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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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Murray postulierte, dass situativer Druck (press) und Bedürfnis (need) eine<br />

Einheit bilden. Eine bestimmte soziale Situation legt z. B. ein geselliges Verhalten<br />

nahe und dies entspricht dem eigenen Bedürfnis nach Anschluss an andere<br />

Personen (Affiliation). Durch die sog. need-and-press-Analyse werden diese<br />

Themen psychologisch exploriert. Situationen haben einen objektiven und einen<br />

subjektiven Aspekt (alpha und beta press). Diese subjektive Bedeutung ist durch<br />

die individuellen Erfahrungen und Bewertungen bestimmt.<br />

Die Bilder des TAT sind so ausgewählt oder konstruiert, dass sie Personen oder<br />

Szenen mit einem thematischen Anreizcharakter (Aufforderungscharakter) darstellen.<br />

Die zu diesen Bildern erzählten Geschichten wurden psychologisch ausgewertet,<br />

um die zentralen Motive zu erfassen und Verhaltensbereitschaften zu<br />

erfassen. Dazu gehören u. a. Aggressivität, Dominanz, Geselligkeit, Leistungsmotivation,<br />

Selbständigkeit (siehe <strong>Interpretation</strong> projektiver Tests, Kapitel 9,<br />

sowie Barresi & Juckes, 1997). Murray scheint an eine allgemeine Taxonomie<br />

von biographischen Mustern oder Erzähltypen gedacht zu haben (McAdams,<br />

1988). Über ihn gibt es eine Biographie, welche die Zusammenhänge zwischen<br />

Leben und Werk verständlich zu machen versucht (Anderson, 1988).<br />

Thomae (1968, 1996) hat, in Anlehnung an Bühler (1959; Bühler & Massarik,<br />

1969) und andere Autoren, die Themen des Lebenslaufs systematisch bestimmt<br />

und klassifiziert. Die empirischen Grundlagen sind sehr viel breiter und umfangreicher<br />

als bei anderen Autoren, und der Forschungsprozess wurde ausführlich<br />

begründet.<br />

In einer Übersicht fasste Kruse (1987) die wichtigsten Schritte zur Entwicklung<br />

eines Kategoriensystems dieser Art zusammen:<br />

• unvoreingenommene Durchsicht der gesammelten Biographien;<br />

• Suche nach Gemeinsamkeiten;<br />

• Übertragung auf andere Biographien und Kennzeichnung der Kategorien<br />

durch instruktive Beispiele;<br />

• Unterscheidung von Ausprägungsgraden mit Fallbeispielen;<br />

• Anwendung des Kategoriensystems auf konkrete Fälle.<br />

Durch statistische Verfahren können Häufigkeitsverteilungen, auch in<br />

Untergruppen, beschrieben und eventuell Merkmalsgruppen erfasst werden<br />

(Clusteranalysen u. a.).<br />

Im Werk Thomaes sind die Kategoriensysteme für die inhaltlichen Daseinsthemen,<br />

die instrumentellen Daseinstechniken und Bewältigungsformen eingehend<br />

beschrieben und mit zahlreichen Untersuchungsergebnissen illustriert worden.<br />

Grundlegend sind die über einen langen Zeitraum systematisch erarbeiten<br />

Kategoriensysteme, deren materialbezogene Ableitung sehr ausführlich dargestellt<br />

wurde (Thomae, 1968; siehe auch Kruse, 1987).<br />

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