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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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3.3 Strategien<br />

Aus den allgemeinen Prinzipien folgen Strategien. Die verschiedenen Anwendungsgebiete,<br />

z. B. Traum, Biographik und projektive Tests, weisen zwar formale<br />

Unterschiede auf, doch sind die Strategien sehr ähnlich. Strategien sind<br />

keine genauen Anleitungen oder linear abzuhandelnde Programme, sondern<br />

bewährte Verfahrensvorschläge oder Pläne. Je nach Anwendungsgebiet und<br />

Material umfassen sie zudem spezielle Regeln als Strategieelemente.<br />

Materialkritik und Ausgangsbedingungen<br />

Einleitend ist die Materialbasis festzulegen. Welcher Text, welche Protokolle und<br />

welche Kontextinformationen sind vorhanden? Gibt es Schwierigkeiten bei der<br />

Abgrenzung und Zuschreibung der Quellen? Hat das Material offensichtliche<br />

Mängel oder Lücken (Materialkritik)? Zur Klärung der Ausgangsbedingungen<br />

gehören außer der Material- und Quellenkritik auch die Überlegungen zum eigenen<br />

Vorverständnis, zu möglichen Voreingenommenheiten und anderen speziellen<br />

Ausgangsbedingungen.<br />

Material- und Quellenkritik.<br />

Allgemeines Vorverständnis:<br />

aus der Tradition (allgemeine Überlieferungen, spezielles Wissen über frühere<br />

<strong>Interpretation</strong>en von anderer Seite);<br />

aus aktuellen soziokulturellen Bedingungen (Zeitgeist);<br />

aus Schulzugehörigkeit (u. a. hinsichtlich <strong>Interpretation</strong>sstil,<br />

Deutungstechnik);<br />

aus den individuellen Bedingungen des Interpreten (u. a. fachliche<br />

Erfahrung und methodische Kompetenz, Interessen und Einstellungen,<br />

Voreingenommenheiten, “persönliche Gleichungen”, Sympathien und<br />

Parteilichkeiten);<br />

aus der Fragestellung oder dem direkten Zweck der <strong>Interpretation</strong>.<br />

Darlegung des ersten Eindrucks und des Vorentwurfs<br />

(“<strong>Interpretation</strong>sfolie”), der aus diesen verschiedenen Quellen gespeist ist.<br />

Heuristik und hermeneutischer Zirkel<br />

Die allgemeinste Strategie richtet sich auf die mehrdeutigen Beziehungen zwischen<br />

Textelementen und Text, zwischen Text und Kontext sowie zwischen den<br />

<strong>Interpretation</strong>sebenen. Wie ist mit diesen multiplen Zusammenhängen umzugehen?<br />

Der kreisende und spiralförmig sich erweiternde Prozess der Durchgliederung<br />

und Auslegung wird in den Geisteswissenschaften als “hermeneutischer<br />

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