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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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Zukunftsbezug, Konflikte und Belastungen im familiären und beruflichen<br />

Bereich sowie über die typischen Konflikthäufigkeiten in drei Kohorten der<br />

Geburtsjahrgänge von 1910-1919, 1920-1929 bis 1930-1939. Es gibt in der deutschen<br />

Literatur zahlreiche weitere Beiträge zur psychologischen Biographieforschung<br />

und deren Methodik (u. a. Keßler, 1982; Lehmann, 1983; Straub,<br />

1989; Zacher, 1988).<br />

Grundlagenkritik und spezielle Methodenkritik<br />

Mit Begriffen wie Unvoreingenommenheit, natürlicher Zusammenhang und<br />

Vollständigkeit wurde ein hohes methodisches Anspruchsniveau der Biographik<br />

angesetzt (siehe Abschnitt 5.7). Eine kritische Betrachtung könnte ergeben, dass<br />

es sehr idealisierte Forderungen und teilweise sogar Fiktionen sind. Im Abschnitt<br />

11.3 werden einige der allgemeinen Methodenprobleme sowie kritische Einwände<br />

dargestellt, welche zur Grundlagenkritik an der biographischen Methodik<br />

gehören.<br />

6.7 Zusammenfassung<br />

Die Biographik ist eine der grundlegenden Methodentypen der empirischen<br />

Psychologie. Dennoch werden die großen und breit entwickelten Lebensbeschreibungen<br />

eher Ausnahmen bleiben oder vielleicht als literarische und<br />

psychohistorische Werke veröffentlicht werden. Die psychologische Forschung<br />

und Praxis werden sich meistens mit kürzeren Fassungen von autobiographischen<br />

Aufzeichnungen und Biographien sowie relativ kurzen Interviews begnügen<br />

müssen. Die verschiedenen Formen der biographisch orientierten und diagnostischen<br />

Interviews von der medizinischen Anamnese bis zum Interview in<br />

der Personalauswahl haben in der Regel spezielle Ziele.<br />

Nur in der Richtung der biographischen Persönlichkeitsforschung wird es auf<br />

eine umfassende, perspektivenreiche und in den Klassifikationsbemühungen<br />

systematische Arbeit ankommen. Dies kennzeichnet die Forschung von Murray<br />

und Thomae, welche auf dem Wege über diese Analysen eine Grundlegung der<br />

Persönlichkeitstheorie anstrebten.<br />

In diesen Kapiteln 4 bis 6 ging es um die Einführung in das biographische<br />

Verfahren durch eigene Erfahrung und durch Besprechung kritischer Einwände.<br />

Die früheste Erinnerung, die erinnerten frühen Eigenschaftsattribuierungen, das<br />

Tageslauf-Protokoll und die autobiographische Skizze waren vorbereitende<br />

Schritte. Mit diesen Erfahrungen konnten sich die methodenkritischen Überlegungen<br />

entwickeln. Diese kreisten immer wieder um Fragen der Selektion und<br />

Inferenz, um die leitenden Konzepte, um die adäquaten Kategorien und um die<br />

Möglichkeiten zur Sicherung der <strong>Interpretation</strong>.<br />

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