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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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die <strong>Interpretation</strong>sebene des Untersuchers im Kontext der diagnostischen<br />

Fragestellung;<br />

die Kommunikations-Ebene der Untersuchungsbefunde mit dem Kontext<br />

des Untersuchungsauftrags.<br />

Auf der Protokoll- und Test- Ebene gibt es mehrere Aspekte zu unterscheiden. Die<br />

Antworten sind vom individuellen Testverhalten mit zusätzlichen Kommunikationen,<br />

Interaktionen und Ausdrucksverhalten begleitet. Ein protokollierter Text<br />

wird deshalb nicht alle der u. U. in die <strong>Interpretation</strong> eingehenden Informationen<br />

enthalten können, selbst wenn der Untersucher sich Beobachtungsnotizen macht.<br />

Bei der Deutung der Klecksbilder des Rorschach-Tests steht fest, dass es sich um<br />

die Wahrnehmungen der untersuchten Person handelt. Dagegen kann sich bei einer<br />

erzählten Geschichte mit mehreren Figuren durchaus die Frage ergeben, mit<br />

welcher Figur sich der Erzählende identifiziert. Wird dies aus der Geschichte deutlich<br />

oder bleibt es unsicher? Diese Bezugsebenen sind wichtig, wenn die psychische<br />

Situation und Entwicklung der Hauptfigur von den Nebenfiguren unterschieden<br />

werden müsste. Noch komplizierter wird es, wenn sich der Erzähler mit<br />

einer Nebenfigur identifiziert oder diese Identifikation wechselt wie es in einer<br />

Phantasiegeschichte ja durchaus möglich wäre. Außerdem kann wie bei der<br />

<strong>Interpretation</strong> von Träumen, außer der Ebene des manifesten Inhalts, eine zweite<br />

Ebene der unbewussten, latenten Motive der Erzählung angenommen werden.<br />

Insgesamt ist das ein verwirrendes Gefüge von Ebenen und Kontexten, welches<br />

zur <strong>Interpretation</strong> anregen oder im Gegenteil abschrecken kann. Hier sind<br />

auch die grundsätzlichen Schwierigkeiten einer Validierung an empirischen<br />

Kriterien zu sehen. Übersichten zur Theorie der projektiven Tests geben u. a.<br />

Heiß (1949), Kornadt und Zumkley (1982) und Spitznagel (1982, 1991). Diese<br />

Autoren geben auch Hinweise auf die Methodenprobleme und Ergebnisse von<br />

Validierungsstudien.<br />

Ausbildung und Anwendung<br />

Neuere Umfragen zeigen, dass projektive Tests in der Praxis noch relativ häufig<br />

verwendet werden, wahrscheinlich von der älteren Generation der Psychologen.<br />

Schorr (1995) fragte bei 613 deutschen Psychologen nach den am häufigsten verwendeten<br />

Testverfahren. Für den TAT ergab sich mit 13.1 % der Antwortenden<br />

der Platz 5 (nach FPI, HAWIE, d2 und GT), für den Sceno-Test Platz 6 und für<br />

den Rorschach-Test Platz 12. Auch in einer anderen Umfrage (Steck, 1997) lag<br />

der TAT deutlich vor dem Sceno- und dem Rorschach-Test.<br />

Für die projektiven Verfahren gibt es heute im Studium der Psychologie höchstens<br />

noch eine rudimentäre Ausbildung. In den fünfziger und sechziger Jahren<br />

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