27.11.2012 Aufrufe

Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ist eine multiple Operationalisierung möglich? Was ergibt die Kontrolle der<br />

konvergenten und diskriminanten Validität im MTMM-Ansatz?<br />

Welche Ergänzungen sind erforderlich, um die Symmetrie von Prädiktor und<br />

Kriterium zu verbessern?<br />

Diese Überlegungen führten zur Forderung nach multi-methodalen und multi-strategischen<br />

Untersuchungen, um möglichst die Schwächen oder Defizite einzelner Methoden<br />

der Datenerhebung oder spezieller Untersuchungsstrategien auszugleichen.<br />

Effekte der Kommunikation und Interaktion<br />

Interviews und Tests finden in einer sozialen Situation statt. Die Kommunikation<br />

und die soziale Interaktion zwischen den Beteiligten sind hier wesentliche<br />

Bestandteile und sind typisch für Lebenswelt und Alltag dieser Personen. Diese<br />

Wechselwirkungen sind also funktional, durchaus “natürlich” und bilden<br />

zugleich ein zentrales Methodenproblem. Inwieweit kann später im <strong>Interpretation</strong>sprozess<br />

noch zwischen den verschiedenen Einflüssen und Komponenten<br />

unterschieden werden? Für das spontane und volle Auffassen eines Narrativs<br />

scheint diese Differenzierung nicht notwendig, u. U. nicht einmal wünschenswert<br />

zu sein. Andererseits ist nicht zu übersehen, dass hier auch problematische<br />

Einflüsse, individuelle Unsicherheiten und mögliche Fehlerquellen der gültigen<br />

<strong>Interpretation</strong> bestehen können.<br />

Zu diesem Thema gibt es aus verschiedenen Bereichen der Psychologie viele<br />

Untersuchungsbefunde und Differenzierungsversuche. Dazu gehören:<br />

• die Sozialpsychologie der Personwahrnehmung mit Rollen und Stereotypien,<br />

impliziten Konzepten und Attributionen (Forgas, 1999);<br />

• die Sozialpsychologie der dyadischen Interaktion (Interviewer und Interviewter,<br />

Proband und Testleiter, Versuchspersonen und Versuchsleiter);<br />

• die Analyse von Antworttendenzen, Wahrnehmungsfehlern und Verzerrungen;<br />

• die Strategien der Informationsverarbeitung, der Urteilsheuristiken und des<br />

Wissenserwerbs;<br />

• die Psychologie des Selbsts (Mummendey, 1995), u. a. hinsichtlich der<br />

Bedeutung der Selbstkonzepte und der Selbstdarstellung (“impression<br />

management”).<br />

Gewiss wird es wissenschaftliche Fragestellungen geben, in denen solche<br />

Effekte nicht schlicht als “natürliche” Gegebenheiten des interpretativen Para-<br />

354

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!