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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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D. arbeitet weiter als Flugbegleiterin, doch sie ist unruhig, "beginnt die Suche<br />

nach dem, was mich zufrieden macht."<br />

Sie lernt 1993 ihren zweiten Mann kennen. Obwohl sie eigene Kinder bisher<br />

immer ablehnte, will sie "plötzlich ganz arg ein Kind, körperlich." Vor der<br />

Entbindung zieht D. 1994 nach ... zu ihrem Mann, der berufsbedingt häufig<br />

für längere Zeit im Ausland arbeitet. Nach der Geburt ihrer Tochter fühlt sie<br />

sich unsicher und überfordert. Sie hat Schwierigkeiten, neue befriedigende<br />

Kontakte zu knüpfen und findet sich in ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter<br />

nicht zurecht. "Ich wurde dem Zeitschriften-Mutterideal nicht gerecht. Alles<br />

brach über mir zusammen. Obwohl das Kind, das aus reiner Liebe entstanden<br />

war, da war, habe ich Einsamkeit empfunden." Sie stellt ihre gesamte Lebenssituation<br />

in Frage, begibt sich in Therapie. ("Tiefenpsychologische Gesprächstherapie").<br />

1997 beginnt D. ein Sozialpädagogikstudium, was sie mit großem Enthusiasmus<br />

betreibt. An der richtigen Wahl ihres Studiums hat sie keine Zweifel.<br />

"Ich habe ein gutes Gefühl. Ich kann das."<br />

Das Leben mit ihrer Tochter empfindet sie zur Zeit "richtig nett; ich habe<br />

das Gefühl, wir können was miteinander anfangen. (...) ist so lieb".<br />

Den Kontakt zu ihren Eltern nimmt D. nach der Geburt der Tochter wieder<br />

auf. Gespräche mit der Mutter über die Vergangenheit sind nicht möglich."<br />

Ich habe jahrelang immer den Wunsch gehabt, es wird alles gut, wir verstehen<br />

uns, wir vertragen uns und können miteinander reden und uns verzeihen. Den<br />

Wunsch habe ich einfach aufgegeben....Bei Auseinandersetzungen (über die<br />

Vergangenheit) rastet sie immer aus." Trotz aller Schwierigkeiten hält D. es<br />

für wichtig, ihrer Tochter die Großeltern nicht vorzuenthalten.<br />

Die Beziehung zu ihrem Vater erlebt sie als unverbindlich, manchmal herzlich.<br />

"Ich habe das Gefühl, er wartet richtig darauf, ein Küsschen zu kriegen".<br />

Zu den Geschwistern hat D. nur selten und dann oberflächlichen Kontakt.(3<br />

Mal pro Jahr). Ihr Bruder "hat das Gymnasium dann doch nicht geschafft,<br />

jetzt wohnt er wieder bei meinen Eltern, ... genau wie meine kleine Schwester".<br />

Freunde sind für D. sehr wichtig, "zur gegenseitigen Unterstützung und als<br />

Bereicherung".<br />

Für die Zukunft wünscht sie sich Gesundheit, dass sie sich gut mit ihrem<br />

Mann versteht. "Dass alle ihre Wünsche äußern und möglichst einvernehmlich<br />

miteinander verwirklichen können."<br />

Methodischer Rückblick<br />

Meine Vorüberlegung, D. zunächst frei erzählen zu lassen und sie im Anschluss<br />

daran zu befragen, erwies sich als überflüssig, da D. ohne Umschweife<br />

begann, mir ihr Leben zu erzählen und mit der Bemerkung abschloß "so,<br />

jetzt kannst du Fragen stellen".<br />

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