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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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Vorwissens 12 Dimensionen erwartet wurden. Dieses Verfahren von Analyse,<br />

Itemselektion und erneuter Analyse wurde mehrfach durchlaufen. Die Vergleiche<br />

und die abschließende Entscheidung orientierten sich natürlich an den theoretisch<br />

erwarteten Konstrukten. Beim FPI musste jedoch auf einige der beabsichtigten<br />

Eigenschaftskonstrukte und in anderen Fällen auf zunächst wichtig<br />

erscheinende Facetten von Konstrukten sowie auf eine größere Itemzahl der<br />

Skalen mit 14 bis 16 Items verzichtet werden. Sie konnten empirisch-statistisch<br />

nicht befriedigend gestützt werden (<strong>Fahrenberg</strong> et al., 2001).<br />

Diese Schilderung belegt, dass es sich bei dieser Operationalisierung um einen<br />

<strong>Interpretation</strong>sprozess mit schwierigen Kompromissen handelt. Trotz aller<br />

anderen Unterschiede hat diese Konstruktion im mehrfachen Durchlaufen von<br />

<strong>Interpretation</strong>sversuchen und neuen statistischen Analysen des veränderten<br />

Itempools große Ähnlichkeiten mit einer hermeneutischen Prozedur.<br />

<strong>Interpretation</strong> der Skalenwerte<br />

Die Schilderung der Testkonstruktion könnte den Eindruck erwecken, dass die<br />

erhaltenen Skalen sehr eigenwillige und artifizielle Entwicklungen sind. Deshalb<br />

muss noch erläutert werden, weshalb sie eine allgemeinere Bedeutung haben.<br />

Der Grund ist die bevölkerungsrepräsentative Erhebung. Die Befragten haben<br />

sich anhand des Fragebogens selbst beschrieben und durch die Korrelationen<br />

ihrer Antworten wurden psychologische Zusammenhänge beschrieben. Die<br />

abgeleiteten Skalenwerte repräsentieren psychologische Konstrukte, die offensichtlich<br />

in den Selbstbeschreibungen der Durchschnittsbevölkerung (auf der<br />

Basis dieses Itempools) einen herausragenden Einfluss haben. Der Vergleich der<br />

beiden Repräsentativerhebungen von 1982 und 1999 zeigte, dass die Struktur des<br />

FPI-R sowie die testmethodischen Statistiken, die Reliabilitätskoeffizienten und<br />

sogar die Normwerte sehr gut reproduzierbar waren.<br />

Diese Konzepte der FPI-Skalen überlappen deutlich mit den Konzepten von<br />

Fremdbeurteilungen. Es handelt sich um robuste Dimensionen eines differentiell-psychologischen<br />

Beschreibungssystems. Es gibt außerdem empirische<br />

Zusammenhänge zwischen Testwerten von Persönlichkeitsinventaren und Verhaltenskriterien,<br />

d. h. zu objektiv beobachtbaren Kriterien und zu selbstprotokollierten<br />

(berichteten, aber im Prinzip empirisch prüfbaren) Kriterien und zu<br />

Statuseigenschaften (soziodemographischer, beruflicher, klinischer usw. Art). In<br />

dieser Hinsicht haben die Skalenwerte des FPI-R und anderer Inventare eine<br />

empirische Kriterienvalidität. Sehr viel schwieriger ist die Frage zu beantworten,<br />

inwieweit Testwerte von Fragebogen bei praktisch wichtigen Entscheidungen<br />

einen Entscheidungsnutzen im Vergleich zu anderen über die Person bereits<br />

vorhandenen Informationen haben.<br />

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