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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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Denkprozesse enthält” (S. 12). Die Verfasser entwickelten ein “generatives<br />

Modell” des Träumens, um den geträumten Traum aus dem manifesten Traum zu<br />

extrahieren.<br />

“Ohne ein Verständnis dessen, was den Kognitiven Elementen innewohnt und<br />

wie sich Phantasien und Affekte – zwei verschiedene Arten von Information –<br />

zueinander verhalten, kann keine Theorie des Träumens gelingen. Es werden einerseits<br />

die Funktion von Affekten im Traumgeschehen untersucht (Affektualisierung,<br />

affektives Erleben im Traum), andererseits jene affektive Information, die<br />

eine Traumsequenz steuert, dem Traum eine Form der Entfaltung erlaubt, diese<br />

aber auch begrenzt.” (S. 10). Die Verfasser beschrieben eine Methode der<br />

Sequentialisierung (Segmentierung) und Kodierung, um diese Prozesse zu erfassen<br />

und zu gliedern. Der protokollierte Originaltext wird in eine Abfolge von<br />

bildhaften, verbalen oder kognitiven Einheiten, in eine Sequenz von Situationen<br />

gegliedert. Außer der Sequentialität wird die Selbstreferentialität (Selbstbezug)<br />

und der Unterschied zwischen narrativen und autosymbolischen Träumen hervorgehoben.<br />

Manifester Trauminhalt und latente Motive<br />

Für Freud war der manifeste Traum nur eine täuschende Fassade und er warnte<br />

vor dem nur bildgeleiteten Ansatz der <strong>Interpretation</strong>. Diese Auffassung hat viele<br />

andere beeinflusst. Zimmermann (1991) versuchte, unter dem Stichwort “Bildverbot”<br />

einen Zusammenhang mit biographischen Informationen über Freud<br />

herzustellen.<br />

Andere Autoren waren dann mehr an dem manifesten Inhalt interessiert und<br />

versuchten zu zeigen, dass auch aus diesem psychologisch fruchtbare Einsichten<br />

zu gewinnen sind. Diese Perspektive könnte natürlich z. T. auch damit zusammenhängen,<br />

dass der Kontext der therapeutischen Situation und das Hören in der<br />

psychoanalytischen Situation fehlten. Aber auch Freud hat einige Träume nur<br />

aufgrund des Textes interpretiert. Auf der anderen Seite spricht zunächst nichts<br />

dagegen, einen Traumtext wie einen beliebigen anderen Text inhaltlich zu interpretieren<br />

und zu prüfen, wie weit diese Heuristik trägt.<br />

Divergenzen und Konvergenzen<br />

Die kurze Schilderung verschiedener Ansätze der Traumdeutung lässt sehr zweifelhaft<br />

werden, ob verschiedene Interpreten zu konvergenten <strong>Interpretation</strong>en<br />

kommen würden. Die Übereinstimmung könnte jedoch empirisch hinsichtlich<br />

verschiedener Merkmale geprüft werden, auch wenn es für die Gültigkeit der<br />

<strong>Interpretation</strong> letztlich keine Instanz geben wird. Tatsächlich gehen aber die<br />

Lehrbücher der Traumpsychologie in der Regel nicht auf diese methodisch und<br />

theoretisch wichtige Fragestellung ein.<br />

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