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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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Die von Thomae und seiner Gruppe entwickelte psychologische Biographik<br />

und die sehr umfangreichen empirischen Untersuchungen können als der wichtigste<br />

wissenschaftliche Beitrag zu dem Gebiet der Biographik angesehen werden.<br />

Dieser Ansatz wird in seinen Grundzügen im Abschnitt 11.4 dargestellt.<br />

Darstellungen der biographischen Methodik<br />

Jüttemann und Thomae (1987) gaben eine wichtige Sammlung von Aufsätzen<br />

zum Thema Biographie und Psychologie heraus. Die Beiträge umfassen u. a. die<br />

Geschichte der biographischen Forschung, die Standortbestimmung der biographischen<br />

Forschung in verschiedenen Bereichen und Grundfragen dieser<br />

Methodik. Das Buch unterrichtet vor allem über die deutschsprachige Literatur<br />

(zur Geschichte der biographischen Methoden in der Psychologie siehe auch<br />

Bühler, 1933; Bühler & Massarick, 1969; Thomae, 1968, 1987). Ein ähnliches<br />

Werk über die englische Literatur wurde von Runyan (1988b) publiziert.<br />

Themenhefte der Zeitschrift Journal of Personality (siehe u. a. McAdams,<br />

1988; sowie McAdams & West, 1997) informieren über die neueren Entwicklungen<br />

in den USA, offensichtlich nahezu unabhängig von der aktuellen deutschsprachigen<br />

Literatur. Mehrere Bücher über sog. qualitative Methoden der<br />

Psychologie enthalten Kapitel über die biographische Methode oder zumindest<br />

Beiträge, in denen verwandte theoretische Fragen angesprochen werden. Praktische<br />

Beispiele in hinreichender Ausführlichkeit fehlen in diesen Sammelbänden,<br />

und die Diskussion von Prinzipien und tatsächlichen Ergebnissen der<br />

methodenkritischen Evaluation ist in der Regel zu kurz (Bergold & Flick, 1987;<br />

Flick et al., 1991, 2000; Jüttemann, 1990; Kohli & Robert, 1984).<br />

In einem umfangreichen Projekt führten Langenmayr und Schubert (1987)<br />

Lebenslaufanalysen aufgrund von Interviews von ein bis zwei Stunden Dauer an<br />

einer Stichprobe von 265 Bürgern Nordrhein-Westfalens im Alter zwischen 20-<br />

60 Jahren durch. Die hauptsächlichen Themen waren die Familienstruktur,<br />

Wohnverhältnisse, Religionsausübung, Kindergarten und Schule, Beruf und<br />

Gesundheit (in reduziertem Umfang ggf. auch für Partner und Kinder). Nach<br />

Kodierung lagen 1144 Variablen als Rohdaten vor. Die Hypothesen lauteten:<br />

“1. Es existieren regelmäßige und beschreibbare Zusammenhänge zwischen<br />

den lebensgeschichtlich frühen Ereignissen, Erfahrungen und Konstellationen<br />

einerseits, und Konstellationen, Ereignissen und Verlaufsmustern in späteren<br />

Lebensabschnitten.<br />

2. Es existieren Gruppierungen unterschiedlicher Verlaufsmuster von Biographien,<br />

die nicht mit Hilfe eindimensionaler Erklärungsmuster – etwa als<br />

Geburtskohorten – beschreibbar sind.<br />

3. Die genannten Zusammenhänge und Verlaufsmuster können aufgrund der<br />

Erfassung rein quantitativer Daten beschrieben werden.” (S.1).<br />

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