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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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Zeitaufwand für Statistik ist in etwa geblieben, jedoch durch die Tutorate erhöht.<br />

Die Übung Biographik ermöglicht zwar einen Wahl-Pflicht-Schein, wird aber nur<br />

von ca. 20 Prozent eines Jahrgangs besucht. Die Übung “Inhaltsanalyse” wurde wegen<br />

mangelnder Teilnahme nur sehr selten im Grundstudium angeboten. Die Teilnahmemotivation<br />

hat sicher viele Gründe. Falls die beiden Übungen als Alternative<br />

zur Statistik angeboten würden, könnte sich das Bild grundlegend ändern.<br />

Im zweiten Teil des Studiums gibt es neben einer Pflichtveranstaltung über<br />

psychologische Diagnostik (vor allem in der klinischen Psychologie und im A &<br />

O-Bereich) eine ergänzende zweistündige Lehrveranstaltung über Erzähltechniken<br />

oder narratives Interview (Wahl-Pflicht-Schein für “Evaluation und Forschungsmethodik”).<br />

Überlegungen zum Curriculum<br />

Die Teilnahme an einer Übung “Biographik” oder einer Übung “Inhaltsanalyse”<br />

im Grundstudium von allen zu verlangen, würde zu einer besseren Ausbildung<br />

führen. Eine Abwahl oder eine starke Reduktion der Ausbildung in Versuchsplanung<br />

und statistischen Methoden kann nicht ernsthaft vertreten werden, falls<br />

nicht auf einen großen Teil der anderen Methodenkompetenz der Psychologie<br />

verzichtet werden soll. Ebenso wenig ist eine Aufspaltung zwischen Statistik und<br />

<strong>Interpretation</strong> vertretbar. Sie würde gerade der gewünschten Verbindung beider<br />

Bereiche und der Vorstellung einer Basiskompetenz für die komplementäre<br />

Anwendung beider Methodiken widersprechen.<br />

Nicht ausgeschlossen wäre die stärkere Einbindung der <strong>Interpretation</strong>smethodik<br />

in die Empiriepraktika, doch müsste dann mehr Zeit eingeräumt werden.<br />

Die stärkere Integration der statistischen Methodik ist hier nicht nur aus didaktischen,<br />

sondern auch aus motivationalen Gründen oft versucht worden. Curriculare<br />

Überlegungen dieser Art hängen auch mit dem Interesse und der Ausbildung<br />

der Dozenten zusammen. Wegen der zunehmenden Spezialisierung der<br />

Arbeitsgebiete wird es wahrscheinlich schwieriger werden, eine breite Orientierung<br />

und Kompetenz in dem Pluralismus der Methodenlehre zu finden.<br />

Die Übung in interpretativer Methodik und die Einführung in die allgemeine<br />

<strong>Interpretation</strong>slehre bereits im Grundstudium werden hier als ein wichtiges Ausbildungsziel<br />

postuliert. Dazu gehören auch die Förderung des fachlichen Interesses<br />

an (Auto-) Biographien und Inhaltsanalysen, an dem intellektuellen Spaß<br />

am Deuten, Enträtseln, Konstruieren von <strong>Interpretation</strong>shypothesen. Wesentliche<br />

Bestandteile sind die notwendige methodische Anleitung, das Training und die<br />

Kontrolle in einer <strong>Interpretation</strong>sgemeinschaft. Zumindest einige dieser Ziele<br />

sind bereits durch ein oder zwei Übungen im Grundstudium zu erreichen.<br />

Nützliche Schritte in diese Richtung können neue Lehrbücher sein, die ein Programm<br />

der allgemeinen <strong>Interpretation</strong>slehre mit einführenden Beispielen geben.<br />

In Teamarbeit müsste ein didaktisch gut ausgearbeiteter Studientext, auch mit<br />

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