich beschränkt, muß <strong>in</strong><br />
Abb. 8.5 die Neigung <strong>der</strong> Wellenfronten so se<strong>in</strong>, daß an <strong>der</strong> Kern-Mantel-<br />
Grenze jeweils e<strong>in</strong> Wellenberg gerade auf e<strong>in</strong> Wellental <strong>der</strong> gegenlaufenden<br />
Welle trifft. In diesem Fall tritt an <strong>der</strong> Kern-Mantel-Grenze destruktive Interferenz<br />
auf, und die Intensität fällt dort genau auf Null ab. E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e<br />
Neigung <strong>der</strong> Wellenfronten würde diese Bed<strong>in</strong>gung nicht erfüllen. In diesem<br />
Fall würde Intensität <strong>in</strong> den Mantelbereich gelangen, und <strong>der</strong> Leitungsmechanismus<br />
wäre mit Verlusten verknüpft.<br />
In Abb. 8.5 ist e<strong>in</strong> spezieller Verlauf <strong>der</strong> Phasenfront dick ausgezeichnet<br />
und dadurch beson<strong>der</strong>s hervorgehoben. Man kann anhand <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gezeichneten<br />
Punkte nachzählen, daß bis dorth<strong>in</strong> jene Wellenanteile, die schon von <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>kopplung an die Laufrichtung l<strong>in</strong>ks unten → rechts oben hatten (das s<strong>in</strong>d<br />
die, die unten beg<strong>in</strong>nen) genau 10 · λ brauchten. Sie eilen damit denjenigen<br />
um genau e<strong>in</strong>e Periode voraus, die oben begannen, dadurch zweimal umgelenkt<br />
werden mußten, um nach 11 · λ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bezugsebene dann wie<strong>der</strong> die<br />
gleiche Neigung zu haben wie die erstgenannten. Wegen <strong>der</strong> Verschiebung<br />
um genau e<strong>in</strong>e Wellenlänge können beide jedoch konstruktiv zusammenwirken,<br />
um wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Wellenfront <strong>in</strong> <strong>der</strong> ursprünglichen Richtung<br />
aufzubauen. Entsprechendes gilt für die Wellenrichtung l<strong>in</strong>ks oben → rechts<br />
unten.<br />
Abb. 8.5. Wellenleitung als Interferenzphänomen I