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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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Die biographische Analyse könnte noch gewinnen, wenn sie zu weiteren Bereichen<br />

und Themen ausführlicher und in der Exploration systematischer angelegt<br />

würde. Dazu wäre es nötig, den zeitlich schon sehr umfangreichen explorativen Teil<br />

entsprechend zu verlängern. Gerade in diesem Fall wäre ein zweiter Termin sehr<br />

wünschenswert. Außerdem könnten auch formale Analysen von Hervorhebungen<br />

und sprachlichen Merkmalen versucht werden. Die vorliegende <strong>Interpretation</strong><br />

würde aber durch solche Systematisierungen und Nachträge – soweit überhaupt<br />

möglich – viel von ihrem spontanen und sehr geschlossenen Eindruck verlieren.<br />

5.7 Kommentar zur Methodik<br />

Der Umfang der Biographik hängt von der Ergiebigkeit des Gesprächs, der<br />

Breite der Exploration und der Gründlichkeit der <strong>Interpretation</strong> ab. Wenn das<br />

empfohlene Tonbandprotokoll vorliegt, wird für die schriftliche Darstellung sehr<br />

stark ausgewählt werden müssen, da ein vollständiges Verbatim-Protokoll hier<br />

nicht angebracht ist. In wissenschaftlichen Arbeiten werden dafür bestimmte<br />

Regeln der Transskription festgelegt werden, z. B. hinsichtlich Interpunktion,<br />

Pausen, Versprechen, unverständlichen Stellen usw. Eine kurze Einführung in<br />

Transskriptionsregeln gaben u. a. Edwards & Lampert (1993), Fuchs-Heinritz<br />

(2000, S. 271), Mergenthaler (1984) und Wengraf (2001).<br />

Hier sind auch paraverbale (paralinguistische) Merkmale zu erwähnen, z. B.<br />

“hm” und “oh”, Lachen, Aufstöhnen, beschleunigte oder stockende Sprache,<br />

Unterbrechungen und Pausen. Der mimische, gestische und stimmliche Ausdruck<br />

sind non-verbale Merkmale der Kommunikation und geben u. U. Hinweise<br />

auf die emotionale Beteiligung des Interviewten. Die ausdruckskundliche Forschung<br />

hat jedoch insgesamt ergeben, dass solche Merkmale nur sehr vorsichtig<br />

interpretiert werden dürfen, da es keine einfachen und direkten Bedeutungen gibt<br />

(Forgas, 1999).<br />

Eine technisch genaue Transskription wird also im Vergleich zu einem Tonbandprotokoll<br />

immer noch einen Rest lassen. Das begleitende Verhalten, die<br />

Mimik und die Gestik beim Erzählen, welche den Zuhörer zusätzlich informieren<br />

und beeinflussen, sind ohnehin nur in einem Videoprotokoll zu dokumentieren.<br />

Mit dem sich vereinfachenden Gebrauch dieser Medien werden wahrscheinlich<br />

die außerordentlich aufwendigen Transskriptionen an Bedeutung verlieren. Bei<br />

Forschungsuntersuchungen wird sich die Diskussion künftig vielleicht eher auf<br />

die Segmentierung sowie auf die Auswahl und den Abruf wichtiger Episoden in<br />

einem Multimedia-PC richten.<br />

In unserem Zusammenhang genügt es, die bereits genannten Kennzeichnungen<br />

von direkter Rede und von Auslassungen innerhalb eines Kontexts vorzunehmen<br />

sowie auffällige Betonungen zu unterstreichen.<br />

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